Rote Fahne 24/2023
„Das saharauische Volk will keinen Krieg und kein Blut, aber wir wollen unser Selbstbestimmungsrecht!“
Chaia Seini von der Nationalen Union der Frauen der Sahara (Westsahara) berichtete während des Weltkongresses der United Front in einem Gespräch mit der Roten Fahne über die Lage in ihrem Land
Ich möchte gerne vorstellen, was in der Westsahara passiert, zumal dieser Kampf nicht so bekannt ist. Unser Ziel ist die Selbstbestimmung des saharauischen
Volkes.
Bis 1975 war Spanien Kolonialmacht der Westsahara, dann marschierte Marokko ein. Sie haben den „Vertrag von Madrid“ abgeschlossen. Wir fordern, dass dieser Deal aufgehoben wird. Die Westsahara ist immer noch eine Kolonie, unsere Ressourcen werden von der EU ausgebeutet. Sie rauben vor allem unsere großen Fischreichtümer und Phosphatvorkommen.
Unser Volk lebt in besetzten Gebieten in Marokko und freien Gebieten in Flüchtlingscamps in Algerien. Ich selber bin in einem Flüchtlingscamp geboren und aufgewachsen.
Bewaffneter Befreiungskampf
Das saharauische Volk hat bis 1991 einen bewaffneten Befreiungskampf geführt. Dann gab es einen Waffenstillstand mit Marokko, als die UNO ein Abkommen aushandelte, dass die Saharauis ein Referendum über ihr Selbstbestimmungsrecht machen dürfen. Marokko hat das systematisch sabotiert.
Schon 1987 hatten sie auf Vorschlag Israels zwischen dem besetzten Gebiet und den Flüchtlingscamps eine 2700 Kilometer lange Mauer errichtet und mit Landminen versetzt. Dadurch verlieren die Menschen und Familien ihren Kontakt zueinander. Ich habe zum Beispiel noch nie meine Großmutter gesehen, die in dem besetzten Gebiet lebt. 2020 gab es Demonstrationen an der Mauer. Daraufhin drangen marokkanische Truppen in die Pufferzone vor und schossen brutal auf Demonstranten.
Nach diesem Bruch des Waffenstillstands durch Marokko hat unser Volk den Befreiungskampf für seine nationale Selbstbestimmung wieder aufgenommen.
Internationalistische Zusammenarbeit
Das saharauische Volk will keinen Krieg und kein Blut, aber wir wollen unser Selbstbestimmungsrecht. Das ist das Ziel meiner Organisation und anderer saharauischen Arbeiter-, Jugend- und Frauenorganisationen.
Wir suchen die internationalistische Zusammenarbeit mit Organisationen, die wirklich kommunistisch und sozialistisch sind. Dabei wurden wir schon einige Male enttäuscht – von Organisationen wie zum Beispiel NGOs, die vom Imperialismus kontrolliert waren.
Deshalb haben wir den Kontakt zur ICOR und zur United Front aufgenommen und ich bin davon überzeugt, dass dies eine wirklich revolutionäre internationalistische Kraft ist