Rote Fahne 22/2023
Weitreichende Auswirkungen der chinesischen Immobilienkrise
In China hat sich eine gigantische Immobilienblase gebildet, die zu platzen begonnen hat.
Die beiden größten Immobilienkonzerne sind extrem hoch verschuldet, Country Garden mit 179 und Evergrande sogar mit 335 Milliarden Euro. Das macht zusammen mehr als 3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts von China aus.1 Beide konnten kürzlich Schuldenzahlungen nicht mehr leisten, Evergrande musste sogar in den USA Gläubigerschutz2 beantragen. Mindestens 28 weitere Wohnungsbaukonzerne stecken in einer tiefen Krise.
Schneeballsystem steigender Immobilienpreise
Die sprunghafte Vergrößerung der kapitalistischen Industriebetriebe in China hat die Landflucht befördert und ließ die Städte rasant wachsen. Das nutzten die Baukonzerne zu einem riesigen Bauboom. Mit einem regelrechten Schneeballsystem wurden die Preise für Wohnungen spekulativ in die Höhe geschraubt.
Gelockt wurden auch Industriearbeiter und Angehörige kleinbürgerlicher Zwischenschichten mit der Aussicht auf Wohnbesitz, wodurch sich viele durch Schulden abhängig machten. Wer eine Wohnung kaufen wollte, musste Vorauszahlung leisten. Das sollte auch das Klassenbewusstsein und die Kampfbereitschaft zersetzen.
Banken vergaben immer höhere Kredite an die spekulierenden Wohnungsbaukonzerne, aber auch an Firmen aus Branchen, die mit dem Immobiliensektor verbunden sind. Mit den per Vorauszahlung bezahlten Gebäuden wurden die nächsten Projekte ins Blaue hinein finanziert.
Doch das chinesische Schneeballsystem ist am Ende. Regelrechte Geisterstädte verrotten. Geschätzte 50 Millionen Wohnungen – 22 Prozent aller Gebäude – stehen leer.3 Denn heute kosten neue Wohnungen mehr als doppelt so viel wie im Jahr 2014. Auch wachsende Arbeitslosigkeit – besonders unter der Jugend – und sinkende Löhne machen sie für immer mehr Menschen unbezahlbar. Bei einem Crash des Immobilien-Kartenhauses werden sich zahlreiche Kredite in „faule“ Kredite verwandeln. Auch Banken und eine Reihe der großen chinesischen Monopole werden so in den Krisenstudel geraten.
Fanal für die weltweite Immobilienblase
Der Preis aller Immobilien Chinas wird auf insgesamt etwa 62 Billionen Dollar geschätzt. Damit ist Chinas Blase der größte Teil einer weltweiten Immobilienblase, in der etwa 325 Billionen Euro Spekulationsgelder angelegt sind.4 Seit 2015 hat sich diese Immobilienblase um mehr als 50 Prozent aufgebläht. Es ist daher ein Fanal für die weltweite Immobilienblase, was derzeit in China passiert.
Die chinesische Immobilienkrise hat weitreichende Auswirkungen. So stockt das Kreditwesen. Viele Firmen bekommen zurzeit wegen Mangel an flüssigem Kapital Probleme. Der Export Chinas, der etwa ein Fünftel des Welthandels ausmacht, ist drei Monate hintereinander5 um bis zu 14,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr eingebrochen. Wenn die Finanzkrise die Exportfirmen massenhaft erfasst, kann das den Welthandel empfindlich einschränken und damit die Weltwirtschafts- und Finanzkrise weiter verschärfen.