Rote Fahne 22/2023

Rote Fahne 22/2023

„Eine solche Streikbereitschaft habe ich noch nie erlebt“

Am 17. Oktober gab es eine internationale Video-­Po­diumsdiskussion zum Streik der US-amerikanischen Automobilarbeitergewerkschaft (UAW) gegen die „Big Three“¹, die drei großen US-Autokonzerne. Der konzernübergreifende Streik in zahlreichen Werken in den USA und drei weiteren in Kanada dauert nun bereits sechs Wochen. Er ist ein wichtiger Schritt in der Koordination und Kooperation der Kämpfe der Automobilarbeiter

Von fh
„Eine solche Streikbereitschaft habe ich noch nie erlebt“
Solidarität der Belegschaft vom Mercedes-Werk in Düsseldorf mit dem Streik der UAW-Kolleginnen und -Kollegen - organisiert von der MLPD in Düsseldorf

Auf dem Podium nahmen teil eine Ford-Arbeiterin aus Chicago, eine bekannte UAW-Rentnerin, eine Kollegin der französischen Gewerkschaft CGT aus Sochaux, ein französischer Kollege von Renault sowie Fritz Hofmann, ehemaliger Betriebsrat bei Opel in Eisenach und Koordinator der Konzernzusammenarbeit GM/Stellantis der internationalen Automobilarbeiter­koordination. Moderiert wurde die Diskussion von Tony Rinberg, einem Vertreter der fortschrittlichen Strömung UAWD innerhalb der UAW. Die Diskussion kam auf Initiative von Frank Hammer zustande, einem bekannten und angesehenen Aktivisten der Automobilarbeitergewerkschaft, Mitglied der interna­tionalen Automobilarbeiterkoordination und der internationalen antiimperialistischen Einheitsfront gegen Faschismus, Krieg und Umweltzerstörung.

Interesse an Erfahrungsaustausch

An der Diskussion beteiligten sich neben Frank Hammer Vertreter der italienischen Basisgewerkschaft Si Cobas, drei bis vier Kollegen aus Deutschland und ein Kollege aus Mexiko. Die Ford-Kollegin stellte am Anfang noch einmal klar, dass es bei dem Streik nicht nur um höhere Löhne geht. Eine wesentliche Forderung ist die 32-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich und das Streikrecht gegen Werksschließungen. Außerdem fordern die Streikenden die Abschaffung eines Billiglohntarifvertrags für Neueingestellte.

 

Ein Kollege, der bei Jeep arbeitet, sagte, eine so große Streikbereitschaft, Mobilisierung und Unterstützung in der Bevölkerung hat er seit 45 Jahren nicht mehr erlebt. Die Diskussionsteilnehmer waren sehr interessiert an den Erfahrungen und der Geschichte des Kampfs um die 35-Stunden-Woche in Deutschland und der Forderung nach der 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich.

Weltweiter Zusammenschluss gefragt

Einen großen Teil der Diskussion nahm die Frage ein, wie die Arbeiter sich weltweit zusammenschließen können. Hier stieß die Vorstellung der internationalen Automobilarbeiterkoordination und der United Front auf großes Interesse. Unterbreitet wurde der Vorschlag eines weltweiten Aktionstags. Die UAW-Kolleginnen und Kollegen wollen darüber diskutieren. Sie beabsichtigen auf jeden Fall, ein Spendenkonto einzurichten. Vorgeschlagen wurde auch, eine weitere Videokonferenz auf breiterer Grundlage durchzuführen.