Rote Fahne 19/2023

Rote Fahne 19/2023

Chinas Wirtschaft – wichtiger Faktor für die Weltwirtschafts- und Finanzkrise

Mit einem Anteil von 26,7 Prozent der weltweiten Industrieproduktion ist China ein maßgeblicher Faktor für die Entwicklung der Weltwirtschaft. Eine offene Krise der chinesischen Wirtschaft könnte einen neuen tiefen Einbruch in der Weltwirtschafts- und Finanzkrise auslösen.

Von rj

Dabei gehört China zu den wenigen Ländern, deren Wirtschaft seit 2018 trotz der eingeleiteten Weltwirtschafts- und Finanzkrise kontinuierlich gewachsen ist. Auf Dauer kann sich China aber der krisenhaften Entwicklung der Weltwirtschaft, mit der die chinesische Wirtschaft eng verflochten ist, nicht entziehen.

 

Bereits 2022 gingen die Wachstumsraten von Industrieproduktion (3,4 Prozent) und Bruttoinlandsprodukt (3 Prozent) auf historisch niedrige Werte zurück.¹  Im ersten Halbjahr 2023 sah es mit einer Steigerung der Industrieproduktion gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 3,7 Prozent auch nicht viel besser aus. Auch das Wachstum des Exports lag im gleichen Zeitraum mit nur 3,7 Prozent auf einem historischen Tief, der Import ging sogar um 0,1 Prozent zurück.

 

Die Gewinne chinesischer Unternehmen brachen im ersten Halbjahr um 16,8 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum ein. Das hängt damit zusammen, dass in China im Gegensatz zur weltweit hohen Inflation eine deflationäre Entwicklung eingesetzt hat. Der Verbraucherpreisindex ging von Jahresanfang bis Juli um 1,1 Punkte zurück, der Erzeugerpreisindex sogar um 2,7 Punkte.

Platzt die Immobilienblase?

Nachdem die Spekulation die Immobilienpreise von 2002 bis 2020 um 600 Prozent hochgetrieben hatte, droht jetzt das Platzen einer riesigen Immobilienblase.2 Der Immobilienriese Evergrande, 2020 noch auf Rang 122 der weltweit größten Monopole, musste Insolvenz anmelden. Jetzt schwankt auch der zweite Immobilienriese, Country Garden, derzeit die Nummer 130 auf der Liste der „Global 500“. Noch hat das keine unmittelbaren Folgen für die Weltwirtschaft, da das Kapital vor allem aus China stammt. Allerdings trifft das Platzen der Immobilienblase eine Masse von Kleinanlegern in China, die über Jahre geködert wurden, ihr Geld mit der Hoffnung auf Wohneigentum zu sparen und anzulegen.

Proteste und Streiks nehmen zu

Unter ihnen wächst der Unmut, es kommt zu lokalen Protestaktionen. Im ersten Quartal 2023 haben sich Streiks und Proteste gegenüber dem vierten Quartal 2022 verzehnfacht. Zusammen mit der hohen Jugendarbeitslosigkeit von 23,1 Prozent untergräbt diese Entwicklung die Massenbasis des sozialimperialistischen Regimes von Xi Jinping.

 

Eine offene Wirtschaftskrise in China hätte nicht nur das Potenzial eines erneuten tiefen Einbruchs in der Weltwirtschafts- und Finanzkrise, sondern auch einer gesamtgesellschaftlichen Krise in China.