Rote Fahne 16/2023
Das Trinkwasser von Milliarden Menschen ist bedroht
Mit der im März verabschiedeten „Nationalen Wasserstrategie“ verbreitet die Bundesregierung, dass „es auch in 30 Jahren und darüber hinaus und jederzeit hochwertiges und bezahlbares Wasser gibt“. Das ist pure Verharmlosung
Dabei hatte die globale Umweltkrise bisher schon weitreichende negative Folgen für die natürlichen Wasserkreisläufe und für die Wasserressourcen und -speicher.¹ Mit dem Beginn der globalen Umweltkatastrophe verschärft sich das Problem dramatisch. Wie die Regierung den nicht mehr aufzuhaltenden Auftauprozess der Eismassen als Bestandteil der begonnenen globalen Umweltkatastrophe stoppen will, bleibt ihr Geheimnis.
Gletscher als weltweiter Wasserversorger
70 Prozent des weltweiten Süßwassers ist als Schnee beziehungsweise Eis in den Gletschern gespeichert und dient einem Drittel der gesamten Weltbevölkerung als Wasserversorgung.
Gebirge sind aufgrund der hohen Niederschläge für die Wassergewinnung enorm wichtig, besonders durch die Wasserspeicherung in den Wintermonaten. Nach dem Abschmelzen der Schneedecke im Frühjahr tragen sie während der Sommermonate wesentlich zum Wasserstand der Seen und Flüsse bei.
Durch das beschleunigte Abschmelzen fließt viel Süßwasser ungenutzt in die Meere. Durch die Erderwärmung steigt die Schneefallgrenze, regnet es mehr in den Bergen und die Schneefälle reichen nicht, um die Gletscher genügend zu regenerieren. Einer Studie im Fachjournal „Science“ zufolge schmilzt die Hälfte der Gletscher weltweit bis Ende des Jahrhunderts. Sie geht von einer Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad und sofortigen umfassenden Klimaschutzmaßnahmen aus, was die internationalen Monopole und die ihnen dienenden Regierungen verweigern.
Trinkwasserkatastrophe droht
Die zehn größten Flüsse Asiens entspringen im Himalaja und versorgen zwei Milliarden Menschen mit Wasser, also ein Viertel der Weltbevölkerung.
Besonders stark gefährdet sind Siedlungen und Menschen weltweit in mittleren Höhen, wo die Wasserversorgung hauptsächlich direkt von den Gletschern kommt. Nach einer Studie der ETH² Zürich verloren 2022 die 5000 Gletscher der Alpen 6,2 Prozent des verbliebenen Eises, der größte Verlust seit mehr als 100 Jahren. Die Hydrologin Bettina Schäfli, Universität Bern, kalkulierte, dass in 10 bis 20 Jahren die meisten Gletscher in Europa ihre maximale Schmelzwasserabgabe („Peak Water“) erreichen. Dann werden der Rhein, die Rhone, die Donau und der Po immer weniger Wasser führen mit drastischen Auswirkungen auf Wasserkraftwerke, den Schiffsverkehr, die Landwirtschaft und die Trinkwasserversorgung.
Der Kampf um ausreichendes, sauberes und preiswertes Trinkwasser muss international als Schule des gesellschaftsverändernden Kampfs geführt werden.