Rote Fahne 13/2023

Rote Fahne 13/2023

Wie ist das eigentlich im Sozialismus?

Eine Umfrage beim Rebellischen Musikfestival 2023 zeigt Interesse am und viele Fragen zum Sozialismus. Einige beantworten wir heute kurz und knapp – mit besonderem Hinweis auf die weiterführenden Lesetipps

Wie ist das eigentlich im Sozialismus?
Protestierende Jugendliche und Kinder: viele Fragen zum Sozialismus. Foto: Sebastian/CC BY-SA 2.0

Bleibt das Wirtschaftswachstum eine erstrebenswerte Größe? Es ist doch ein Problem für die ­Umwelt.

Im Sozialismus werden Gebrauchswerte für eine höhere Lebensqualität produziert. Nur die kapitalistische Produktion von Tauschwerten zur Gewinnerzielung braucht „immer mehr“. Produktions- und Konsumtionsgewohnheiten müssen sich wegen der Einheit von Mensch und Natur verändern. Ständiges Wachstum ist nicht er­strebenswert, auch wenn durch neokoloniale Abhängigkeit rückständige Länder mehr bauen und konsumieren werden als heute. Schäden durch Umweltzerstörung und Kriege müssen beseitigt werden. Die allgemeinen Vorzeichen der gesellschaft­lichen Lebensweise werden sich verändern („Paradigmenwechsel“). Das Programm der MLPD spricht bewusst nicht von „stets wachsenden“, sondern „sich stets verändernden materiellen und kultu­rellen Bedürfnissen“. (S. 60)

Lesetipp: „Katastrophenalarm! ...“), ab Seite 312


Aber Betriebe müssen doch rentabel sein, sonst funktioniert es nicht.

Im Kapitalismus/Imperialismus zählen nur der Profit und Weltmarkführerschaft. Dem wird alles untergeordnet – Maximalprofit machen, oder dicht machen. Im Sozialismus geht es um eine höhere Rentabilität. Gewinne in den Betrieben sind dann nur Rechnungsgrößen. Die Gesellschaft plant: Hier müssen Überschüsse entstehen, dort muss zeitweise unterstützt werden – eine politische Entscheidung unter der Herrschaft der Arbeiterklasse.


Bekommen im Sozialismus alle das Gleiche?

Nein. Das ist ein typisches antikommunistisches Vorurteil. Klar, als in China noch Hungersnöte an der Tagesordnung waren, war „Eine Schüssel Reis für jede/jeden“ ein Riesenfortschritt. Jeder Mensch ist individuell. Aber im Sozialismus/Kommunismus gibt es keine Menschen erster, zweiter oder dritter Klasse mehr – wie im Kapitalismus.

Der Sozialismus zielt auf das Prinzip „Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seiner Leistung“. Die Geringschätzung körperlicher Arbeit wird beendet. Qualifizierte Arbeit wird besser vergütet als ungelernte. Denn noch sind nicht alle Ungerechtigkeiten beseitigt. Der Trend muss zur Verringerung der sozialen und Einkommensunterschiede gehen. Im Kommunismus wird die Arbeit erstes Lebensbedürfnis sein.

Dann kann jeder nach seinen Fähigkeiten beitragen und nach seinen Bedürfnissen an den Früchten der gesellschaftlichen Arbeit teilhaben.

Lesetipp: Lenin, Werke, Bd. 20, S. 138/139

 


Wie wird im Sozialismus die Rente finanziert?

Da die Überschüsse der Großproduktion nicht mehr privat angeeignet werden, stehen diese Gelder dem Staat zur Verfügung. Renten – wie Krankenvorsorge oder Kindererziehung und mehr – sind gesellschaftliche Aufgaben, die gemeinschaftlich nach dem Solidaritätsprinzip gelöst werden.

Lesetipp: Marx, Kritik des Gothaer Programms, 3. Abschnitt

 


Wird die Arbeitszeit im Sozialismus gerechter verteilt?

Heute arbeiten die einen 40 Stunden pro Woche und andere lang­weilen sich. Der Sozialismus zieht alle Arbeitsfähigen zur gesellschaftlichen Produktion heran. So wird die notwendige Arbeitszeit des Einzelnen verkürzt.

Die individuelle Entfaltung und freiwillige ehrenamtliche Arbeit gewinnen an Bedeutung.

 


Was ist mit Privateigentum im Sozialismus?

Im Kapitalismus werden wir laufend enteignet – aktuell durch die riesige Inflation. Der Sozialismus beseitigt nicht „das Privateigentum“, sondern das Privateigentum an Produktionsmitteln. Weil mit ihnen die Ergebnisse fremder Arbeitskraft angeeignet werden.

Das beginnt bei den Banken, der Großindustrie und gesamtgesellschaftlichen Leistungen (zum Beispiel Verkehrswesen, Gesundheitswesen). Einzelproduzenten (zum Beispiel Kiosk, Landwirt, Schneider, Restaurant) werden sich vielfach in einer Übergangsphase von den Vorteilen genossenschaftlicher oder staatlicher Produktionszusammenschlüsse überzeugen können.

Das „Privateigentum“ an Gebrauchs- und Konsumgütern ist von der sozialistischen Revolution nicht berührt, solange es nicht Riesenvermögen sind, die durch Ausbeutung „erworben“ wurden. Erst im Kommunismus wird der Mensch gar nicht mehr zwischen „Dein und Mein“ unterscheiden.

Lesetipp: Marx/Engels: Kommunistisches Manifest, II Proletarier und Kommunisten

 


Wie funktioniert es, dass Leiter nicht abheben?

Kollektive Leitungsmethoden, flache Hierarchien, Kontrolle und Selbstkontrolle, Kritik und Selbstkritik, unabhängige Kontrollkommissionen auf den mittleren und höheren Leitungsebenen sind Maßnahmen gegen eine Fehlentwicklung. Ein ganzes System der Selbstkontrolle in der sozialistischen Gesellschaft hilft, mit dem Einfluss der traditionellen Klassengesellschaften und der kleinbürgerlichen Denkweise fertig zu werden. Materielle Privilegien werden reduziert. Das Parteimaximum (maximal ein durchschnittlicher Facharbeiterlohn) als Obergrenze für das persönliche Einkommen von Parteimitgliedern in Leitungsfunktionen wirkt ebenfalls Karrierismus und Dünkel entgegen.

Lesetipp: Programm der Marxistisch-­Leninistischen Partei, Kapitel E, F und I