Rote Fahne 11/2023

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Die Lüge von Katyn – Legende der psychologischen Kriegsführung

Vor 80 Jahren am 13. April berichtete die Nazi-Presse über Massenmorde in Katyn, die sie der Sowjetunion anlastete

Von (dk)
Die Lüge von Katyn – Legende der psychologischen Kriegsführung

Seit jeher arbeitet die psychologische Kriegsführung der Imperialisten mit Geschichtsfälschungen. Ziel dabei ist, den Kriegsgegner zu diskreditieren und zu schwächen. Ein berühmt-berüchtigtes Beispiel dafür ist die Instrumentalisierung des von den Nazis selbst begangenen Massenmordes in Katyn durch den faschistischen Propagandaminister Goebbels im Jahr 1943.

 

Was geschah wirklich?

 

Den Zweiten Weltkrieg hatten die Hitlerfaschisten 1939 mit dem Einmarsch in Polen begonnen. Den 1941 folgenden Überfall auf die Sowjetunion bezeichneten sie als „Kampf zur Rettung des Abendlandes vor der bolschewistischen Bedrohung“ und betrieben dazu einen Vernichtungskrieg gegen die zu „Untermenschen“ erklärte sowjetische Bevölkerung. Doch zum ersten Mal wurde ihre Kriegsmaschine aufgehalten. Anfang 1943 erzwang die Sowjetunion durch den Sieg in der Schlacht von Stalingrad eine Kriegswende und die Hitlerarmee geriet in die Defensive. In dieser Lage versuchten die Nazis, die mit der Sowjetunion in der Anti-Hitler-Koalition kämpfenden bürgerlich-demokratischen Staaten USA und Großbritannien durch antikommunistische Hetze aus dem Kriegsbündnis herauszubrechen.

 

Am 13. April 1943 verkündete der Großdeutsche Rundfunk, man habe im besetzten sowjetischen Gebiet bei Katyn ein Massengrab gefunden, das die Leichen mehrerer tausend von den Kommunisten 1940 ermordeter polnischer Offiziere enthalte. Die Sowjet-union hatte nach dem Nazi-Überfall auf Polen und der Flucht der polnischen Regierung im September 1939 Gebiete besetzt, die ihr 1921 von Polen im Krieg geraubt worden waren. Sie entwaffnete polnische Heeresteile und richtete Kriegsgefangenenlager ein.

 

Die dort Internierten gerieten 1941 jedoch in die Gewalt der Nazis, die an ihnen einen weiteren ihrer Massenmorde verübten.

 

Auffällige Widersprüche

 

Hinterhältig versuchte Goebbels mit seiner Anklage, vorhandene Spannungen zwischen der antikommunistischen Exilregierung Polens, die sich in London befand, und der Sowjetunion zu schüren. Allerdings hatte er 1943 damit nur mäßigen Erfolg, denn das Manöver wurde weitgehend durchschaut.

 

Noch 1962 wurde es selbst von aggressivsten Antikommunisten zurückgewiesen. So schrieb ein vom britischen Geheimdienst protegierter Autor: „Seit der ersten Nachricht des deutschen DNB1 von den Enthüllungen über Katyn hatte die Nazipresse und der Rundfunk eifrig auf der Meldung vom behaupteten Massenmord herumgeritten. Diese Propaganda wurde durch auffällige Widersprüche charakterisiert. In einigen Rundfunksendungen wurde gesagt, daß die Leichen identifiziert werden konnten, während es in anderen hieß, daß die Verwesung so weit fortgeschritten sei, daß eine Identifizierung nicht mehr möglich war. Einmal hieß es, daß die Tatsachen der deutschen Regierung schon seit zwei Jahren bekannt waren, und dann wieder, daß man die Leichen erst Ende März entdeckt habe. Die Zahl der aufgefundenen Leichen variierte in den verschiedenen Rundfunkberichten von 1500 bis 15 000. Die Nachricht vom sowjetisch-polnischen Disput über diese Affäre wurde in Berlin als ,erster Riß in der alliierten Front‘ begrüßt. Die deutsche Propaganda spekulierte mit wachsender Begeisterung auf ,Europas Kampf gegen den Bolschewismus‘ und versprach den Polen die ,Freiheit‘ nach dem Kriege und sogar bessere Verhältnisse für die unmittelbare Zukunft.“2

 

„Schuldbekenntnis“ Gorbatschows

 

Goebbels selbst war insgeheim von Zweifeln über den Erfolg seines Manövers geplagt, als sich herausstellte, dass die polnischen Opfer mit deutscher Munition getötet worden waren.3

 

Tatsächlich politisch wirksam wurde es auch erst sehr viel später durch Gorbatschow, den Totengräber der Sowjetunion. In seinem Bemühen, sich politisch dem Westen anzubiedern, machte der revisionistische KP-Chef 1990 daraus einen Bestandteil seiner Anti-Stalin-Kampagne. Er übernahm die Naziversion und bezeichnete den sowjetischen Geheimdienst als Täter.

 

Nach dem Untergang der Sowjetunion überreichte der russische Präsident Jelzin der polnischen Staatsführung dazu Kopien von Archivdokumenten, die sich allerdings als Fälschungen erwiesen. Die ihnen zugrunde liegenden Originale wurden zwar angefordert, konnten jedoch bis heute nicht beigebracht werden. Logischerweise wurden daraufhin auch Klagen polnischer Angehöriger auf Wiedergutmachtung vom Europäischen Gerichtshof wegen fehlender Beweise abgewiesen.

 

Zur folgenden Entwicklung gehörte es dagegen, dass polnische Opfer, die von Goebbels als Tote von Katyn genannt worden waren, in Massengräbern in der Westukraine als Naziopfer identifiziert wurden – sie zählten zu den von der Sowjetunion aus Katyn verlegten Kriegsgefangenen! Ungeachtet dieser Fakten spielt das Massaker von Katyn dank Gorbatschow und Jelzin jedoch bis heute eine hervorgehobene Rolle in der antikommunistischen Hetze.