Rote Fahne 09/2023

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Kazimierz Mijal – Rebell gegen den Revisionismus

Ein polnischer Kommunist leistete Widerstand gegen die Restauration des Kapitalismus in Polen

Von Hagen (Korrespondenz)
Kazimierz Mijal – Rebell gegen den Revisionismus
Kazimierz Mijal (1910–2010), polnischer Kommunist und Widerstandskämpfer gegen den Revisionismus, Foto: Trybuna Ludu 1949 / gemeinfrei

Ausgehend vom XX. Parteitag der Kommunistischen Partei der Sowjetunion ­(KPdSU) 1956 unter Führung Chruschtschows wurde der Kapitalismus restauriert. Der Verrat der sowjetischen Bürokraten war ohne Zweifel einer der schwersten Schläge, der dem weltweiten Kampf für den Sozialismus zugefügt wurde. Anschließend stellten die Revisionisten zudem sicher, dass sich diese Entwicklung in anderen Ostblockstaaten ebenfalls vollzog. Doch innerhalb dieser Staaten gab es auch ehrliche Kommunisten, die Widerstand leisteten.

 

Einer der herausragendsten dieser Widerstandskämpfer war Kazimierz Mijal. Er wurde 1910 im vom russischen Zarenreich besetzten Teil Polens geboren. Er schloss sich im Zweiten Weltkrieg der Gwardia Ludowa (Volksgarde), einer polnischen kommunistischen Partisanenarmee, an und kämpfte aktiv gegen den Hitlerfaschismus. Nach dem Krieg wurde er Gründungsmitglied der PVAP (Polnische Vereinigte Arbeiterpartei) und diente unter anderem als Mitglied des Zentralkommites, Bürgermeister der Großstadt Lodz und Minister für Kommunalwirtschaft dem sozialistischen Aufbau.

 

Gegen Ende der 1940er-Jahre war Mijal einer der größten Widersacher des Revisionisten Wladyslaw Gomulka. Dieser wollte bereits damals dem Beispiel Titos folgen und wie in Jugoslawien den Aufbau des echten Sozialismus verraten. Die Partei fasste zu Recht den Beschluss, Gomulka aus der Partei auszuschließen.

 

Mutiger Widerstand

 

1956 war diese antirevisionistische Haltung der polnischen Parteiführung den sowjetischen Bürokraten ein Dorn im Auge. Um sie gezielt von der richtigen Linie abzubringen, rehabilitierten sie Gomulka und erzwangen seine Einsetzung als neuen Generalsekretär.

 

Kazimierz Mijal nahm diese Entwicklung nicht einfach so hin. Er weigerte sich, von seinen marxistisch-leninistischen Positionen abzuweichen und wurde dafür als „Stalinist“ verleumdet. Zunächst verlor er seinen Posten als Minister, später seinen Platz im Zentralkomitee. 1963 ging er schließlich vollständig in den Widerstand.

 

Mit albanischer Hilfe begann er, überall im Land Flugblätter zu verteilen, in denen er zum Kampf aufrief. Dadurch gewann er zahlreiche Mitstreiter und gründete 1965 die KPP (Kommunistische Partei Polens) im Exil in Albanien. Diese im Untergrund agierende Partei nahm etwas später die Mao-Zedong-Ideen auf und setzte sich zum Ziel, die Massen in Polen zu einer Kulturrevolution zu mobilisieren. Durch die Repressionen der herrschenden PVAP scheiterte dieses Vorhaben und die Mitglieder der KPP wurden verhaftet oder ins Exil gezwungen.

 

Kein Einzelfall

 

Überall im Ostblock gab es Widerstandsbewegungen gegen den revisionistischen Verrat. Diese waren jedoch zum Großteil zu schlecht organisiert und untereinander überhaupt nicht koordiniert, so dass sie keine ernsthafte Gefahr für die Bourgeoise neuen Typs darstellten. Auch wenn sie die Restauration des Kapitalismus nicht verhindern konnten, ist ihr mutiger Kampf dennoch nicht vergessen.