Rote Fahne 07/2023
Revolutionsjahr 1923: Massenstreiks gegen Hyperinflation und Cuno-Regierung
Ein Hintergrund des revolutionären Aufschwungs im Jahr 1921 war die Hyperinflation. Sie wurde von den Monopolen bewusst gefördert, um die Lasten des imperialistischen Weltkriegs auf die Massen abzuwälzen und ihre Maximalprofite zu sichern
Die Kreditfinanzierung der Kriegskosten (am Ende etwa 150 Milliarden Mark) zielte von vornherein darauf ab, die Arbeiter und breiten Massen zu ihrer Finanzierung heranzuziehen. Dazu druckten die Regierungen der Nachkriegszeit fleißig Geld. Gleichzeitig verschoben die Monopole zwischen 1919 und 1923 etwa 15 Milliarden Goldmark ins Ausland und ließen sich Exporte in stabilen Dollars bezahlen, während sie selbst die Arbeiter mit täglich wertloser werdenden Papiermark bezahlten. Mit der Ruhrbesetzung sanken die Staatseinnahmen noch weiter, während mit der „Kredit- und Ruhrhilfe“ alle „Schäden“ der Kapitalisten ersetzt wurden. Gewolltes Hauptergebnis der Inflation war die Entwertung der Kriegsschulden.
Zugleich sank dadurch in ungeheurem Tempo die Kaufkraft der Löhne. „Ein Dollar wurde zum Beispiel im Januar 1923 mit 17 972 Mark bewertet; im August stand der Kurs schon auf über 4,5 Millionen Mark.“2 Kostete ein Pfund Brot 1922 noch 22 Mark, kostete es im Februar 1923 schon 2200 Mark!
Die galoppierende Inflation ruinierte Zehntausende Einzelhändler, Handwerker, kleine und mittlere Bauern und stürzte sie in tiefes Elend. Damit nicht genug – forderte das Kapital dreist die Aufhebung des Achtstundentags, die Umwandlung der Reichsbahn in eine Aktiengesellschaft, den Fall aller Preisbeschränkungen und Steuerfreiheit.
Wachsender Masseneinfluss der KPD
Die KPD3 war bestrebt, zum Kampf dagegen die Einheitsfront mit den sozialdemokratischen und unorganisierten Arbeitern zu bilden. In gemeinsamen Kontrollausschüssen wurde die Verteilung von Lebensmitteln organisiert. Im Rheinland und in Westfalen verteilten sie mehr als 5 Millionen Brote, gespendet von der sozialistischen Sowjetunion, an Arbeitslose.
In vielen Betrieben wurden proletarische Hundertschaften aufgestellt. Ihre praktische Leitung sollte paritätisch in den Händen der örtlichen KPD- und SPD-Leitungen liegen. Im April rief der Reichsausschuss der Betriebsräte zu ihrer Bildung auf. Am 1. Mai marschierten in Berlin 25 000 Hundertschafter mit roter Armbinde an der Spitze des Demonstrationszugs.
Die Regierung Cuno versuchte, diese wachsende Organisiertheit mit staatlichen Zwangsmaßnahmen, Verboten und Förderung des faschistischen Terrors zu zerstören. Viele Kommunisten wurden inhaftiert und ermordet, doch vergeblich. Im Ruhrgebiet streikten im Mai 400 000 Berg- und Hüttenarbeiter. In den folgenden Monaten folgte Massenstreik auf Massenstreik. Am 11. August beschloss die Betriebsrätekonferenz in Berlin dann einen dreitägigen Generalstreik mit der Hauptforderung nach Rücktritt der Cuno-Regierung. Schon am ersten Tag des Generalstreiks musste sie abtreten. Die KPD konnte in wichtigen Industriezentren und gewerkschaftlichen Organisationen ihren Einfluss unter der Arbeiterklasse erhöhen.