Rote Fahne 02/2023

Rote Fahne 02/2023

Worauf zielen die Panzerlieferungen der NATO?

Nach der Zusage von Schützenpanzern vom Typ Marder durch die Bundesregierung fordert die Ukraine nun auch die Lieferung von Leopard 2-Kampfpanzern

Von Witten (Korrespondenz)
Worauf zielen die Panzerlieferungen der NATO?
Offensivwaffe Kampfpanzer: Hier gibt sich der „Leo 2“ ganz friedlich... Foto: Tobias Nordhausen_CC BY-NC-SA 2.0

Warum kommen die Schützenpanzer Marder gerade jetzt? Und wird es bei diesen bleiben? Militärisch machen sie nur Sinn im Verbund mit dem Einsatz von Kampfpanzern.1 Begründet wird die Panzerlieferung mit den russischen Angriffen. Doch die sind nichts Neues. Neu ist, dass sich russische Truppen aus einzelnen Gebieten zurückziehen mussten, weil sie ihre Geländegewinne im Süden und in der Ostukraine nicht verlustarm halten konnten. Dadurch rückt von Cherson aus gesehen die Krim geografisch wieder näher.


Pläne zur Rückeroberung der Krim

 

Von Plänen zur Rückeroberung der Krim hörte man lange Zeit überhaupt nichts. Doch sie bestehen, und zwar nicht erst seit dem russischen Angriffskrieg im Februar 2022. Ab 2014 wurde die ukrainische Armee systematisch aufgebaut und nach westlichem Vorbild durch die CIA ausgebildet. Dazu gehörte auch die Strategie der „De-Okkupation und Reintegration“ der Krim vom Nationalen Sicherheits- und Verteidigungsrat der Ukraine. Präsident Wolodymyr Selenskyi setzte diese mit einem Dekret vom 24. März 2021 in Kraft2. Genaue Vorstellungen davon hat auch der frühere Oberkommandierende der US-Armee für Europa und die Nachfolgestaaten der Sowjetunion, Generalleutnant Ben Hodges. Wohlwissend, dass sich auf der Krim nicht nur strategische russische Militärbasen, sondern auch die bei Sewastopol liegende mit atomaren Sprengkörpern bestückte russische Schwarzmeerflotte befindet, nennt er die Voraussetzungen dafür: Ausschaltung der zwei Versorgungswege der russischen Armee zur Krim, Krim-Brücke und Landweg über Mariupol.3 Wozu man genau die Waffensysteme benötigt, die Selenskyi und Andrij Melnyk von Anbeginn forderten: „Kampfdrohnen, Kriegsschiffe, U-Boote, ballistische Raketen“4. Passend dazu die Forderungen von Grünen-„Militärexperte“ Anton Hofreiter und FDP-Militaristin Agnes Strack-Zimmermann nach deutschen Kampfpanzern Leopard 2 und des Bundeswehrprofessors Carlo Masala nach Kampfflugzeugen. Die dadurch steigende Weltkriegsgefahr wiegeln sie ab. Wer vom „Überschreiten roter Linien“ warne, falle nur auf die Atomkriegsdrohung Russlands herein. Die durch die Lieferung von Schützenpanzern begonnene Eskalation wird zunehmend real. Im Verbund mit Kampfpanzern wie dem Leopard 2 wäre es der ukrainischen Armee möglich, russische Verteidigungsstellungen, die nach den begrenzten Rückzügen im Süden und in der Ostukraine angelegt wurden, zu zerstören und mit den auf den Mardern mitgeführten Panzergrenadieren einzunehmen. Allerdings stellt sich auch Russland darauf ein und es ist eine Illusion, mit den Panzerlieferungen einfach den Krieg zu gewinnen.


Gefährlich Eskalation

 

Es ist eine verhängnisvolle Fehleinschätzung, das neuimperialistische Russland würde ruhig zusehen, wie schrittweise Voraussetzungen zur Rückeroberung der Krim geschaffen werden. Zumal Tamila Taschewa, oberste Krimbeauftragte der ukrainischen Regierung, bereits eine Massenvertreibung angekündigt hat: Alle nach 2014 zugezogenen Russen, rund 800 000 Menschen, müssten die Krim verlassen.5 Dieser imperialistische Krieg wird auf dem Rücken der Massen in der Ukraine und in Russland ausgetragen, den Imperialisten auf beiden Seiten ist kein Risiko zu hoch.