Rote Fahne 01/2023
Post-Covid-Syndrom: Differenzierte Diagnostik und frühzeitige Behandlung sind entscheidend
Etwa jeder Zehnte, der an Covid-19 erkrankt, leidet danach noch monate- oder auch jahrelang unter anhaltenden Post-Covid-Beschwerden
In einer sehenswerten ARD-Sendung vom 18. Oktober 2022 bezeichnet Dr. Eckart von Hirschhausen Post-Covid als eine „Pandemie der Unbehandelten“. Das Krankheitsbild ist vielgestaltig und gleicht oftmals dem chronischen Müdigkeits-(Fatigue-)Syndrom (CFS) – eine chronische Krankheit, die meist durch eine Virusinfektion und Umwelteinflüsse ausgelöst wird. Für Post-Covid sind verschiedene krankhafte Prozesse verantwortlich:
*eine Entzündung der Gefäßinnenhaut: Diese führt zu Gerinnungsstörungen, zu Schäden an Herz, Lungen, Gehirn und anderen Organen;
* gestörte Fließeigenschaften des Blutes auf Grund einer Versteifung der roten Blutkörperchen, was zu einem erschwerten Sauerstofftransport führt;
* die Bildung von Antikörpern gegen Bestandteile des Immun-, Gerinnungs- und Nervensystems;
* Eine anhaltende Belastung mit dem CoV-2-Virus;
* eine geschwächte Funktion der Mitochondrien (energieliefernde Organellen innerhalb der Körperzellen);
* und ein erschöpftes Immunsystem.
Differenzierte Diagnostik
Vorrangig muss also eine differenzierte Diagnostik und überhaupt eine allseitige wissenschaftliche Erforschung von Post-Covid entwickelt werden: Eine erweiterte Labordiagnostik einschließlich wichtiger Mikronährstoffe, Immundiagnostik und Parametern für oxydativen und nitrosativen1 Stress.
Bei entsprechender Symptomatik ist eine gründliche Lungen- und Herz-Untersuchung erforderlich2. Darauf aufbauend muss eine frühzeitige Behandlung eingeleitet werden. Das ist oftmals ein Wettlauf mit der Zeit, um eine Abwärtsspirale bis zu einer Frühinvalidität zu vermeiden.
Bis heute gibt es allerdings noch keine allgemein anerkannte und etablierte Diagnostik – und auch keine anerkannte Therapie, die von den Krankenkassen übernommen wird.
Was hilft?
Bewährt haben sich zum Beispiel Vitamin-C-Infusionen. Ein Teil der schwer erkrankten Post-Covid-Patienten konnte erfolgreich mit der von Dr. Jäger (Mülheim) entwickelte Plasma-Pherese3 therapiert werden, die jedoch aufwendig und kostenintensiv ist. Anderen Patienten half eine Sauerstoff-Überdrucktherapie. Positiv verlief eine kleinere Studie mit dem durchblutungsfördernden Antikörper-Präparat BC 007, das allerdings noch nicht zugelassen ist …
Ignoranz
Zu Recht kritisieren viele Patienten und auch Ärzte, dass bislang von der Bundesregierung und dem Robert-Koch-Institut nichts unternommen wurde, um die Forschung zur Prävention, Diagnostik und Therapie von Post-Covid voranzubringen.
Das hat allerdings auch mit der Ignoranz und dem vorherrschenden Positivismus der bürgerlichen Medizin zu tun, die zum Teil heute noch Post-Covid als „rein psychosomatisch“ abqualifiziert und sich weigert, die komplexen Krankheitsvorgänge bei Covid-19 und Post-Covid dialektisch zu untersuchen.