Rote Fahne 01/2023
K.O. — KO? Neues von der Krise des Neorevisionismus
Am 19. bzw. 21. Dezember teilten zwei Strömungen der „Kommunistischen Organisation“ auf deren Website unter dem inhaltsleeren Titel „Die KO wurde gespalten – wer behält den Namen?“ die Spaltung der Gruppierung mit
Die K.O. war erst 2018 vorwiegend aus Ausgetretenen von DKP und SDAJ entstanden und wollte eine neue kommunistische Partei aufbauen. Mit ihren laut eigenen Angaben 18 Ortsgruppen in Deutschland und einer vor allem auf einen „Diskussions- und Klärungsprozess“ angelegten Tätigkeit spielte die Kommunistische Organisation im Klassenkampf eher keine Rolle. Wohl aber repräsentiert(e) sie für viele aus dem Umfeld der DKP eine ideologisch-politische Strömung, die scheinbar mit dem Revisionismus abrechnen will. Recht eindeutig nahm sie gegen die DKP-Strategie der antimonopolistischen Demokratie als Ersatz für die proletarische Revolution und Diktatur des Proletariats Stellung.
Die K.O. und ihre zahlreichen intellektuellen Vorkämpfer haben allerdings von Anfang an ein Problem: Zwar brandmarken sie den XX. Parteitag der KPdSU von 1956, auf dem sich „revisionistische Einschätzungen zu verschiedenen Grundsatzfragen durchsetzten“1. Sie schließen jedoch kategorisch aus, dass der Revisionismus als vorherrschende Form der bürgerlichen Ideologie auch die Restauration des Kapitalismus bedeutet. Das zeigt, wie die K.O. die weltanschauliche Grundlage des sozialistischen Aufbaus völlig geringschätzt. Gleichzeitig überschätzt sie „die Beibehaltung formaler antifaschistischer und sozialistischer Traditionen und einzelner sozialistischer Errungenschaften und Methoden. Diese waren taktische Zugeständnisse der neuen Bourgeoisie an das Sowjetvolk, um die Klassenwidersprüche zu dämpfen.“ Die K.O. „trennt Politik und Ideologie. Diese Trennung ist ein Grundmerkmal des Revisionismus und Bestandteil der kleinbürgerlich-revisionistischen Denkweise“.2 Diese „Ignoranz des qualitativen Sprungs in der Zerstörung des Sozialismus ist eine zentrale Position des Neorevisionismus“.3
Ganz ohne die in ihren Veröffentlichungen oft ausufernde historische Beweisführung erklären sie „Staatskapitalismus“ und „Sozialimperialismus“ zu „unwissenschaftlichen und revisionistischen Konzepten“4. Die VR China, Mao Zedong und deren Unterstützer in den 1960er- und 1970er-Jahren seien demnach antisowjetisch und konterrevolutionär.
Es mag der kleinbürgerlichen Eitelkeit ihrer Führungspersönlichkeiten geschuldet sein, dass eine ernsthafte, wissenschaftlich und demokratisch, auf Augenhöhe zu organisierende Debatte mit den Marxisten-Leninisten in der BRD für sie bisher nicht in Frage kommt. Dass die MLPD längst die revolutionäre Partei neuen Typs ist, attackieren sie oder haken es in Nebensätzen ab. Dass nun eine Spaltung der Gruppierung erfolgt, ist nicht verwunderlich. Schon im Frühjahr 2022 hatte die „Kommunistische Organisation“ keinen gemeinsamen Standpunkt zum Ukrainekrieg bilden können. Während ein Teil der Organisation ihn als einen zwischenimperialistischen Krieg einschätzt, bei dem keine kriegführende Seite unterstützt werden könne, bezeichnet der andere Teil den Krieg Russlands als gerecht. Kein noch so langer „Klärungsprozess“ kann diesen Widerspruch befrieden.
Die MLPD empfiehlt allen Sympathisanten der Kommunistischen Organisation, sich mit der authentischen Revisionismus-Kritik der KP Chinas aus den 1960er-Jahren sowie ihrer Weiterentwicklung und Realisierung im Prozess des Parteiaufbaus der MLPD zu befassen. Willi Dickhut5 lieferte bereits 1972 eine fundierte quellengestützte Analyse, warum eben die Kennzeichnung der Sowjetunion als staatsmonopolitischer Kapitalismus neuen Typs und Sozialimperialismus gerechtfertigt war.