Rote Fahne 25/2022

Rote Fahne 25/2022

Es brodelt unter den Massen in Westafrika

Die Bundesregierung beschloss am 22. November, den Kriegseinsatz der Bundeswehr in Mali bis 2024 zu verlängern. Bürgerliche Massenmedien stellten das als „strukturierten Rückzug und Auslaufenlassen der Blauhelm-Missionen“ dar. In Wirklichkeit verschärfen die Imperialisten ihre Aggressionen gegen die Völker Westafrikas

Es brodelt unter den Massen in Westafrika
Demonstration gegen die Regierung in Elfenbeinküste – trotz Verbots! (20.10.2020), Foto: Pamnazuka News / CC BY-NC 2.0

Außenministerin Annalena Baerbock sagte offen, „insgesamt werde Deutschland sein Engagement in der instabilen Sahel-Region … ausbauen“.1


Dazu Paul Kassi2, Rote Fahne-Sonderkorrespondent in Abidjan / Elfenbeinküste:

 

Warum eine Korrespondenz an die Rote Fahne? Es ist wichtig, den Volksmassen in der Elfenbeinküste zu zeigen, dass sie in ihren legitimen Kämpfen gegen den französischen Imperialismus und seine europäischen Verbündeten nicht isoliert sind. Die Veröffentlichung wird auch dazu dienen, Aktivisten und Arbeiter in Deutschland über die katastrophale Situation in der Elfenbeinküste und dem Golf von Guinea aufzuklären.

 

Kein Zweifel, unser Land und seine Reichtümer stehen unter der Herrschaft Frankreichs und seiner EU-Partner beziehungsweise Großbritanniens. Um ihre wirtschaftlichen und politischen Niederlassungen auszubauen, mobilisierten die französischen Streitkräfte in der Elfenbeinküste (FFCI) und die Streitkräfte der Elfenbeinküste (FACI) im Rahmen eines Militärmanövers in der Region Bouaké vom 15. bis 27. August 2022 fast 250 Männer. Am 10. und 11. November 2022 veranstalteten sie in San Pedro erneut ein Militärmanöver. Hinzu kommen rund 50 ständige Militärhelfer im Verteidigungsministerium, im Generalstab der Armee und in den ivorischen Militärschulen.


Taktische Manöver

 

Frankreich und seine ivorischen3 Handlanger haben keine Lösung mehr, um die unterdrückten Völker der Elfenbeinküste weiterhin an der kurzen Leine zu halten. All diese militärischen Manöver zielen besonders auf das malische Volk ab, das seit zwei Jahren gegen die groß angelegte Militäroperation Barkhane Sturm läuft. An dieser sind alle europäischen und NATO-Streitkräfte beteiligt, auch die Bundeswehr mit mehr als 1100 Soldaten.

 

Die Militärmanöver in der Elfenbeinküste und in der Subregion sind ein greifbarer Beweis dafür, dass der Rückzug der französischen Armee aus Mali und das Ende der Operation Barkhane in Wirklichkeit nur eine Taktik sind. Sie wollen ihre Kräfte in der Sahelzone bis zum Atlantischen Ozean oder dem Golf von Guinea verteilen, um Krieg gegen das malische Volk und die unterdrückten Klassen im Kampf gegen den Imperialismus zu führen. Auch Großbritannien kündigte den „Rückzug“ seiner Armee aus Mali an wegen der Präsenz der russischen Söldner auf malischem Territorium. Hinter den donnernden Ankündigungen Frankreichs und Großbritanniens verbergen sich lediglich ihre Rivalitäten mit Russland um die Kontrolle über die reichen Gebiete der Sahelzone und Westafrikas. Frankreich und seine Verbündeten werden von den Massen auf den Straßen von Abidjan, Bamako, Ouagadougou, Niamey, Lomé und Cotonou zunehmend herausgefordert. Das politische Bewusstsein dringt immer mehr in die Arbeiterklasse ein, die nach dem wahren Weg ihrer Befreiung sucht. Wie in den 1950er- und 1970er-Jahren erhebt sich die demokratische und antiimperialistische Bewegung in der Sahelzone bis hin zum Golf von Guinea wieder aus der Asche.

 

Putin und seine Oligarchen nutzen die Wut der afrikanischen Jugend auf die jahrhundertealte, schamlose Ausbeutung durch Frankreich und England aus, um ihren Einfluss auf einen Teil der afrikanischen Jugend, insbesondere das intellektuelle Kleinbürgertum, auszuweiten. Dies erklärt auch die Präsenz russischer Flaggen bei den verschiedenen Demonstrationen gegen die Präsenz der französischen Armee in Mali, Burkina Faso und Niger. Diese intellektuelle Kleinbourgeoisie, die derzeit die russische Fahne schwenkt, steht nicht für die vollständige Souveränität der kämpfenden Völker in Afrika. Sie ist zögerlich und hat kein ausgeprägtes Klassenbewusstsein, sondern nährt lediglich Illusionen. Die Forderung an die afrikanischen Völker und die Arbeiterklasse, zwischen Frankreich und Großbritannien oder dem Russland der Oligarchen zu wählen, ist die Wahl zwischen zwei tödlichen Plagen: Pest und Cholera.


Gemeinsamer Kampf gegen alle Imperialisten

 

Kurzum, wie in der Ukraine, in der Elfenbeinküste und in der Sahelzone nehmen die Stiefeltritte der imperialistischen Armeen und ihrer Helfershelfer überall zu.

 

Mehr denn je können nur der Internationalismus der Arbeiter und ihr unaufhörlicher gemeinsamer Kampf gegen das imperialistische System einen neuen Weltkrieg aufhalten. Kommunistische Parteien, demokratische und antiimperialistische Organisationen müssen sich in allen Bereichen der Gesellschaft ausbreiten, um die Führung in all diesen unbeugsamen Kämpfen zu übernehmen, um sie bis zum totalen Bruch mit dem imperialistischen System zu führen.