Rote Fahne 24/2022

Rote Fahne 24/2022

„Frauen wollen keine Opfer, sondern Akteurinnen der Zukunft sein“

Über Erfolge in der Frauenarbeit der MLPD und die Vorbereitung des Internationalen Tags gegen Gewalt an Frauen berichtet eine Korrespondentin aus Duisburg

Von Duisburg (Korrespondenz)
„Frauen wollen keine Opfer, sondern Akteurinnen der Zukunft sein“
Frauen gehen selbstbewusst an die Öffentlichkeit (Internationaler Frauentag 2021)

Durch die systematische Kleinarbeit der MLPD mit Ständen, Kontaktbesuchen, Filmabenden, Studiengruppe und Sonntagsfrühstück, Geburtstagsfeiern, der Teilnahme an den Geburtstagsfeierlichkeiten zu 40 Jahre MLPD, Sport und vielem mehr konnten wir drei neue Kandidatinnen aus dem Stadtteil bei uns in der Wohngebietsaufbaugruppe mitten im Ruhrgebiet willkommen heißen.

 

Beim letzten Sonntagsfrühstück kamen neun weitere Frauen und Mädchen, sechs davon direkt aus dem Stadtteil. Wir hatten sie am Stand und in der Nachbarschaft kennengelernt und Freundschaft geschlossen. Eine von ihnen war vor Kurzem direkt vom Infostand zur Veranstaltung zur Blauen Beilage „Der Ukrainekrieg und die offene Krise des imperialistischen Weltsystems“ mit dem Landesvorsitzenden der MLPD in NRW, Peter Römmele, gekommen. Unser Thema an dem Sonntag war die Vorbereitung des Tags gegen Gewalt an Frauen am 25. November.

 

Klarheit über dieses System

Wir diskutierten, dass die hauptsäch­liche Gewalt und Unterdrückung der Frau durch die bürgerliche Staats- und Fami­lienordnung entsteht und ausgeübt wird – und nicht auf die häusliche Gewalt von Männern begrenzt werden darf.

 

Gesetze wie der § 218, die geringere Bezahlung von Frauen, weil sie für die Kindererziehung und Haushalt noch maßgeblich verantwortlich sind, oder auch die Unterfinanzierung von Frauenhäusern, sind Ausdruck dieser bürgerlichen Staats- und Familienordnung im Kapitalismus. Das zustimmende Kopfnicken und die vielen konkreten Beispiele, die die Frauen zu berichten hatten, untermauerte das.

 

Eine Genossin berichtete von der kürzlich stattgefundenen 3. Weltfrauenkonferenz der Basisfrauen in Tunis und wir hielten fest, dass wir Frauen weltweit keine Opfer, sondern Akteurinnen der Zukunft sein wollen. Und dass wir Klarheit über das System brauchen, in dem wir leben, das nur noch Krisen und Kriege hervorbringt, sowie darüber, in welcher Gesellschaft wir stattdessen leben wollen. Die Augen leuchteten bei der Vorstellung der internationalen Zusammenarbeit.

 

Das fanden sie richtig toll. Wir organisierten gleich die gemeinsame Anreise zur Internationalismus-Live-Veranstaltung am 9. November in Gelsenkirchen, wo über die 3. Weltfrauenkonferenz berichtet und diskutiert wurde. Dabei blieben sie aber nicht stehen: Weil keine Frau mehr die uns aufgebürdeten Lasten alleine lösen kann, wollen einige eine Stadtteilgruppe des überparteilichen Frauenverbands Courage als Erweiterung der bisherigen Duisburger Gruppe in Hamborn aufbauen. Das werden wir mit Rat und Tat unterstütz­en. Klasse war auch, dass die Tochter einer jungen Mutter gleich zum nächsten Rotfuchstreffen gekommen war und die Mutter ihre Zustimmung dazu abgegeben hat. Beide fanden das Treffen toll.

 

Tägliche Hilfe zur Selbsthilfe

Als MLPD schlagen wir den Frauen vor, das Parteiprogramm zu diskutieren und die MLPD genauer kennenzulernen. Denn es gibt eine Perspektive für den Kampf um die Befreiung der Frau und der Arbeiterklasse von Ausbeutung und Unterdrückung. Das ist der echte Sozialismus. Die Sozialarbeit der MLPD verbindet die tägliche Hilfe zur Selbsthilfe damit, die Wurzeln der oft schier unlösbaren Probleme zu erkennen und sich auf kämpferischer Grundlage selbst zu organisieren. Im Arbeiterstadtteil Hamborn ist fast jedes zweite Kind arm und es gibt viel Kriminalität von sogenannten „Clans“. Aber vor allem gibt es große Bereitschaft, sich gegenseitig zu helfen, eine tief verwurzelte Arbeitertradition und Gastfreundschaft.

 

Im Anschluss an das Frühstück fand das dritte Bündnistreffen zur Vorbereitung des Tags gegen Gewalt an Frauen im „kulturiges“ im Hamborner Ratskeller statt. Weil so viele gekommen waren, mussten wir in den großen Saal wechseln.

 

Mehrere Frauenorganisationen nahmen an dem Treffen teil, nachdem in den letzten Jahren eine Zusammenarbeit wegen der Ablehnung der Teilnahme von Männern ihrerseits nicht zustande kam. Nach vier Jahren nahmen nun wieder alle an der gemeinsamen Vorbereitung teil und auch, wenn aus einzelnen Organisationen keine Männer teilnehmen werden, sind Männer, die im Sinne der Frauen kämpfen, sehr erwünscht. Auch das ist Ergebnis der Auseinandersetzung auf Augenhöhe, mit der wir in der Vorbereitung und Durchführung der Weltfrauen­konferenz weitergekommen sind und die vertieft werden muss. So wurde auch der Vorschlag aufgegriffen, die Kundgebung am 25. November um eine Demonstration zu bereichern.

 

So rufen dieses Jahr 13 Organisationen und Parteien zum Tag gegen Gewalt gegen Frauen auf, was für die Zukunft sehr wichtig ist. Wir werden die noch offenen Fragen und Widersprüche geduldig klären.