Rote Fahne 23/2022

Rote Fahne 23/2022

Tarifrunde Metall- und Elektroindustrie „Es geht um mehr als 8 Prozent …“

Über 200 000 Kolleginnen und Kollegen in über 1000 Betrieben haben sich innerhalb einer Woche an Warnstreiks beteiligt

Von (gp)
Tarifrunde Metall- und Elektroindustrie  „Es geht um mehr als 8 Prozent …“
Die MLPD fördert die gewerkschaftliche Kampfkraft – als Schule des Kampfs zur Abschaffung der kapitalistischen Ausbeutung (Foto: Augsburg) Foto: RF

Zu Recht haben die regionalen Verhandlungskommissionen den Vorschlag des Unternehmerverbands Gesamtmetall in der dritten Verhandlungsrunde abgelehnt.

 

Das provokative „Angebot“ einer steuerfreien Einmalzahlung bei einer Laufzeit von 30 Monaten hat die Kampfbereitschaft der Kolleginnen und Kollegen noch gesteigert. „3000 Euro sind gerade Mal 100 Euro pro Monat. Das als Inflationsausgleich zu bezeichnen, ist ein Witz! Eigentlich bräuchten wir 500 Euro mehr im Monat!“

 

Deshalb kam die Parole „Preise und Profite steigen jeden Tag – volle 8 Prozent und Lohnnachschlag!“ beim Warnstreik in Dortmund auch gut an.

 

Gesamtmetall besteht nach vier Jahren nicht nur auf einer weiteren Nullrunde, sondern fordert auch noch eine „Differenzierung“ für Betriebe, „die Probleme“ haben. Durch diese Spaltung würde der Flächentarifvertrag weiter untergraben!

 

Die „Probleme“ der Arbeiter- und meisten Angestelltenfamilien sind ganz andere: Sie müssen den Gürtel enger schnallen, bei der Heizung, Freizeit, oft beim Essen sparen.

 

Vom 8. bis 11. November fanden die vierten regionalen Tarifverhandlungen statt.1 Der IG-Metall-Vorstand fordert dazu: „Die Arbeitgeber müssen jetzt endlich ein faires Angebot vorlegen.“ Was soll das sein?

 

Drei, vier Prozent? Aber auch acht Prozent wären kein „faires“ Angebot. Denn egal wie die Lohnerhöhung ausfällt, bleibt die Ausbeutung der Lohnarbeit dadurch unangetastet. Sie besteht darin, dass sich die Kapitalisten einen Teil – und zwar den wesentlich größeren – der von den Arbeitern im Austausch mit der Natur geschaffenen Werte unentgeltlich aneignen. Dieser grundsätzliche Widerspruch soll mit dem Begriff „fair“ verwischt werden. Zwischen Ausbeutern und Ausgebeuteten kann es aber weder Partnerschaft noch Fairness geben!

 

Die Losung von Karl Marx „Nieder mit dem Lohnsystem!“ bedeutet nichts anderes als die Abschaffung der kapitalistischen Ausbeutung von Mensch und Natur durch revolutionäre Überwindung des Kapitalismus und Errichtung des Sozialismus! Nötig ist jetzt die volle Entfaltung der gewerkschaftlichen Kampfkraft durch Einleitung der Urabstimmung über einen Streik als Schule des Kampfs zur Abschaffung des kapitalistischen Lohnsystems.

 

Eine Korrespondenz vom Warnstreik bei Daimler in Düsseldorf berichtet: „Wir sprachen bewusst an: ‚Es geht um mehr als 8 Prozent – gegen die akute Weltkriegsgefahr müssen wir die internationale Arbeitereinheit stärken‘.

 

Das war der Einstieg in viele Grundsatzdiskussionen und längere Gespräche.“ Dazu boten sie das Buch „Die Krise der bürgerlichen Ideologie und des Opportunismus“ zum Kauf an mit dem Hinweis: „Dieses Buch ist eine hervorragende Anleitung dafür, wie wir Arbeiter mit jeglicher Spielart und dem Einfluss des Opportunismus insgesamt fertig werden können“. Allein bei dieser Aktion fand das Buch vier Käufer.