Rote Fahne 21/2022

Rote Fahne 21/2022

Karl Krökel – ein völkischer „Querfront“-Organisator

Seit einigen Wochen wird in bürgerlichen Medien ein angeblich neuer Führer der Volksproteste protegiert: Karl Krökel, Kleinunternehmer und Chef der Kreishandwerkerschaft aus Dessau

Von (tt / ms / pw)
Karl Krökel – ein völkischer „Querfront“-Organisator
Bundesweiter Aktionstag gegen Rassismus, Faschismus und Antikommunismus am 28.8.2020 (hier die Kundgebung in Dortmund)

Zunächst machte er von sich reden, als er am 14. Juli 2022 zusammen mit fünf anderen Handwerker Repräsentanten der Stadt einen offenen Brief an die Bundesregierung schrieb mit der Forderung: „Keine Waffenlieferungen in die Ukraine! Friedenspolitik statt Krieg!“ Berechtigt kritisierte der Brief auch die Sanktionspolitik der Bundesregierung. In den bürgerlichen Medien, bis hinein in die Linkspartei, wurde das als „Aufstand des Handwerks“ begrüßt.

 

Krökel gab sich zunächst ganz als Biedermann, vom Deutschlandfunk bis zur Jungen Welt1 wurde er zur angeblichen Galionsfigur von Protesten gegen die Regierung aufgebauscht.

 

Als bekannt wurde, dass er 2014 in Dessau für die faschistoide AfD zu den Kommunalwahlen kandidiert hatte, gab er sich reumütig. Diese „Gefälligkeitskandidatur“ sei Schnee von gestern.2

 

Die AfD allerdings beklagte sich darüber, dass ihr unschätzbarer Beitrag zu einer von Krökel initiierten Aktion am 28. August öffentlich nicht genügend gewürdigt wurde: „Im Bericht … wird weiterhin darauf verwiesen, dass die Parteien Die Linke und Die Basis diese Demonstration unterstützt hätten. Die AfD-Fraktion aus Sachsen-Anhalt wurde nicht erwähnt, obwohl … AfD-Abgeordnete … mit ihren Flyer-Aktionen dem Organisationsteam … direkt zuarbeiteten. … Insbesondere fanden mehrere Treffen mit Karl Krökel statt und wir standen jederzeit unterstützend zur Seite.“3

 

Mit dabei auch Anhänger des offenen Faschisten Jürgen Elsässer. In einem Interview mit Elsässer begründet Krökel ganz pragmatistisch, warum er nichts von der Abgrenzung zu Faschisten hält: „Statt Abgrenzung muss es Dialog heißen. … Wer sich … anschließt, der ist willkommen.“4 Eine typische „Querfront“-Argumentation.

 

Das Buch „Die Krise der bürgerlichen Ideologie und des Opportunismus“ von Stefan Engel analysierte: „Der Begriff (Querfront – Anm. d. Red) suggeriert unzutreffend eine gemeinsame Front ‚quer‘ über die unversöhnlichen weltanschaulichen und politischen Gegensätze von Faschismus und Marxismus-Leninismus. Tatsächlich geht es um eine demagogische Integration von aus dem Zusammenhang
gerissenen Versatzstücken ‚linker‘ Positionen in faschistische oder faschistoide Bewegungen oder Argumentationen, um ihnen einen kapitalismuskritischen Anschein zu geben. Ihren Charakter ändert das nicht im Geringsten.“5


Verteidigung „deutscher Interessen“

 

Krökel kritisierte in seiner Rede am 1. Oktober auf einer von ihm initiierten Kundgebung in Berlin den US-Imperialismus, der sicherlich bisher der Hauptprofiteur des Ukrainekriegs ist. Das neuimperialistische Russland mit dem Faschisten Putin an der Spitze sei dagegen nur „nach Meinung (der Regierung) autokratisch“.

 

Er beklagte geradezu, dass „Deutschland und Europa nicht“ zu den Profiteuren zählen würden. Die „Bundesregierung vertritt die Interessen der USA und der Nato“, nicht Deutschlands, verkündete er schon am 28. August. Angebliche „Deutsche Interessen zuerst“ – das ist genau der Slogan auch der AfD!

 

Dabei wissen Krökel und seinesgleichen sehr wohl, dass auch die Bundesregierung die Interessen des deutschen Imperialismus vertritt. Sie vollzog „mit den Beschlüssen vom 26. / 27. Februar 2022 … die Wende hin zu einer offen aggressiven imperialistischen Außenpolitik“, wie es zutreffend in der Broschüre der MLPD „Der Ukrainekrieg und die offene Krise des imperialistischen Weltsystems“ heißt.

 

Ein Teil der deutschen Monopole und der nichtmonopolistischen Industrie wendet sich allerdings gegen eine völlige Abkoppelung der deutschen Wirtschaft von China und Russland. Beide Taktiken gehen von den Interessen des deutschen Imperialismus aus und haben mit den Interessen der Arbeiterklasse und der Volksmassen nicht das Geringste zu tun. Krökel und Co. enthalten sich aber jeder Kritik an den deutschen Monopolen. Stattdessen propagiert eine von Krökel initiierte Online-Petition die Verteidigung eines angeblich gemeinsamen „Lebenswerks von Generationen deutscher Arbeiter und Unternehmer“.

 

Krökel propagiert eine völkische Ideologie – das Kernstück des Neofaschismus. Dazu heißt es in dem Buch von Stefan Engel „Die Krise der bürgerlichen Ideologie und des Opportunismus“: „Die völkische Ideologie stellt das jeweilige Volk, die jeweilige Nation nicht etwa als gleichberechtigten Teil der Weltbevölkerung, sondern als etwas Ewiges, Einzigartiges und allen anderen Überlegenes dar.“ Sie zielt darauf ab, „systematisch das Klassenbewusstsein zu zersetzen und eine nationalistisch ausgerichtete Klassenzusammenarbeitspolitik zu praktizieren. Ohne eine solche weltanschauliche Grundlage ist an die Errichtung einer faschistischen Diktatur mit einer entsprechenden Massenbasis nicht zu denken.“6


Klare Kante

 

Notwendig ist klare Kante gegen Faschisten und ihre Querfront-Taktik statt „Dialog“ mit den Organisatoren. Das gilt es damit zu verbinden, ehrliche Teilnehmer an von rechten Kräften geführten Kundgebungen an den aktiven Widerstand und den Kampf gegen die Abwälzung der Kriegs- und Krisenlasten auf die Massen heranzuführen und dafür zu gewinnen.

 

Untrennbar dazu gehört die Propagierung der positiven gesellschaftlichen Alternative, des echten, wissenschaftlichen Sozialismus. Gebraucht wird die Einheit der Arbeiterklasse und der breiten Massen auf antifaschistischer Grundlage. Kleinere Unternehmer, die ebenfalls unter der Diktatur der Monopole zu leiden haben, sind dabei wichtige Bündnispartner – aber nicht, wenn sie wie hier versuchen, die Massen für reaktionäre, nationalistische und faschistische Positionen und Wege zu gewinnen.