Rote Fahne 18/2022
„Die LNG-Technologie ist extrem umweltschädlich“
Norbert Pralow ist aktiv im Klimabündnis gegen LNG1 und engagiert sich im Umweltverband BUND gegen die Gaspläne der Regierung. Die Rote Fahne sprach mit ihm
Rote Fahne: Die Bundesregierung betont, dass der Einstieg in die LNG-Technologie nur eine Übergangslösung sei, dass die Terminals später auf Wasserstoff umgestellt werden können. Was ist davon zu halten?
Nobert Pralow: LNG ist nicht als eine Übergangstechnologie anzusehen, da das LNG-Beschleunigungsgesetz eine Gültigkeit bis 2043 hat. LNG kann bis 2043 importiert werden!
2045 will Deutschland klimaneutral sein. Eine Umstellung von LNG auf Wasserstoff, mit gleichen technischen Anlagen, ist nur schwer möglich. Es müssten erhebliche Umbauten an den Terminals vorgenommen werden. Effektiver wäre es, den Wasserstoff vor Ort herzustellen.
LNG besteht zu 95 Prozent aus Methan und ist extrem umweltschädlich. Methan ist etwa 84-mal schädlicher als CO2. Auf der gesamten Förder- und Transportkette entweicht Methan in Form von Undichtigkeiten, sogenanntem Schlupf.
Es zeichnet sich ab, dass vor allem gefracktes Gas aus den USA importiert werden soll. Fracking macht ganze Regionen unbewohnbar, verseucht das Grundwasser, Menschen werden aus den Förderregionen vertrieben … Deswegen sollten Fracking und LNG verboten werden.
Was ist stattdessen notwendig?
Für einen schnelleren Ausbau der erneuerbaren Energien sollten die 65 Milliarden Euro, die für nicht klimarelevante Subventionen (Diesel, Kerosin …) verwendet werden, auf klimarelevante Subventionen in Industrie und Haushalten umgewidmet werden.
Ebenso wären weitere Förderprogramme für erneuerbare Technologien und die Wasserstoffindustrie notwendig. Energieeinsparungen sollten in der Stahlerzeugung, der Zementindustrie, der Glaserzeugung, bei petrochemischen Prozessen, bei Kunststoffen und so weiter erreicht werden. Es wäre eine Zumutung, den Bürgern jetzt niedrigere Temperaturen in den Wohnungen abzuverlangen.
Wichtig wäre, sehr schnell Wärmepumpen und energetische Sanierungen mit ausreichend staatlicher Förderungen auf den Weg zu bringen.
Sie haben festgestellt, dass die Terminals in Stade, Wilhelmshaven und Brunsbüttel aus störfallrechtlichen Gründen nicht genehmigungsfähig sind. Was bedeutet das?
An allen drei Standorten befindet in sich in direkter Umgebung petrochemische Industrie, wodurch sich eine erhöhte Gefährdungslage ergibt.
In Brunsbüttel befindet sich zusätzlich ein abgeschaltetes Atomkraftwerk mit einem nicht genehmigtem Zwischenlager in unmittelbarer Nähe. Weiterhin eine Sondermüllverbrennungsanlage – eine ähnliche Anlage, wie die in Leverkusen, die vor kurzem explodiert ist. Die Wohnbebauung ist sehr nahe, ebenso der Nord-Ostsee-Kanal und die Elbe, als eine der wichtigsten Schifffahrtswege.
Und in diese Gemengelage aus Störfallbetrieben soll zuzüglich das LNG-Terminal als weiterer Störfallbetrieb gebaut werden.
Was ist zur Verhinderung der LNG-Terminals geplant?
Das Klimabündnis gegen LNG ist eine weltweit vernetzte lose Initiative von Aktivisten, die in Deutschland mit vielen Verbänden und Initiativen für den Ausstieg aus fossilen Energien arbeitet.
Unser Ziel ist es, die LNG-Terminals zu verhindern. Wir nutzen alle juristischen Möglichkeiten, wir bieten Info-Veranstaltungen an, haben Gespräche mit einflussreichen Politikern, haben gute Kontakte zu basisdemokratischen Gruppen und planen Aktivitäten vor Ort. Zu Gewerkschaften haben wir bisher noch keine Kontakte.
Vielen Dank für das Interview und viel Erfolg!