Rote Fahne 10/2022

Rote Fahne 10/2022

Er war ein Roter durch und durch

Zum Tod des Musikers Willi Resetarits

Von (hk)
Er war ein Roter durch und durch
Bild 42: Foto: Manfred Werner / CC BY-SA 4.0.

Am 24. April 2022 starb in Wien der großartige Musiker und Mensch Willi Resetarits mit 73 Jahren durch einen Treppensturz. Es entbehrt nicht einer gewissen Tragik, dass er am Abend vorher noch mit Songs seiner letzten Platte „Elapetsch.Tod“ auf der Bühne gestanden und dem Publikum mitgeteilt hatte: „Es ist no ned mei Zeit Gevatter, tuat mir leid.“

 

In vielen Nachrufen der bürgerlichen Medien wird er auf seine Zeit als legendärer „Ostbahn-Kurti“ und seinen Wiener Schmäh zurechtgestutzt. Aber es ist eine Methode des Antikommunismus, bei der Würdigung linker Persönlichkeiten, bedeutende Abschnitte ihres Lebens und künstlerischen Schaffens einfach auszusparen oder in den Hintergrund zu rücken, wenn sie nicht in den herrschenden Mainstream passen.

 

Willi Resetarits war von Jugend an ein Mensch, der sich nicht anpasste, sondern gegen den Strom schwamm. Zum Entsetzen seines Vaters, der sich vom Maurer zum Baumeister hochgearbeitet hatte, gab er früh sein Lehramtsstudium auf, um sich der Musik zu widmen. In den 1960er- und -70er-Jahren war er an Studentenprotesten wie Hausbesetzungen beteiligt und hatte immer ein offenes Ohr für die Sorgen und Nöte der einfachen Menschen. So brachte er schon früh Rhyth‘m & Blues mit wienerischen Texten auf die Bühne, damit die Leute ihn auch verstanden. 1969 schließlich gründete er mit Gleichgesinnten die Politrock-Gruppe „Die Schmetterlinge“, die Österreich 1977 mit dem Lied „Boom Boom Boomerang“ beim Europäischen Songcontest vertrat. Getextet von seinem Bruder Lukas Resetarits war der Song eine satirische Kritik an der Plattenindustrie und landete, wie nicht anders zu erwarten, auf dem vorletzten Platz. Im Sommer 1977 besuchte die Band auch das damals noch sozialistische Albanien, um sich ein eigenes Bild von den Verhältnissen in einem sozialistischen Land zu verschaffen.

 

All diese Erfahrungen und Auseinandersetzungen flossen in das bedeutendste Projekt der „Schmetterlinge“ ein – die „Proletenpassion“. Willi Resetarits erinnerte sich: „Die Arbeiterklasse und ihr Leidensweg – das war der Ausgangspunkt. Wir wollten die Kämpfe dokumentieren und die Errungenschaften, die aus den Kämpfen resultieren. Gewissermaßen als Beispiel für die heutige Arbeiterklasse …“1

 

Und so zählt bis heute die „Proletenpassion“ zu den bedeutendsten Beiträgen revolutionärer Kultur, weil sie die Geschichte aus der Perspektive der Unterdrückten als Geschichte von Klassenkämpfen revolutionär und optimistisch auf die Bühne gebracht hat. Ihre eingängigen Texte und Melodien begeistern heute noch ganze Generationen.

 

Auch nach seinem Ausscheiden aus der Band 1985 ist sich Willi Resetarits treu geblieben. Er blieb sozusagen „durch und durch ein Roter“, der sich permanent gegen Rassismus, Faschismus und die ultrareaktionäre Hetze gegen Flüchtlinge zur Wehr gesetzt hat.