Rote Fahne 09/2022

Rote Fahne 09/2022

Lehren aus den Widerstandskomitees gegen den Irak-Krieg 2003

2003 führten die USA einen imperialistischen Krieg im Irak. Hunderttausende Schülerinnen und Schüler gingen – oft während der Unterrichtszeit – auf die Straße, um dagegen zu protestieren. Das war kein Selbstläufer. Sarah Rißmann aus Dortmund, Kandidatin der Internationalistischen Liste / MLPD zu den Landtagswahlen in NRW, erinnert sich an die Zeit, in der sie mit dem Jugendverband REBELL in der Schülervertretung an ihrer Schule den aktiven Widerstand organisierte:

Lehren aus den Widerstandskomitees gegen den Irak-Krieg 2003
Klare Orientierung für die Jugend im Kampf gegen den Irak-Krieg 2003 – die Losungen und Linie der MLPD, Foto: RF

Ich war damals Schülersprecherin in Hagen. In der Schülervertretung waren wir uns einig, dass wir etwas gegen den Krieg machen wollen. Der Jugendverband REBELL beschloss damals Widerstandskomitees aufzubauen. Das brachte ich zusammen mit einem anderen Rebellen in die Schülervertretung ein, was zuerst kritisch diskutiert, aber dann beschlossen wurde.

 

Wir hatten auch Prinzipien – zum Beispiel die finanzielle Unabhängigkeit. Wir arbeiteten auf den Tag X hin – den Tag des Kriegsbeginns. An diesem Tag versammelten wir uns alle in der Aula. Kerzen wurden angezündet. Ein Genosse der MLPD half uns Rebellen, uns ideologisch-politisch auszubilden. Ich studierte Auszüge aus dem REVOLUTIONÄRER WEG 22 „Krieg und Frieden und die sozialistische Revolution“1 und erkannte die wichtige Unterscheidung von gerechten und ungerechten Kriegen.

 

In der Schule haben wir Plakate aufgehängt und einen großen Sternmarsch in Hagen organisiert – während der Unterrichtszeit. Dort habe ich zum ersten Mal eine Rede gegen Bushs New War gehalten. Ich war sehr aufgeregt. Bei der Erarbeitung hat mir ein Genosse der MLPD geholfen.

 

Vor der zweiten Demo gab es Lehrer, die uns mit schlechten Noten drohten, sollten wir während der Schulzeit auf Demonstrationen gehen. Ich erinnere mich noch, wie eine Lehrerin vor mir stand und sagte: „Sarah, du bekommst ein Ungenügend, wenn du jetzt zur Demo gehst.“ Ich ging trotzdem. Letztlich ließen sich die meisten davon nicht einschüchtern. Manche Lehrer hielten sich auch nicht an die Auflage des Schulministeriums, uns vom Demonstrieren abzuhalten. Wir fuhren zu einer Großdemonstration in Berlin. Das war die bisher größte Demonstration, die ich erlebt habe.

 

Was können wir daraus für den Aufbau von Widerstandskomitees gegen die akute Gefahr eines III. Weltkriegs heute lernen? Damals war eine andere Situation. So hatte sich auch die Bundesregierung unter Schröder/Fischer aus taktischen Gründen gegen den Irak-Krieg gewandt. Im Vergleich dazu ist es heute komplizierter, gegen alle imperialistischen Mächte einschließlich der BRD zu kämpfen. Damals waren auch die Organisationsformen noch sehr lose. Wichtig war, sich zu organisieren und zu studieren, um die Situation zu verstehen. Das hätten wir noch besser machen können, denn zu einigen verloren wir dann wieder den Kontakt.

 

Wir haben eine gute Beratung und das Know-how von der MLPD bekommen. Ein Genosse wurde damals sogar von der Schülervertretung zu einem Seminar eingeladen und hat eine Schulung über gerechte und ungerechte Kriege durchgeführt. Danach gab es eine große Debatte über die Notwendigkeit einer internationalen Revolution. Das braucht die Jugend auch heute.