Rote Fahne 07/2022
Kampf dem Drogensumpf
Argumente gegen die Legalisierung von Cannabis
Die Ampel-Parteien seien entschlossen, die Legalisierung von Cannabis „noch in dieser Legislaturperiode“ umzusetzen, so die drogenpolitische Sprecherin der FDP, Kristine Lütke.1 Konkretere Umsetzungspläne und ein Datum gibt es nicht. Das liegt auch daran, dass das Vorhaben umstritten ist. MLPD und REBELL haben sich von Anfang an dagegen gestellt. Auch argumentieren Mediziner, Polizisten und Kriminologen dagegen. Aktuelle Studien untermauern den Standpunkt, dass Cannabis-Konsum keineswegs so unbedenklich ist, wie von den Befürwortern dargestellt. Eine Untersuchung der Universitätsklinik Ulm wies nach, dass sich die Zahl der Menschen in Deutschland, die nach dem Konsum von Cannabis mit psychischen Störungen im Krankenhaus behandelt werden mussten, verfünffacht hat: von 3392 im Jahr 2000 auf 19 100 in 2018.
Schaden für Gehirnentwicklung
2002 zeigte eine Studie, dass das Risiko, eine psychotische Störung zu bekommen, auch bei gelegentlichem THC-Konsum um das 1,4- bis 2-fache steigt.2 Cannabis enthält mehr als 60 Cannabinoide, mit THC (Tetrahydrocannabinol) als stärkste psychoaktive Substanz. Der Wirkungsmechanismus erfolgt über einen Rezeptor, der für körpereigene Cannabinoide bestimmt ist. Dockt THC an diesem Rezeptor, wird die Funktion der betreffenden Zelle gestört.3 Das beeinträchtigt eine gesunde Entwicklung des Gehirns, die erst mit dem 25. Lebensjahr relativ abgeschlossen ist. Die Ampel-Parteien verharmlosen Cannabis im Koalitionsvertrag als Genussmittel. Dahinter stehen auch wirtschaftliche Interessen. „Wir müssen es jetzt einfacher regeln und die Hürden für Unternehmen gering halten“, so FDP-Politikerin Lütke zu den rechtlichen Voraussetzungen für den lizenzierten Verkauf. Als Genussmittel komme es dann auch nicht darauf an, „auf die Nachkommastelle genau den THC-Gehalt zu überprüfen“. Jürgen Neumeyer, Geschäftsführer des Branchenverbands Cannabiswirtschaft, plädiert für unbürokratische Regelungen für Unternehmen, um den neuen Cannabis-Markt zu fördern: „Wichtig ist, dass die Ampel ihn mit Verordnungen nicht erstickt, bevor er richtig aufblüht.“4 Mehr als 4,7 Milliarden Euro pro Jahr versprechen sich Staat und Wirtschaft vom kommerziellen Cannabis-Verkauf, einschließlich Steuern und Abgaben.5 Schätzungen gehen weltweit von rund 500 Milliarden Dollar im illegalen Drogenhandel aus.
Fürsprecher der Legalisierung führen als „Argument“ ins Feld, dass Alkohol ja ebenfalls erlaubt sei. MLPD und REBELL setzen sich auch gegen Alkoholmissbrauch und für den Schutz der Jugend davor ein. Die Alkoholkrankheit ist zweifellos ein ernstzunehmendes gesellschaftliches Problem. Es gibt Ähnlichkeiten, was das Suchtpotenzial beider Substanzen betrifft6, aber auch einen wichtigen Unterschied: Alkohol ist zugleich ein Genussmittel und sein Konsum in geringen Mengen ist nicht schädlich. Wein gilt als Kulturgut der Menschheit. Wer einen Joint raucht, der will „high“ werden, „mal abschalten“. Auch eine geringe Menge THC kann bereits eine Psychose auslösen. Genauso ist zu kritisieren, wenn Erwachsene und Jugendliche sich bewusst betrinken, um ihre Sorgen im Alkohol zu „ertränken“.
Die Legalisierungspläne müssen vom Tisch!
Eine im Februar 2020 veröffentlichte Studie aus den USA untersuchte, dass in Staaten, wo Cannabis legalisiert wurde (Oregon, Washington, Colorado), der problematische Konsum unter Zwölf- bis Siebzehnjährigen um 25 Prozent höher war als in Bundesstaaten, in denen Cannabis verboten ist.7 Ein aktiver, bewusstseinsbildender Kampf gegen den Drogensumpf ist nötig! Nicht nur gegen die Legalisierung von Cannabis, sondern auch gegen jegliches Suchtverhalten wie exzessives Zocken, Handy- und Internetsucht, Akoholmissbrauch. Kampf dem Drogensumpf heißt auch, die Jugend zu erziehen, sich mit der objektiven Wirklichkeit in Übereinstimmung zu bringen, um sie zu verändern. „Ich leide nicht an Realitätsverlust, ich genieße ihn!“ Dieses Motto steht auf Tassen, T-Shirts, Postkarten etc., die man im Internet erwerben kann. Das ist eine reaktionär-idealistische Einstellung, die im Grunde vertritt, dass sich nichts ändern muss. Rebellisch ist, sich die dialektisch-materialistische Methode zu eigen zu machen! Mit ihr sind wir in der Lage, unser Denken, Fühlen und Handeln in relative Übereinstimmung mit der Wirklichkeit zu bringen und die gesellschaftlich verursachten Probleme anzupacken. Auf der Grundlage können sich positive Gefühle wie Kollektivgeist, Mut und Solidarität entwickeln. Gefühle, wie Zweifel, Skeptizismus oder Enttäuschung gehen nicht dadurch weg, dass man sich zudröhnt, vor allem ändert sich die Gesellschaft dadurch nicht. Die Jugend muss vielmehr lernen, für ihre Zukunftsinteressen zu kämpfen. Deshalb organisieren MLPD und REBELL die Lebensschule der proletarischen Denkweise. Dazu gehören unverbrüchliche Solidarität, gemeinsames Kämpfen und Feiern, kameradschaftliche Kritik und Selbstkritik und vieles mehr.