Rote Fahne 04/2022
Ultrareaktionäre Hochschulgruppen – Verteidiger der „freien Wissenschaft“?
In einer Reihe von Universitätsstädten gibt es von ultrareaktionären „Querdenkern“ organisierte „Proteste“ gegen die 3G-Regel auf dem Campus
Dabei tut sich unterem die ultrareaktionäre Initiative „Studenten Stehen Auf“ hervor, die mit faschistoiden und faschistischen Kräften durchsetzt ist. Bei einem von ihr am 9.10.2021 in Dresden organisierten Aufmarsch liefen einschlägig bekannte Neofaschisten vorne mit. So etwa Marcel Bernstedter aus dem Umfeld der „Identitären Bewegung“ oder Almuth Schröder von „Sturmvogel – Deutsche Jugendbewegung“.1 In Regensburg mischt Martin Gerloff mit, zugleich Ortsvorsitzender der Partei „die Basis“ im Landkreis Neumarkt.2 Das sind nur einige Beispiele.
Demagogisch behauptet der Aufruf von „Studenten stehen auf“ zum Protest gegen Corona-Schutzmaßnahmen, es gehe dabei gegen eine „Politisierung der Wissenschaft“: „Unter der permanenten Betonung einer ausschließlich wissenschaftlich begründeten Verhängung von Maßnahmen zur Eindämmung der SARS-CoV-2-Pandemie erleben wir eine beispiellose Politisierung der Wissenschaft. … Die Freiheit und Unabhängigkeit der Wissenschaft wird durch zunehmenden politischen Druck bedroht.“3
Unter „Freiheit der Wissenschaft“ verstehen die ultrareaktionären oder faschistischen Studenten, alle möglichen unwissenschaftlichen „Fake News“ in die Welt zu setzen und jegliche wissenschaftliche Erkenntnis über die Wirkung neuer Impfstoffe zu bestreiten. Ihr Aufruf tut so, als ob erst jetzt politischer Einfluss an den Hochschulen ausgeübt würde. Tatsächlich ist der bürgerliche Bildungsbetrieb schon längst den Interessen der herrschenden Monopole untergeordnet. Was soll denn daran „unabhängig“ sein, wenn die Grundlagenforschung für Corona-Impfstoffe an Universitäten wie etwa in Tübingen direkt den Profiten der Pharmakonzernen zugute kommt? Was hat es mit „Freiheit der Wissenschaft“ zu tun, wenn zahlreiche Projekte an den Hochschulen durch „Drittmittel“ im Interesse von Konzernen finanziert werden? Und „unpolitisch“ ist die Hochschullehre schon gar nicht. Während ihre Träger die herrschende bürgerliche Ideologie in vielfältigsten Schattierungen verbreiten, wird der wissenschaftliche Sozialismus entweder totgeschwiegen, als Debattierthema behandelt oder antikommunistisch diskreditiert.
Mit „politischem Druck“ meint „Studenten stehen auf“ die berechtigten Corona-Gesundheitsmaßnahmen. Sie fordern stattdessen „eine Rückkehr zum Normalbetrieb ohne 3G-Regelungen“. Auf Plakaten warnt die Gruppe vor einem Genozid am „deutschen Volk“ durch die Impfpflicht. So versuchen sie, die berechtigte Kritik am chaotischen Corona-Krisenmanagement und teilweise vorhandene Impfskepsis auf die Mühlen ihrer rassistischen und wissenschaftsfeindlichen Ideologie zu lenken.
Protest gegen Querdenker unerwünscht?
In Dresden stellten sich Medizinstudenten schützend vor die Uniklinik gegen deren Belagerung durch solche „Querdenker“. Dafür kassierten sie eine Anzeige wegen Verstoßes gegen die sächsische Corona-Ordnung und das Versammlungsgesetz. An der Technischen Universität in Berlin hängte eine Fachschaftsinitiative ein Transparent gegen die „Querdenker“ auf. Es wurde wenige Tage später auf Betreiben der Uni-Leitung entfernt. Dagegen protestierten die Studierenden in einer Pressemitteilung. Die Hochschulgruppen der MLPD sind solidarisch mit den antifaschistischen Protesten und weisen solche Unterdrückungsmaßnahmen entschieden zurück.