Rote Fahne 22/2021
Wo sind die Kommunisten?
Als ich den Film „Ein Dorf wehrt sich“ von Gabriela Zerhau gesehen habe, war mir klar, dass die wahre Begebenheit hinter dem Film die Geschichte der antifaschistischen Widerstandsorganisation Willy ist, die sich später in Fred umbenannte und unter der Führung des kommunistischen Widerstands-kämpfers Sepp Plieseis aus Bad Ischl sehr erfolgreich agierte
Hitler hatte eine große Sammlung Kunstwerke mit Gemälden von Rubens, Rembrandt, Holbein, Hals, Breughel, Vermeer, Tizian, Michelangelo im Bergwerk von Altaussee einlagern lassen, um sie für ein großes Kunstmuseum in Linz zu verwenden. Doch im Frühjahr 1945 zeichnete sich die Niederlage der Faschisten ab und so gab Hitler über den Linzer SS-Gauleiter Eigruber den Befehl, den geraubten Kunstschatz zu vernichten, bevor er den „jüdischen Feinden“ in die Hände fiel.
Das wussten vor allem die Bergarbeiter von Altaussee zu verhindern, wovon der Film in erster Linie handelt. Dass die Hauptfigur Sepp Rottenbacher von einem angepassten Mitläufer der Nazis zum Anführer des Widerstandes gegen die Vernichtung des Kunstschatzes wurde, ist mehr eine Darstellung aus dem Drehbuch von Gabriela Zerhau, die auch Regie führte.
Viele Details aus der Widerstandsarbeit von Sepp Plieseis‘ Erinnerungen sind in dem Film wiedergegeben. Doch die Existenz einer aktiven Widerstandsorganisation der Antifaschisten wird unterschlagen.
Erfahrener Widerstandskämpfer
Sepp Plieseis hat im spanischen Bürgerkrieg gegen die Franco-Diktatur gekämpft, kam dann über sogenannte „Flüchtlingslager“ in Frankreich ins KZ Dachau. Dort erlebte er die brutalsten Misshandlungen durch die SS, aber auch den Aufbau von Widerstandsgruppen im KZ. Bei einem Außeneinsatz in der Nähe des österreichischen Hallein gelang ihm die Flucht und er konnte sich mit einem Helfer und Kampfgefährten bis nach Bad Ischl durchschlagen.
Dabei kam ihm seine Widerstands- und Bergerfahrung zu Gute, denn er entging nicht nur einmal knapp seinen faschistischen Häschern. Ausgehend von noch nicht verhafteten Kommunisten wie Karl Feldhammer (im Film Franz Mitterjäger genannt) machte sich Sepp Plieseis daran, systematisch Sozialisten und Katholiken, bei denen ihre antifaschistische Einstellung bekannt war, aufzusuchen und sie in Vierergruppen zu organisieren. Kriegsmüdigkeit und der zunehmende Hass auf die Nazis in der Bevölkerung erleichterten die Unterstützung dieser Arbeit. Dennoch war Sepp Plieseis einer ständigen Verfolgung durch die SS ausgesetzt.
Eine wichtige Rolle nahmen die Partisanen ein, die sich aus gesuchten Antifaschisten und Wehrmachtsdeserteuren zusammensetzten. Die Versorgung der Partisanen mit Lebensmitteln und Kleidung, aber auch mit Informationen und wechselnden Unterkünften war lange Zeit die wichtigste Aufgabe der Widerstandsorganisation.
Auch die Bewaffnung wurde organisiert, indem Fronturlauber auf ihre Waffen oder Munition angesprochen wurden.
Bergleute verweigerten Befehl
Der Erhalt des geraubten Kunstschatzes war bereits 1944 das erklärte Ziel der Antifaschisten. Dies gelang, weil sie Widersprüche zwischen den zwei Naziführern Kaltenbrunner und Eigruber ausnutzen konnten. So wurden auf Weisung von Kaltenbrunner die bereits eingelagerten Bomben wieder aus dem Bergwerk gebracht.
Doch am nächsten Tag sollten sie nach Befehl von Eigruber wieder ins Bergwerk zurück, was die Bergleute verweigerten. Es kam zur Entscheidung und die Partisanen konnten das anrückende Sprengkommando mit ihren Waffen in Schach halten. Kurz danach kamen auch die ersten amerikanischen Truppen ins Gebiet, sodass die SS-Leute flohen. Auch die Festnahme von Ernst Kaltenbrunner auf einer Berghütte war der Gruppe Willy zuzuschreiben.
Der Förster, der den Stellvertreter von SS-Chef Himmler auf die Wildenseehütte brachte, war ein aktives Mitglied von Willy. Bis zum Eintreffen der US-Armee wurde ein Beobachtungsposten dort abgestellt.
Antikommunistische Verzerrung
Am Schluss hatte die antifaschistische Gruppe Willy /Fred rund 800 aktive Mitglieder um die Orte Altaussee, Bad Ischl und Goisern. Den Kern bildeten die 80 aktiven Mitglieder im Salzbergwerk. Die Führung der Aktionen unter den Gruppen und in den verschiedenen Orten oblag Sepp Plieseis. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass Frau Zerhau sein damaliges Wirken nicht bekannt ist. Eine positive Würdigung der Arbeit der antifaschistischen Widerstandsgruppe Willy unter Führung eines Kommunisten sollte vermieden werden. Auch wurden die Namen der Naziführer beibehalten, bei den Antifaschisten geändert. Auch wenn sich der Film von dem sonstigen Angebot im Fernsehen sehr positiv abhebt, folgt er dem heute vorherrschenden reaktionären bürgerlichen Antifaschismus, der die antikommunistische Stoßrichtung des Faschismus ausblendet und „die faschistische Ideologie und Politik auf Rassismus, Antisemitismus und Vernichtung der Juden“ reduziert.1
Der Kampf der Menschen im Salzkammergut für den Erhalt dieses gewaltigen Kunstschatzes war erfolgreich, weil die antifaschistischen Kämpfer von erfahrenen Kommunisten geleitet wurden.