Rote Fahne 22/2021

Rote Fahne 22/2021

Automobilarbeiter brauchen gemeinsame Forderungen

Ob bei Stellantis / Opel, VW, Ford oder Daimler – die Automobilbelegschaften stehen alle vor weitgehend gleichen Herausforderungen

Von (gp)
Automobilarbeiter brauchen gemeinsame Forderungen
Streikrechtsforderung beim Warnstreik der Kölner Ford-Belegschaft am 7.  Mai 2012, Foto: RF

Bereits am 24. September gab der Vorstandsvorsitzende Herbert Diess bei einer Aufsichtsratssitzung seine Pläne zur Vernichtung von 30 000 Arbeitsplätzen bekannt. Die Produktivität – vor allem im Hauptwerk Wolfsburg – sei gegenüber den Konkurrenten Tesla und Toyota viel zu niedrig. Und wie erhöht man die Produktivität im Kapitalismus? Indem Arbeitsplätze vernichtet, Löhne gedrückt werden und damit die Ausbeutung der Arbeiter gesteigert wird!

 

Es ist sicher kein Zufall, dass diese Pläne genauso wie die zur Schließung des Opel-Werks in Eisenach erst nach den Bundestagswahlen bekanntgegeben wurden. Obwohl es bei VW eine „Beschäftigungsgarantie“ bis 2029 gibt, haben die Kolleginnen und Kollegen mit großer Sorge auf die Ankündigung von Diess reagiert. Der Glaube an solche Zusagen nimmt deutlich ab: „Was nützt mir eine Beschäftigungsgarantie, wenn der Vorstand sie jederzeit mit der Begründung kippen kann, dass sich die ‚wirtschaftliche Lage‘ verändert hat?“

 

Ford will in Europa insgesamt 25 000 Arbeitsplätze vernichten. In Saarlouis wurden bereits 1800 Arbeitsplätze abgebaut, 600 weitere sollen dieses Jahr folgen. Die 5000 Kolleginnen und Kollegen fürchten zu Recht um ihre Zukunft. Nach dem Willen des Ford-Vorstandes sollen das Werk in Saarlouis und das Werk in Valencia um ein neues E-Modell konkurrieren. Dasselbe macht Ford mit dem Werk Halewood in Großbritannien und dem Getriebewerk in Köln um die Antriebsstränge für die E-Autos. Die bereits zugesagte Produktion des E-Motors EDrive soll jetzt wieder aus dem Getriebewerk abgezogen werden. Rund 70 Kolleginnen und Kollegen legten am 18. Oktober spontan die Arbeit nieder und protestierten dagegen vor dem Werkleiterbüro. Weitere Schritte im Kampf werden derzeit beraten. Bei Interviews von Rote-Fahne-Verkäufern vor dem Tor sagten Kollegen ausdrücklich, dass sie sich nicht gegen die Belegschaft in Halewood ausspielen lassen wollen. Sie stimmten zu, dass gemeinsam gekämpft werden muss, zum Beispiel für kürzere Arbeitszeit.

 

Dazu braucht es einheitliche Forderungen wie die nach der 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich oder nach einem allseitigen und vollständigen gesetzlichen Streikrecht! Es braucht aber auch entsprechende Organisationsformen. Dazu gehört, in den Gewerkschaften dafür einzutreten, dass sie zu Kampforganisationen werden, und sie im Kampf gegen das Co-Management zu Kampforganisationen zu machen. Dazu gehört, dass sich die klassenkämpferische Strömung in den Betrieben festigt und erweitert, dazu gehört der direkte Kontakt und die Solidarität zwischen den Belegschaften der verschiedenen Länder. Die länder- und konzernübergreifende Solidarität und Koordinierung der Kämpfe der Automobilarbeiter zu organisieren, hat sich die Internationale Automobilarbeiterkonferenz zur Aufgabe gestellt, an der die MLPD und ihre Betriebsgruppen aktiv mitarbeiten. Die Stärkung der Betriebsgruppen der MLPD ist ein Faustpfand, damit die gesamten Erfahrungen der Arbeiterbewegung in die Kämpfe Eingang finden und sie zu einer Schule des Klassenkampfs werden.