Rote Fahne 19/2021
Streiks der GDL setzen Signal
Auch der dritte, bisher mit fünf Tagen längste Streik der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) ist erfolgreich zu Ende gegangen
In verschiedenen Städten wie Essen, Berlin oder Stuttgart haben zum Abschluss der dritten Streikwelle kämpferische Kundgebungen der GDL stattgefunden. Verschiedene Delegationen der MLPD und Wählerinitiativen der Internationalistischen Liste/MLPD haben dort ihre Solidarität überbracht. Auch bei einem Besuch am Streikzelt in Köln haben sich Mitglieder des Jugendverbandes der MLPD, REBELL, solidarisch erklärt und mit GDL-ern gesprochen. Dabei sagte einer: „Leider widerspiegeln die meisten Medien auch nicht die Wirklichkeit. Wer fragt uns denn mal? Wer kennt unsere Schichten? Ich habe jeden Tag einen anderen Dienstbeginn. Wir sollen immer flexibler werden und mit Tricks werden zum Beispiel auch unrealistische Wegezeiten geplant.“
Nach wie vor hält der Bahnvorstand an der Nullrunde für 2021 und Einschnitten bei der Betriebsrente fest. Auf dieser Grundlage sieht die GDL keine Basis, erneute Verhandlungen zu führen. Man wolle der Deutsche Bahn aber Zeit geben, „um sich zu korrigieren“, sagte ihr Vorsitzender Claus Weselsky. Das heißt aber nicht, dass Streiks zur Durchsetzung der Forderungen vorbei sind: „Nach dem Streik, ist vor dem Streik.“
In der Bevölkerung stößt der Streik auf geteilte Reaktionen. Vor allem Kolleginnen und Kollegen in den Betrieben finden es gut, dass mal eine Gewerkschaft „klare Kante“ zeigt. Für eine gewisse Verwirrung unter den Massen sorgt die von den bürgerlichen Medien verbreitete Ansicht, der GDL gehe es in erster Linie gar nicht um mehr Lohn. So schreibt die bürgerliche FAZ: „Was sich in diesen Wochen zwischen der Lokführergewerkschaft GDL und der Deutschen Bahn abspielt, ist keine gewöhnliche Tarifauseinandersetzung. Es ist ein Machtkampf.“ (FAZ 10.8.21) Was die bürgerlichen Meinungsmacher vor allem stört: Die Mitglieder der GDL widerlegen, dass man in der Krise nicht kämpfen kann. Davon geht ein wichtiges Signal aus, das auch in anderen Branchen aufgegriffen wird: Von den Beschäftigten beim Klinik-Konzern Vivantes in Berlin, aber auch von den ver.di-Gewerkschaftern im Einzelhandel sowie im Groß- und Außenhandel. Sowie in zunehmenden Auseinandersetzungen um selbständige Kämpfe für Lohnnachschlag. Der Streik ist eine praktische Kritik an der Politik der Klassenzusammenarbeit, die den Kolleginnen und Kollegen in der Metall-und Stahlindustrie, auch einem Teil der Beschäftigten bei der Bahn, 2021 eine Nullrunde beschert hat. Die Deutsche Bahn AG ist einer der größten internationalen Mobilitäts-und Logistikkonzern mit 200 Betrieben in über 20 Ländern. Ihr Ziel ist nicht die zufriedenstellende und pünktliche Beförderung von Menschen. Ihr geht es wie jedem Monopol um Maximalprofit auf Kosten der Arbeiterinnen und Arbeiter, der einfachen Angestellten und Beamten.
Die MLPD ist mit dem Streik der GDL uneingeschränkt solidarisch und unterstützt diese Auseinandersetzung als Schule des Klassenkampfes nach Kräften! Gerade jetzt im Bundestagswahlkampf zeigt sich, wer konsequent an der Seite der Arbeiterinnen, Arbeiter und kleinen Angestellten steht!