Rote Fahne 19/2021
Katastrophenalarm: Drastische Zunahme klimabedingter Umweltkatastrophen
Von 1970 bis 2019 wurden 11 000 Katastrophen gemeldet, wie die Weltwetterorganisation (WMO) Anfang September in Genf berichtete. Mehr als zwei Millionen Menschen kamen dabei ums Leben. Es entstanden Schäden in Höhe von 3 Billionen Euro
Stürme, Überschwemmungen, Dürren oder extreme Hitzeereignisse und Waldbrände verursachten die Hälfte aller Naturkatastrophen und 45 Prozent der Todesopfer1. Bereits im Mai sagte die US-Umweltbehörde NOAA eine überdurchschnittliche Sturmsaison vorher, die sechste in Folge. Durch die Erwärmung des Atlantiks verdunstet bei einem windstillen Tiefdruckgebiet bei Wassertemperaturen wärmer als 26 Grad Celsius mehr Wasser. In Wechselwirkung mit der wärmeren Luft durch die Erderwärmung saugt diese pro Grad zusätzlich sieben Prozent mehr Feuchtigkeit auf. Ein Unterdruck entsteht, der den Sturm antreibt. In Folge strömt immer mehr Luft nach oben und wird schließlich durch die Erdumdrehung herumgewirbelt. Mehr in der Luft gespeichertes Wasser bedeutet mehr Energie, mehr Zerstörungskraft. Der Hurrikan „Ida“, der kürzlich über die USA fegte, wird vermutlich den Hurrikan „Katrina“ von 2005 mit seinen Schäden von 139 Milliarden Dollar übertreffen. Durch seine Ausläufer fiel in New York so viel Regen wie noch nie – das löste einen Blitzflut-Notfall aus.
Beim Hochwasser im Juli in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz entstanden mindestens sieben Milliarden Euro Schäden, 180 Menschen kamen ums Leben. Während Zehntausende zur Hilfe in die Überflutungsgebiete aufbrachen, zog das Unwetter weiter nach Osten und überschwemmte den Süden und Osten Bayerns, Teile Sachsens und Österreichs. In Deutschland verschärft sich in Folge der Umweltkrise auch die Dürre durch die ungleiche Verteilung der Regenmengen – abnehmend von West nach Ost. Dürren weltweit bedrohen die wachsende Weltbevölkerung mit einer globalen Ernährungskrise.
Veränderung globaler Strömungssysteme
Wie eine Sinuskurve mäandert ein Höhenwindgürtel („Jetstream“) zwölf Kilometer über unseren Köpfen von West nach Ost über die Nordhalbkugel. Die Wellenbewegung treibt Hoch- und Tiefdruckgebiete weiter und bestimmt so unser Wetter. Angetrieben wird der Jetstream von der Temperaturdifferenz der Tropen zur Arktis.
Durch die zunehmende Dynamik und verstärkende Wirkungen (Rückkoppelungen) aller wesentlichen Faktoren des beschleunigten Umschlags in eine globale Umweltkatastrophe beträgt die Erwärmung der Arktis bereits 2 Grad Celsius, die der Antarktis 3,1 Grad. Das destabilisiert den Jetwindgürtel, Hoch- und Tiefdruckgebiete bleiben länger stehen, was zu Starkregen in der einen Region führt, in der anderen zu Dürreperioden mit extremer Hitze.
Gemäß der Klimamodellierung des Deutschen Wetterdiestes (DWD) wird Deutschland Mitte des Jahrhunderts zwei Grad wärmer sein als im 19. Jahrhundert. Sommertage mit mehr als 30 Grad sind dann völlig normal, die Spitzentemperaturen werden 40 Grad überschreiten, die Zahl der tropischen Nächte wird sich verdoppeln. Winter werden wärmer, manchmal mit Kälte- und Schneeeinbrüchen gepaart. Das Waldsterben wird weitergehen, regionale Konflikte um Wassernutzung werden wachsen. Die Auswirkungen auf unsere Gesundheit und die Landwirtschaft wird dramatisch sein.2 Bei 1672 Katastrophen seit 1970 in Europa starben 93 Prozent der 159 438 Toten aufgrund von Hitzewellen.
Weltweiter Klimaaktionstag am 24. September
Die MLPD und ihr Jugendverband REBELL werden breit am Fridays-for-Future-Aktionstag am 24. September teilnehmen und auch unter den Arbeitern dafür werben. Zu Recht steht im FFF-Aufruf: „Die Politiker*innen steuern sehendes Auges in die größte Katastrophe, der die Menschheit gegenüberstand. Aber wir haben genug von Krisen. Wir streiken! Denn es darf kein weiter so geben.“ Es ist aber eine Illusion, die die Führung von FFF verbreitet, dass die Bundestagswahl darüber entscheidet, ob in den nächsten vier Jahren konsequent gehandelt wird. Das ist indirekt ein Aufruf zur Wahl der Grünen. Innerhalb von Fridays-for-Future entwickelt sich die antikapitalistische Tendenz weiter. Es bleibt also eine spannende Auseinandersetzung. Wer „genug von Krisen“ hat, muss das ganze kapitalistische System überwinden. Alle bürgerlichen Parteien, auch die Grünen,betreiben die Geschäfte der internationalen Monopole, da die Zerstörung der Umwelt heute ein ökonomischer Zwang im Kapitalismus zur Erzielung von Maximalprofiten ist.
Wirklicher Umweltschutz statt Greenwashing – wer dafür konsequent eintritt, muss am 26. September Internationalistische Liste / MLPD wählen! Die MLPD hat über die Wahl hinaus einen gesellschaftlichen Plan zur Rettung der Umwelt vor der Profitwirtschaft. Dabei müssen die Kräfte gesammelt und das Bewusstsein entwickelt werden für einen gesellschaftsverändernden Umweltkampf – für den Kampf um den echten Sozialismus!