Rote Fahne 18/2021

Rote Fahne 18/2021

Sowjetische Frauen im Kampf gegen die faschistische Wehrmacht

Die sozialistische Sowjetunion zur Zeit Stalins war alles andere als ein „Terrorregime“, wie Antikommunisten behaupten. Während des Großen Vaterländischen Krieges verteidigten Millionen Sowjetbürgerinnen und -bürger selbstlos ihr Heimatland gegen die faschistische Wehrmacht

Von Gastbeitrag aus Kassel
Sowjetische Frauen im Kampf gegen die faschistische Wehrmacht
Arbeiterinnen im belagerten Leningrad

Viele sowjetische Frauen kämpften in der Roten Armee, als Milizionäre oder Partisaninnen. Geschätzt waren es rund eine Million. Die Sowjetunion war das einzige Land, in dem während des Zweiten Weltkriegs Frauen als Soldatinnen an Kampfhandlungen teilgenommen haben.

Am 1. September 1939 wurde das Gesetz zur Allgemeinen Wehrpflicht eingeführt. In Artikel 13 wurde geregelt, dass Frauen mit medizinischer, veterinärmedizinischer und spezieller technischer Ausbildung für den Dienst in Armee und Marine registriert und im Kriegsfall eingezogen werden können. Viele Frauen in der damaligen Sowjetunion haben die Einführung dieses Wehrdienstes begrüßt.

 

Gleich zu Beginn des Krieges meldeten sich viele Frauen freiwillig für den Kriegsdienst. Die meisten wurden aber noch nicht angenommen. Das änderte sich, nachdem die Rote Armee im ersten Kriegsjahr große Verluste erlitten hatte. Das Staatliche Verteidigungskomitee (Stavka), unter Vorsitz J.W. Stalins beschloss deshalb, junge Frauen landesweit in der Luftverteidigung, im Sanitätsdienst, als Ärzte, in der Verwaltung und bei Versorgungsdiensten des Militärs einzusetzen. Sie übernahmen Aufgaben, die bis dahin von Männern ausgeführt worden waren. So konnten diese für die Kampfeinheiten der Roten Armee freigestellt werden.

 

Der erste von drei Rekrutierungsbefehlen im Jahr 1942 wurde am 25. März erlassen. Im Jahr 1942 wurden insgesamt 235 000 Frauen mobilisiert. Während des gesamten Krieges wurden etwa 490 000 Frauen zur Roten Armee eingezogen. Sie waren überwiegend im Alter zwischen 18 und 25 Jahren und Freiwillige. Die familiären Umstände spielten bei der Entscheidung eine wichtige Rolle. Sie wurden auch zu Scharfschützinnen ausgebildet, waren Pilotinnen, bei der Flotte, Mitglieder von Panzerbesatzungen, Lokführerinnen etc. Es gab in der Roten Armee einige Kampfeinheiten, in denen ausschließlich Frauen dienten und es gab auch gemischte Einheiten, in denen Frauen Kommandeure waren. 80 000 Frauen waren Offiziere.

Ohne Frauen wäre der Sieg nicht möglich gewesen

Eine überragende Rolle kam den Frauen zu, die in Industrie, Landwirtschaft und anderen Produktionsbereichen des Landes arbeiteten. Millionen übernahmen die Arbeit der kämpfenden Männer und erlernten Tätigkeiten, die bis dahin Männer ausgeübt hatten. 1943 wurde zum Beispiel 70 Prozent der notwendigen Arbeitszeit in der Landwirtschaft von Frauen geleistet. Frauen bauten Panzergräben, räumten Schutt und Trümmer weg, Millionen spendeten Blut und versorgten nach der anstrengenden Arbeit ihre Familien. Ohne die sowjetischen Frauen wäre der Sieg im Großen Vaterländischen Krieg nicht möglich gewesen.

 

In der Sowjetunion waren die Frauen den Männern gleichgestellt. In der 1936 verabschiedeten neuen Verfassung wurde die Entwicklung seit der Revolution im Artikel 122 so zusammengefasst: „Der Frau stehen in der UdSSR auf allen Gebieten des wirtschaftlichen, staatlichen, kulturellen, gesellschaftlichen und politischen Lebens die gleichen Rechte wie dem Manne zu. Die Möglichkeit zur Ausübung dieser Rechte der Frauen wird dadurch gesichert, dass der Frau das gleiche Recht gewährt wird auf Arbeit, auf Entlohnung der Arbeit, auf Erholung, auf Sozialversicherung und Bildung, ferner durch staatlichen Schutz der Interessen von Mutter und Kind …“. In Artikel 137 heißt es: „Die Frauen genießen das gleiche Recht zu wählen und gewählt zu werden wie die Männer.“ Vor 85 Jahren wurde diese Verfassung verabschiedet. Sie gilt heute in Russland und den ehemaligen Sowjetrepubliken nicht mehr. Und in der BRD? Formal sind die Frauen in der BRD zwar gleichberechtigt, aber alles andere als gleichgestellt.

Neue gesellschaftliche Rolle

Der Patriotismus vieler sowjetischer Frauen hatte eine Grundlage darin, dass sich ihre gesellschaft­liche Rolle grundlegend geändert hatte. Sie hatten die Möglichkeit, auf politischen, wissenschaftlichen, wirtschaftlichen und kulturellen Gebieten ihre Fähigkeiten zu entfalten. Um das zu erreichen, musste auch die Denkweise vieler Männer verändert werden. Die Frauen in der Roten Armee hatten hohes Ansehen unter den Soldaten. Viele Rotarmisten an der Front machten sich Gedanken um das Wohlergehen ihrer Kameradinnen und brachten ihnen große Anerkennung und Respekt entgegen. Natürlich gab es auch Vorbehalte. In der Marine beispielsweise den Aberglauben, dass Frauen auf Schiffen Unglück bringen.1

 

Es erforderte sehr viel Mut von den Frauen, an der Front zu kämpfen. In der Wehrmacht gab es den Befehl, Frauen sofort zu erschießen. Gefangene Frauen wurden meist äußerst brutal behandelt. Viele sowjetische Frauen arbeiteten und kämpften in dem Bewusstsein, dass sie ihr Mutterland und auch die neuen gesellschaftlichen Errungenschaften gegen die deutschen Faschisten verteidigen wollten. Etwa 150 000 von ihnen erhielten Orden und Medaillen, mehr als 90 erhielten den Titel „Held der Sowjetunion“ – viele posthum.