Rote Fahne 15/2021

Rote Fahne 15/2021

„Es herrscht regelrechtes Chaos in der Produktion“

Korrespondenten aus verschiedenen Daimler-Betrieben berichten über eine immense Verschärfung der Ausbeutung

Von (gp)
„Es herrscht regelrechtes Chaos in der Produktion“

„So eine brutale Ausbeutung habe ich in den letzten zwanzig Jahren noch nicht erlebt,“ bringt ein Daimler-Kollege die augenblickliche Lage im Betrieb auf den Punkt. Dabei werden verschiedene Maßnahmen zur Flexibilisierung, die seither meist einzeln angewandt wurden, nun in dichter Abfolge beziehungsweise gleichzeitig eingesetzt.

 

„Mittwochabends entscheiden die Chefs, wie nächste Woche gearbeitet werden soll. Die Geschäftsleitung hat vorsorglich Kurzarbeit angemeldet, um kurzfristig Schichten absagen zu können. Wenn wir arbeiten, dann mit Vollgas und mit Unterbelegung der Schicht. Viele Kolleginnen und Kollegen sind sauer, weil die Geschäftsleitung sich nicht an vereinbarte Regeln hält oder welche erfindet. Weil sie kurzfristig keine Kurzarbeit anmelden konnte, wurden wir zum Beispiel in Zwangsfreischicht geschickt.“

 

Eine Kollegin berichtet von einer Betriebsvereinbarung zur Einführung einer flexiblen „temporären Dauernachtschicht“ – ein Widerspruch in sich! Entweder ist etwas zeitlich begrenzt oder auf Dauer. „Dafür soll die konzernweite Höchstquote von acht Prozent Leiharbeiter1 aufgehoben werden. Dafür hat Daimler ein Großteil der im November 2020 entlassenen Leiharbeiter wieder eingestellt, nachdem sie ein halbes Jahr in der Arbeitslosigkeit ‚geparkt‘ waren. Deshalb sprechen die Kollegen von einer ‚An-Aus-Nachtschicht‘.“

 

Auch in einem anderen Werk wurde vereinbart, dass die Leiharbeitsquote auf bis zu 25 Prozent in der Produktion erhöht werden kann, ebenso die Höchstgrenze für Überstunden auf 30 Stunden im Monat.

 

Ausdehnung des Einsatzes der Leiharbeiter und der Überstunden gehen zu Lasten der Arbeiterjugend. Ein Korrespondent schreibt: „Die ausgebildeten Facharbeiter werden fast nur noch in den unteren Lohngruppen in Produktion und Logistik übernommen und arbeiten schon im dritten Ausbildungsjahr in ihrer zukünftigen Fachabteilung voll mit.“

 

Die Genossinnen und Genossen der Betriebsgruppen der MLPD diskutieren mit ihren Kolleginnen und Kollegen, wie sie sich gegen diese Verschärfung der Ausbeutung organisiert zur Wehr setzen und dabei die Gewerkschaft stärken können. Sie sammeln dabei auch Unterschriften für die Bewegung „Gib Antikommunismus keine Chance!“ und werben für das Buch „Die Krise der bürgerlichen Ideologie und des Antikommunismus“. Denn die Wirkung der kleinbürgerlich-antikommunistischen Denkweise ist das größte Hindernis, das dem breiten Zusammenschluss der Kolleginnen und Kollegen entgegensteht.

 

* Statt weiterer Flexibilisierung, Wechselbad von Überstunden und Kurzarbeit: Volle Bezahlung des Lohnes – auch Schichtzuschläge – bei Produktionsengpässen durch die Autokonzerne!

 

* Statt Überstunden und Kurzarbeit: Kampf für die 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich!

 

* Statt kapitalistischem Krisenchaos – vorwärts zur Arbeiteroffensive!