Rote Fahne 02/2021

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„Sinneswandel“ bei der AfD

Die AfD distanziert sich scheinheilig vom faschistischen Putschversuch Donald Trumps und seiner Anhänger.

Von (bu)
„Sinneswandel“ bei der AfD
Deutliche Positionierung der AfD für den ultrareaktionären Kurs von Trump – und jetzt wollen sie davon nichts mehr wissen? Grafik: AfD Internet

Während seiner ganzen Amtszeit stand die AfD in Treue fest zu Trump und all seinen extrem reaktionären bis faschistischen Schandtaten. Bis heute wiederholt die AfD Trumps Lügengeschichte von der „gestohlenen Wahl“, die die Rechtfertigung für den Putschversuch ist. Und doch will die AfD-Führung der Öffentlichkeit weismachen, dass sie angeblich den Sturm eines von Trump aufgehetzten faschistischen Mobs auf das Kapitol „aufs Schärfste verurteilt“. So die Erklärung von Meuthen, Chrupalla, Gauland und Weidel vom 7. Januar 2021.

 

In ihrer Erklärung schreiben sie auch, es handele sich bei dem faschistischen Putschversuch um „anarchistische Ereignisse“. Das folgt ganz der noch am selben Abend von den Trump-Leuten verbreiteten absurden Lügenerzählung, das Ganze sei das Werk von „Antifa und Linksextremisten“ gewesen, um den faschistischen Charakter der Ereignisse zu verschleiern.

 

Selbst die offenen Faschisten in der AfD wie Björn Höcke und Beatrix von Storch halten sich in dieser Frage ungewohnt bedeckt. Und das nicht nur wegen der Krise, in der die AfD steckt, und die auf dem Parteitag Ende November 2020 zeitweilig offen ausbrach. Was die AfD noch viel mehr fürchtet, ist der antifaschistische Sturm, der hier losbräche, wenn sie offen sagen würden, was sie wirklich denken: Nämlich – dass sie den Trump-Putsch gutheißen und gerechtfertigt, aktuell in der Methode aber nicht opportun finden.

 

Das offen auszusprechen, überlassen sie im Moment lieber anderen, wie dem Faschisten Jürgen Elsässer, Chefredakteur von compact, der in einem Artikel am 7. Januar schreibt:

 

„Das war kein Putsch und es war kein Mob, wie die Lügenmedien heute schreiben. Es waren ‚großartige Patrioten‘ (Trump über die Capitol-Besetzer), die sich in höchster Not nicht anders zu helfen wussten, als durch eine spektakuläre Aktion den Durchmarsch des Tiefen Staates noch zu verhindern. … Die Erstürmung eines Parlaments durch Demonstranten zur Initiierung einer Revolution kann durchaus klappen. … Aber wenn es um die Wurst geht, also um den Sturz des Regimes, braucht es einen Plan und eine Art Generalstab, um den Plan umzusetzen.“ (Wobei es natürlich übelste Demagogie ist, eine faschistische Machtergreifung als „Revolution“ zu bezeichnen.)


Elsässer fantasiert in dem Artikel ganz offen über eine faschistische Machtergreifung und kritisiert: „Ein Happening wie gestern, das klappt nie.“ Das gelte auch für „das Reichstagsstürmchen am 29. August“ in Berlin. Im Klartext: Das Anliegen des faschistischen Putschversuchs in den USA war für ihn völlig richtig, aber „leider“ viel zu dilettantisch ausgeführt. Ginge es nach Elsässer, müssen die Faschisten zukünftig noch viel härter, brutaler und besser organisiert handeln – nicht nur in den USA, sondern auch in Deutschland.

 

Einen Zusammenhang beziehungsweise Parallelen zwischen den beiden Ereignissen zu sehen, das weist die AfD-Führung in ihrer Erklärung so entrüstet wie scheinheilig zurück, obwohl das auf der Hand liegt. Elsässer dagegen bedauert vor allem, dass die AfD aufgrund ihrer Krise ihrer eigentlichen Rolle als Wegbereiterin des Faschismus nicht konsquenter gerecht wird.