Rote Fahne 26/2020

Rote Fahne 26/2020

Zieht China die Weltwirtschaft aus der Krise?

Mitten in der durch die Corona-Krise noch verschärften Weltwirtschafts- und Finanzkrise startet das neuimperialistische China eine Exportoffensive

Von (ham/ms)
Zieht China die Weltwirtschaft aus der Krise?
Exportoffensive, unter anderem mit Hochtechnologie wie hier ein Hochgeschwindigkeitszug, Foto: RF

Die Exporte aus China stiegen im November gegenüber dem Vorjahr um 21,1 Prozent. Im Oktober erreichten sie erstmals wieder das Vorjahresniveau, nachdem sie auch in China zu Jahresbeginn stark eingebrochen waren. Dass China aufgrund einer äußerst autoritären und rigiden Politik die Corona-Pandemie seit einigen Monaten weitgehend kontrolliert trug dazu bei, der chinesischen Industrie einen Vorsprung zu verschaffen.

 

Treibende Branchen dieser Exportsteigerung sind die Automobilindustrie und die Elektro- und Elektronikindustrie. Die Automobilindustrie Chinas hatte 2019 einen Anteil von 28 Prozent, die Elektro- und Elektronikindustrie einen Anteil von 50 Prozent an der Weltproduktion. Sie produzieren vielfach für ausländische Konzerne. Dazu tragen aber auch die Fertigungsstätten internationaler Monopole in China bei. 2019 fertigten die deutschen Autokonzerne erstmals in China mehr Pkw als in Deutschland. Wenn für Homeoffice und Homescooling Laptops der amerikanischen Firma Apple oder des koreanischen Konkurrenten Samsung gekauft werden, sind sie meist genauso in China produziert wie die neue X-Box des japanischen Konzerns Sony. Das fließt alles in die Exportzahlen Chinas ein.

 

Der Aufbau von Produktionsanlagen in China vor allem während und nach der letzten Weltwirtschafts- und Finanzkrise von 2008 bis 2014 war ein Ventil für den angehäuften Kapitalüberschuss. Der gewaltige Markt Chinas lockt genauso wie die exzessive Ausbeutung der Arbeiter unter den neuen Kapitalisten Chinas. Apple verlagerte die gesamte Produktion nach China. Ein I-Phone 4, das für 479 Euro verkauft wurde, kostete in der Herstellung offiziell 135,60 Euro, der Lohnanteil beträgt gerade mal 5,40 Euro.

 

In den bürgerlichen Berichten wird so getan, als ob diese Exportoffensive Chinas der Beleg sei, dass die Weltwirtschafts-und Finanzkrise fast schon überwunden ist. Tatsächlich bringt sie nur zum Ausdruck, dass sich die ungleichmäßige Entwicklung zwischen verschiedenen imperialistischen Ländern und Monopolen verschärft und insbesondere China zu Lasten der imperialistischen Konkurrenz weiter an Boden gut machen kann. So lag zum Beispiel weltweit die Automobilproduktion im dritten Quartal 2020 um 23 Prozent unter dem Vorjahr – China konnte sich von einem zurückgehenden Markt nur ein größeren Kuchen abschneiden.

 

Zu Deutschland posaunen die bürgerlichen Ökonomen heraus, dass die Industrieproduktion im Oktober den sechsten Monat in Folge anstieg. Das galt aber immer nur im Vormonatsvergleich, während die Produktion immer noch um 3 Prozent unter dem Wert von Oktober 2019 lag. Der deutsche Export liegt sogar um 6,5 Prozent unter dem Stand von Februar 2020, mit wieder sinkender Tendenz. Man muss davon ausgehen, dass sich angesichts der Vertiefung der Corona-Krise die bereits 2018 eingeleitete Weltwirtschafts- und Finanzkrise wieder vertieft.


Die massiven Folgen der Weltwirtschafts- und Finanzkrise werden in Deutschland durch verschiedenste Dämpfungsmaßnahmen abgefedert. Trotzdem verstärken sich hier bereits die negativen Auswirkungen auf die Arbeiterklasse und die Massen erheblich. So werden jetzt ca. wieder 2 Million Menschen in Kurzarbeit stecken, 200 000 mehr als im Oktober.

 

In bürgerlichen Berichten wird so getan, als ob Insolvenzen trotz der Krisen im Jahr 2020 kein Problem wären. Und in der Tat wird deren Zahl 2020 nach Schätzungen der Wirtschaftsauskunftei (Creditreform) um 13,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr zurückgehen. Dabei sind aber die Großinsolvenzen und damit auch die Schadenssumme dramatisch angewachsen – geschätzt um fast 45 Prozent gegenüber 2019. Die geschätzten Arbeitsplatzverluste liegen bei 332 000 im Vergleich zu 18 000 im Jahr 2019. Hinzu kommen rund 500 000 sogenannte „stille Heimgänge“ von Unternehmen, deren Betrieb ohne Insolvenz „ordentlich“ abgewickelt wird. Und das ist erst der Anfang angesichts der bis Jahresende ausgesetzten Insolvenzantragspflicht.