Rote Fahne 22/2020

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Religiosität mit MLPD-Zugehörigkeit unvereinbar?

Ein Genosse, der aus der MLPD ausgetreten war, hat sich selbstkritisch mit seinen Beweggründen auseinandergesetzt und ist wieder in die Partei eingetreten

Religiosität mit MLPD-Zugehörigkeit unvereinbar?
Die MLPD respektiert religiösen Glauben. Foto: RF

Als gläubiger Christ lehnt er Schwangerschaftsabbruch ab und warf der MLPD vor, diesen zu fördern. Auch dachte er, dass seine Religiosität nicht mit der Parteizugehörigkeit vereinbar sei. Wir freuen uns, dass er nun wieder Mitglied geworden ist und stellen mit seinem Einverständnis zwei Auszüge aus seinem Aufnahmeantrag vor:

 

„Meine Begründung für meinen Parteiaustritt hat sich im Nachhinein als haltlos und nicht fundiert herausgestellt. Ich bejahe das Leben und sehe Abtreibung kritisch, ja. Es kann jedoch nicht sein, dass im Zuge dessen Frauen kriminalisiert und in der Frage ‚Abtreibung ja oder nein‘ alleine gelassen werden. Jedwede Hilfe von Seiten der Gesellschaft sollte den Frauen zugute kommen. Ich bin der Überzeugung, dass keine Frau, die sich für eine Abtreibung entscheidet, dies leichtsinnig und gerne tut. Ebenso kann ich mir vorstellen, dass in einer Gesellschaft, die den wahren Sozialismus aufbaut beziehungsweise aufgebaut hat, Schwangerschaftsabbrüche von Natur aus zurückgehen würden. Die Gesellschaft würde sich um die Erziehung der Kinder kümmern. Auch gäbe es dann keine doppelte Ausbeutung von Frauen mehr. Nach wiederholtem Studium des Parteiprogramms kann ich nicht feststellen, dass die Partei aktiv Abtreibung fördert, forciert. … Jedoch wird, was ich unterstütze, das Selbstbestimmungsrecht der Frauen hochgehalten. Hier habe ich der Partei und besonders den in ihr organisierten Frauen Unrecht getan und will mich bemühen, hier in Zukunft sensibler und sachlicher zu sein.

 

Eine weitere Begründung für meinen Parteiaustritt war, dass ich behauptete, Parteifreunde würden meinen katholischen Glauben nicht respektieren. Hier hatte ich eine sachliche Frage einer Parteifreundin falsch verstanden und als ‚Abwertung‘ gegen mich interpretiert. Ein persönliches Gespräch, von mir angestoßen, hätte die Sache klären können. Hier hat mir ein wiederholtes Lesen des Parteiprogramms gezeigt, dass der religiöse Glaube… respektiert wird.“

 

Und weiter schreibt der Genosse: „Ich will mich nicht damit abfinden, dass die Welt nun mal so ist, wie sie ist und es keine Alternativen gäbe. Es gibt sie, oh ja! Doch dafür müssen wir dem Grundübel an die Wurzeln gehen. Dann sehen wir den Sozialismus als eine ‚begeisternde und ermutigende Perspektive‘. Der Mensch muss stets im Mittelpunkt stehen, befreit von jeglicher Ausbeutung und Unterdrückung!

 

Die kleinbürgerliche Denkweise scheint mir wie ein leises und süßes Gift, welches sich zart wie Mehltau auf einen legt, wenn man nicht ständig und diszipliniert das Studium des Marxismus-Leninismus betreibt.“