Rote Fahne 20/2020

Rote Fahne 20/2020

Kämpfe verbinden – von den Sundabarns nach Stuttgart

Statt aus der Kohleverbrennung auszusteigen, wird in Rampal (Bangladesch) das landesweit größte Kohlekraftwerk mit einer Leistung von 1320 Megawatt in unmittelbarer Nähe des UNESCO-Weltnaturerbes Sundarbans am Golf von Bengalen gebaut

Von Stuttgart (Korrespondenz)
Kämpfe verbinden – von den Sundabarns nach Stuttgart
Tonny Nowshin in Stuttgart … Foto: RF

Die Sundabarns sind die weltweit größten Mangrovenwälder. Sie bilden natürliche Wellenbrecher für den Schutz von Millionen Menschen vor Wirbelstürmen und Überschwemmungen. Sie sind ein einzigartiges Ökosystem mit vielen, vom Aussterben bedrohten Tieren.


Enteignung und Umsiedlung

 

Für den Bau verlieren tausende Menschen durch Enteignung und Umsiedlung ihre Existenz. Das Kraftwerk wird neben CO2 auch mit deutscher High-Tech giftiges Gas und Staub ausstoßen, die die Luft und damit auch die Wälder verschmutzen. Täglich müssen 12 000 Tonnen Importkohle auf Schiffen durch Flüsse in den Sundarbans transportiert werden. Der staatliche Energieversorger Indiens, die National Thermal Power Corporation (NTPC), betreibt den Bau. Die indische Exim-Bank finanziert das Projekt, woran sich die Deutsche Bank, die Allianz und die DZ-Bank beteiligen.


Staatliche Repression

 

Der Widerstand ist massiven staatlichen Repressionen ausgesetzt, mit Schlägertrupps gegen Aktivisten bis hin zu Morddrohungen. Nach nun neun Jahren Kampf mussten wenigstens die Pläne für einen zweiten Block eingestampft werden. In dem landesweiten Komitee ist auch unser ICOR-Partner dabei, die Sozialistische Partei Bangladesch1.

 

Aktuell hat Bangladesch in den Sundarbans mehr als 320 Industrieprojekte für das internationale Finanzkapital genehmigt. Dabei ist das Land mit am meisten vom Anstieg des Meeresspiegels durch die Klimakatastrophe geplagt und bedroht.


Heuchelei eines Stuttgarter Ingenieurbüros

 

Von Sundabarns nach Stuttgart: Das international agierende Stuttgarter Ingenieurbüro Fichtner liefert das technische Know-how. Im Juni wurde von FFF-Aktivisten und dem Klima- und Umweltbündnis Stuttgart (KUS) zum Protest vor Fichtner aufgerufen.

 

Tonny Nowshin, Klimaaktivistin und Wirtschaftswissenschaftlerin aus Bangladesch, übergab bei der 530. Montagsdemonstration gegen „Stuttgart 21“ eine Petition mit der Forderung nach Ausstieg aus dem Projekt, unterstützt von 25 000 Unterschriften. Fichtner ist auch am Bau von acht Kohlekraftwerken in Indien und einem in Malaysia beteiligt. Empörend ist die Heuchelei des Unternehmens: Während es sich auf der deutschen Homepage als Vorkämpfer für erneuerbare Energien präsentiert, wirbt die indische Homepage mit dem Know-how für Kohlekraftwerke. Dazu Dr. Weidler, stellvertretender Vorsitzender von Fichtner bei der Entgegennahme der Petition: Alles sei „sehr komplex“, mit Verweis auf Kohle als „Brückentechnologie“. Eine Brücke für 50 Jahre? Weitere Millionen Tonnen CO2 – bis das Land überflutet ist? Dabei gibt es Wind und Sonne genug in Bangladesch.


Begeisternde Botschaft

 

Tonnys begeistert aufgenommene Botschaft: Erheben wir gemeinsam unsere Stimme und sagen: Stoppt alle naturzerstörerischen Projekte – überall! Denn es ist ein Planet, ein Kampf. Gemeinsam müssen wir den Planeten für unsere und die kommenden Generationen retten!