Rote Fahne 25/2019
Als Brigadist in Südafrika – eine spannende Aufgabe
Die Organisierung einer überparteilichen Internationalen Automobilarbeiterkonferenz ist eine anspruchsvolle Aufgabe. Dabei stützt sich die IAC auf Brigadisten aus verschiedenen Ländern, darunter auch aus Deutschland. Eine Gruppe berichtet begeistert von ihren Erfahrungen
Heute sind wir den fünften Tag in Südafrika und leben in Sebokeng, einem Township 60 Kilometer südlich von Johannesburg. Man kann ein Land und die Lebensverhältnisse der Menschen nicht besser kennenlernen, als wenn man mitten unter ihnen lebt. Die Menschen hier sind sehr offen, interessiert und gastfreundlich. Als Weiße sind wir zwar Exoten im Township, aber wir werden überall willkommen geheißen und begrüßt.
Unsere Freunde, mit denen wir zusammenarbeiten, sind unermüdlich und mit großer Freude dabei, mit Freunden und Kollegen an der Vorbereitung der 2. IAC zu arbeiten. So haben sie schon eine schöne, große Veranstaltunghalle in der Kleinstadt Vereeniging gefunden und angemietet. Ganz in der Nähe ist für die Unterkunft von 350 Leuten gesorgt, sodass wir nur noch gemeinsam die Einzelheiten klären müssen. Man darf sich das aber nicht so einfach vorstellen. Für jedes Flugblatt, das man geschrieben hat, braucht man oft Stunden, um es zu fotokopieren. Entweder der Copyshop hat geschlossen, oder er ist zu weit weg. Trotzdem verlieren unsere Freunde nie die Geduld und die Freude an der gemeinsamen Sache.
Unsere Aufgabe ist es unter anderem, den internationalen Teilnehmern bei ihrer Anreise, insbesondere bei den oft komplizierten Visa-Angelegenheiten, zur Seite zu stehen. Auch dabei haben wir viel Hilfe durch unsere südafrikanischen Freunde, die sich damit gut auskennen.
Besonders unter Arbeitern trifft die Konferenz auf große Begeisterung. Sie erfahren tagtäglich, wie nötig es ist, sich zusammenzuschließen, um gegen Werkschließungen, Arbeitsplatzabbau und Lohnkürzungen aktiv zu werden. Sie sind erstaunt, dass wir in Deutschland vor ähnlichen Problemen stehen, und nehmen die Erfahrungen aus dem Kampf bei Opel begierig auf. Das Buch „Was bleibt“ über den zehnjährigen Kampf bei Opel stößt auf großes Interesse, und es gibt bereits eine Studiengruppe dazu. Allerdings fehlt vielen das nötige Geld, es zu kaufen. Die Kollegen sehen die praktische Notwendigkeit der IAC und freuen sich auf den Erfahrungsaustausch mit den Teilnehmern aus aller Welt.
In unserer Brigade ist auch eine Jugendliche vom Jugendverband REBELL. Wir alle finden es wichtig, dass wir nicht nur zur Unterstützung hier sind, sondern auch ganz vieles mitnehmen. Gerade für Jugendliche ist es eine Chance, die Welt kennenzulernen und gleichzeitig einen Beitrag zu leisten für den Erfolg dieser Konferenz, die den internationalen Zusammenschluss der Automobilarbeiter einen großen Schritt voranbringen wird.
Es ist sehr lehrreich, zu sehen, unter welch schwierigen Bedingungen die Menschen hier kämpfen: für bessere Lebensverhältnisse, für Umweltschutz, für die Rechte der Frau, gegen Unterdrückung… Sie verlieren dabei nicht ihren Optimismus! Sie setzen sich mit uns darüber auseinander, wie man den Imperialismus gemeinsam bekämpfen und für eine lebenswerte gesellschaftliche Perspektive ohne Ausbeutung und Unterdrückung eintreten kann.