Rote Fahne 24/2019

Rote Fahne 24/2019

Wichtige Organisationswahlen in der IG Metall

Nach dem Nürnberger Gewerkschaftstag der IG Metall im Oktober werden nun satzungsgemäß alle Organe neu gewählt

Von gp
Wichtige Organisationswahlen in der IG Metall
Vertrauensleutewahlen in der IG Metall: kämpferische Kollegen mit Rückgrat und ohne antikommunistische Vorbehalte sind gefragt (Foto: RF)

Die für die Kolleginnen und Kollegen wichtigsten Organisationswahlen in der IG Metall sind die Delegiertenversammlungen auf Ebene der Geschäftsstellen und vor allem die Vertrauensleute-Wahlen – als die wichtigsten gewerkschaftlichen Vertreter der Mitglieder auf Betriebsebene.

 

Der 24. IG-Metall-Gewerkschaftstag hat gezeigt, dass es einen großen Wunsch der Mitglieder nach einer starken IG Metall gibt. Das ist angesichts der großen Herausforderungen durch die krisenhafte wirtschaftliche und politische Entwicklung des Kapitalismus genau richtig. Der Gewerkschaftstag hat aber auch den verschärften Richtungskampf innerhalb der IG Metall offenbart. So vertritt der IG-Metall-Vorstand in seinen vom Gewerkschaftstag verabredeten Entschließungen die Illusion, man könne den Kapitalismus mit seinen Krisen durch mehr Mitbestimmung sozial und ökologisch „transformieren“. Das kommt dem Versuch eines Schafs gleich, aus einem Wolf einen Vegetarier zu machen. Das Schaf wird seine Illusion mit dem Tod bezahlen.

 

Ein ehemaliger Vertrauensmann aus Baden-Württemberg berichtet von seinen Erfahrungen: „Als die Geschäftsleitung 2007 das von Südwestmetall und der IG Metall ausgehandelte Entgelt-Rahmenabkommen (ERA) zur breiten Abgruppierung und damit Lohnsenkung, insbesondere für die neu eingestellten Arbeiter und Angestellten, umsetzen wollte, brodelte es in der Belegschaft. Auf einem Treffen berichteten Vertrauensleute, dass die meisten Arbeiter zum Kampf bereit seien. Wir legten fest, dass in den Abteilungen, wo dies noch nicht der Fall war und eher unerfahrene Vertrauensleute waren, kampferfahrenere zur Unterstützung der Diskussionen hingehen. Auf dem nächsten Treffen trafen wir die Entscheidung zum selbständigen Streik. Nach drei Tagen kapitulierte die Geschäftsleitung im Beisein eines Verbandsvertreters vollständig. In einem Haustarifvertrag wurde das bisherige Lohn- und Gehaltsgefüge weitgehend fortgeschrieben. Unser Streik war auch eine praktische Kritik an der reformistischen Klassenzusammenarbeit der IG-Metall-Führung, die einen solch schändlichen Vertrag hätte niemals aushandeln dürfen. Die Gewerkschaft ging gestärkt aus dieser Auseinandersetzung hervor. Denn eine positive Gewerkschaftsarbeit ist das beste Argument, Mitglied zu werden oder zu bleiben.“

 

Deshalb sollten solche Vertrauensleute die Stimme erhalten, die positive Vorschläge für eine kämpferische Arbeit machen, die selbst Rückgrat bewiesen und sich das nötige Vertrauen unter ihren Kolleginnen und Kollegen erworben haben. Ein entscheidendes Kriterium ist, ob jemand selbstlos handelt statt um persönlicher Vorteile willen. Und ob er/sie im Sinne der Einheitsgewerkschaft antikommunistische Vorbehalte ablehnt und für die Offenheit der IG Metall für eine grundsätzliche gesellschaftliche Alternative eintritt.

 

Wichtig ist, dass tatsächlich geheime Wahlen zwischen mehreren Kandidaten stattfinden, statt wie oft üblich Einzelkandidaten nur zu bestätigen oder von oben einzusetzen. Das stärkt die Position der Vertrauensleute. Besonders junge Kolleginnen und Kollegen sollten ermutigt werden, zu kandidieren. Sie brauchen dazu die Unterstützung von älteren Kolleginnen und Kollegen.