Rote Fahne 18/2019
Grassierende Armut – aber die Massen revoltieren auch …
Die PCMLB (Kommunistische Marxistisch-Leninistische Partei Benins) ist die führende Kraft in den Kämpfen der Menschen in dem westafrikanischen Land Benin. Die Rote Fahne hatte Gelegenheit, mit einem ihrer Vertreter zu sprechen
Rote Fahne: Was ist Benin für ein Land, wie leben die Menschen dort?
Benin ist 122 000 Quadratkilometer groß, mit 11 Millionen Einwohnern. Es ist eine ehemalige französische Kolonie. Die Menschen leben in erster Linie von der Landwirtschaft. Wir haben etwas Erdöl, Gold, andere Mineralien, keine großen Vorkommen.
Benin ist auch ein Transitland für das Radium aus Niger auf dem Weg nach Europa. 1960 – 1972 waren direkte Agenten des französischen Imperialismus an der Regierung. Ab 1972 wurde Benin regiert von Leuten, die sich selbst als Kommunisten bezeichneten, die an die revisionistisch gewordene Sowjetunion angebunden waren.
Unsere Kommunistische Marxistisch-Leninistische Partei hat gegen sie gekämpft, die Bevölkerung zusammengeschlossen, und die Revisionisten wurden gestürzt. Während ihrer Regierungszeit damals wurden viele von uns ins Gefängnis geworfen. Der Chef der Revisionisten, Matthieu Kérékou, war ein Militär. Sie haben gefoltert.
Und wie sind die Verhältnisse heute?
Nach dem Sturz der Revisionisten ergriff die liberale Bourgeoisie die Macht, unterstützt von den ehemaligen französischen Kolonialherren. Es wurde eine bürgerliche Demokratie eingeführt – bis 2016. Da bekam die extreme Rechte die Macht.
Der aktuelle Präsident Patrice Talon ist Abkömmling einer Kolonialfamilie. Er wollte eine Verfassung faschistischen Typs installieren, wurde aber durch die Nationalversammlung blockiert. Also tat er erst einmal so, als ob er die frühere Verfassung respektiere. In der Praxis hat er dann einfach Gesetze geändert. Als Erstes hat er das Streikrecht eingeschränkt, jetzt dürfen Gewerkschaften nur zehn Tage im Jahr streiken. Er verhängte ein Demonstrationsverbot und richtete ein Spezialgericht ein, um Oppositionelle abzuurteilen. Er attackiert auch offen die armen Leute: Üblicherweise betreiben Frauen an den Straßenrändern Kleinhandel. Sie werden brutal verjagt. Mit diesem Kleinhandel finanzieren sie aber die Schulkosten ihrer Kinder, ernähren oft sogar die ganze Familie. Auch die vielen kleinen Läden an den Straßen und Ambulanzen der öffentlichen Gesundheitsversorgung wurden geschlossen. Die Firma eines Cousins von Präsident Talon kontrolliert die gesamte Ein- und Ausfuhr im Hafen. Talon und sein Clan haben jetzt alle ökonomisch strategischen Bereiche in der Hand. Wenn du ein Konkurrent bist, landest du im Gefängnis, und sie nehmen dir dein Geschäft weg. Es gibt eine Reihe afrikanischer Länder mit ähnlich rechtsextremer Entwicklung.
Welche Rolle spielen hier die EU und andere Imperialisten – zum Beispiel China?
Der Imperialismus diktiert, wer an die Regierung kommt. So präsentierte Frankreich vor den Wahlen direkt einen Kandidaten, der bei Macron gearbeitet hat und von dem Finanzkapitalisten Rothschild abhängig ist. Das war aber zu dick aufgetragen, das machte die Bevölkerung nicht mit. Der aktuelle Präsident ist auch direkt abhängig vom Imperialismus, er erweckte jedoch vor den Wahlen den Eindruck, das Land zu repräsentieren. Sobald er gewählt war, reiste er jedoch sofort nach Frankreich, katzbuckelte und nahm seine Direktiven in Empfang.
Auch deutsche und US-amerikanische Firmen beuten Benin aus. Die chinesischen Kapitalisten sind aktuell überall, bauen Krankenhäuser, Stadien, haben Fabriken, verkaufen Stoffe, betreiben Holzhandel und so weiter. Viele Händler aus Benin fahren jetzt statt nach Frankreich zum Einkauf nach China. Der Stadtteil Xiaobei in Guangzhou / China heißt mittlerweile schon „Little Africa“.
Wie arbeitet eure Partei unter diesen schwierigen Bedingungen?
Wir können angesichts der grassierenden Armut dem Volk leichter erklären, dass die Herrschenden es in den Hunger treiben. Die Massen revoltieren auch, zum Beispiel gegen den Verkauf vergifteter Babynahrung aus China, oder den Einsatz des krebserregenden Glyphosats. Wir sagen aber auch: Nur eine Revolution kann das Ganze überhaupt ändern.
Als 1990 die Pseudokommunisten verjagt worden waren, zogen sich die Leute verwirrt vom Kommunismus zurück. Aber jetzt wachen die Leute wieder auf, schließen sich zusammen. Bei den wenigen Demonstrationen, die von den Herrschenden zugelassen werden, sind wir die führende Kraft. Die Massen suchen uns für ihren Kampf. Das gibt uns Kraft und Stärke. Jetzt entwickeln sich auch selbständige Aktionen, ohne Genehmigung. Sogar in kleinen, entlegenen Dörfern stellen sich die Leute der Polizei entgegen.
Herzlichen Dank und viel Erfolg für eure Arbeit!