Rote Fahne 14/2019
Spielerinnen kämpfen um Gleichberechtigung
Zur Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen in Frankreich
Die Vorrunde der Frauenfußball-WM in Frankreich zeigte, dass sich der Frauenfußball fast überall auf der Welt durchzusetzen beginnt. Er findet immer mehr Fans und ist technisch auch sehr viel besser geworden. Und der Kreis der Anwärterinnen auf den Titel ist gewachsen.
Schon im Vorfeld der WM stand im Frauenfußball der Kampf um Gleichberechtigung plötzlich bei vielen bürgerlichen Medien im Vordergrund. Aus Anlass des Weltfrauentags 2019 haben 28 US-Nationalspielerinnen gegen den US-Fußballverband Klage vor Gericht eingereicht wegen Diskriminierung. „Gleichberechtigung ist unser Recht. Wir kämpfen für unsere Teamkolleginnen, für andere Sportlerinnen und alle Frauen auf der Welt“, äußerte sich die US-Nationalspielerin des amtierenden Weltmeisters, Megan Rapinoe1. In mehreren Nationalteams, zum Beispiel Norwegen, Australien usw., gibt es erhebliche Unruhe. Es geht nicht nur um die Bezahlung der Profis, sondern auch um gleichberechtigte Trainingsbedingungen – wie den Zustand der Spielfelder – und um Wertschätzung und Unterstützung des Frauenfußballs. Die deutsche Torhüterin Almuth Schult klagte. „Wie sollen wir denn Vorurteile und Vorbehalte gegenüber dem Frauenfußball abbauen, wenn wir im eigenen Verband zu kämpfen haben.“2 Tatsächlich gibt es im DFB für den Frauenfußball nicht einmal ein Nachwuchsleistungszentrum.
In vielen Ländern weltweit bedeutet es einen mutigen Kampf der Frauen, Fußball zu spielen. Bei uns inzwischen eine selbstverständliche Möglichkeit. Immer noch gibt es Anfeindungen, Verbote, herabwürdigende, sexistische Angriffe auf Spielerinnen bis hin zu Morden. Vor elf Jahren erst wurde die südafrikanische Nationalspielerin Eudy Simelane von mehreren Männern vergewaltigt, gefoltert und schließlich brutal ermordet. Sie hatte immer wieder öffentlich darauf hingewiesen, dass Chancengleichheit im vermeintlich demokratischen Südafrika noch lange nicht Realität ist.
Kein Zufall ist es auch, dass sich aus Ländern, in denen die Frauen fast keinerlei Rechte haben, kein Nationalteam für die WM qualifizieren konnte.
Im Iran dürfen Frauen nur mit Kopftuch kicken, und meistens findet Frauenfußball in der Halle statt. Trotz des Protestes und der zeitweiligen Erlaubnis bei der Männer-WM 2018 haben Frauen im Iran immer noch ein Stadionverbot. Die FIFA, die sonst scheinheilig mit ihrer „Respect-Kampagne“ in allen internationalen Männer-Wettbewerben wirbt, schweigt zu dem Thema. Frauenfußball im Sudan, Ägypten, Libyen und anderen afrikanischen Ländern wird zum Teil verfolgt und kann dort nur mit starkem Selbstbewusstsein ausgeübt werden. Ohne die Unterstützung der eigenen Männer, Väter und Brüder ist Frauenfußball gar nicht möglich. Der Frauenfußball hat durch die besondere Unterdrückung der Frau eine politische Dimension.