Rote Fahne 13/2019
Es ist wichtig, mit alten Gewohnheiten zu brechen
Was macht man, wenn im Krankenhaus ein Gehirntumor diagnostiziert wird? Verabschiedet man sich – zumindest innerlich – schon mal vom Leben? Nimmt man den Kampf gegen den Krebs auf? Und wer oder was hilft einem? Ein Korrespondent berichtet über seine Erfahrungen im Kampf gegen Krebs
Im Februar 2014 hatte ich auf der Arbeit zweimal einen Zusammenbruch. Beim zweiten Mal haben meine Kollegen den Krankenwagen geholt. Die Untersuchung im Krankenhaus ergab dann die Diagnose Gehirntumor.
Es war natürlich ein erschreckender Befund, der einen sofort in die Enge treibt. Ich war sehr froh, dass ich meine beste Freundin dabei hatte, die mich seither ohne Wenn und Aber begleitet und unterstützt. Im März 2014 kam dann die Operation, die sehr gut verlief. Nach der Gewebsuntersuchung war es eine Metastase. Der Ausgangstumor war ein malignes Melanom (schwarzer Hauptkrebs).
Was tun? Nach meiner Erkrankung hat sich eine Gruppe gebildet – Genossen, Freunde und Familie, die bereit waren, mich zu unterstützen, zu begleiten und mit mir die nächsten Schritte zu planen. Wir holten Rat bei Ärzten, von denen wir wussten, dass sie eine dialektisch-materialistische Einstellung und Wissenschaftsmethode haben. Diese beachtet die Einheit von Denken, Fühlen und Handeln. Sieht den Menschen als Ganzes – in seiner sozialen Umgebung und Entwicklung – und die Wechselwirkung und Identität von Körper und Psyche.
Ich wurde zu Ärzten vermittelt, die zusätzliche, komplementäre Methoden der Krebstherapie anwenden. Ich bekam eine biologische Infusionstherapie, Unterstützung durch lokale und Ganzkörper-Hyperthermie (Fiebertherapie) und zusätzlich Impfungen mit einer Tumorvakzine. Das ist ein Impfstoff aus Tumorzellen, Mistel und Eigenblut und entspricht einer Antikörpertherapie.
Mit einem Genossen und Psycho-Onkologen hatten wir ein längeres Gespräch, das mir bis heute hilft, mich richtig einzustellen. Einige Kernsätze: Du arbeitest daran, gut zu leben. Du kannst auch daran arbeiten, gut zu sterben. Die Denkweise, die Einstellung zur Krankheit und Heilung sind wesentlicher Teil des Erfolgs – oder Misserfolgs. Wir kämpfen, um den Krebs zu besiegen. Und du musst ein gutes Umfeld von Freunden und Unterstützern aufbauen, regelmäßig Sport betreiben und dich bewusst ernähren.
Man muss kritisch sein
Mir wurde sehr anschaulich, wie Ärzte die Einstellung zur Krankheit und den Verlauf beeinflussen können – positiv und negativ. Wenn du als Patient diese Diagnose erhältst, bist du traumatisiert. Eine Hautärztin der Uni-Klinik wollte mich über die Unwissenschaftlichkeit sämtlicher biologischer Krebstherapie belehren und über meine statistische Überlebenszeit. Damit stellt sie aber Patienten aufs Sterben ein statt auf den Kampf gegen den Krebs. Ich habe erwidert, es seien ja auch bereits Statistiker in einem durchschnittlich 30 Zentimeter tiefen See ertrunken. Gegenüber solchen Ärzten muss man kritisch sein und sie auch meiden.
Dann kamen neue Metastasen. Zwei davon wurden bestrahlt. Ich führte die biologische Therapie weiter, in Kombination mit einer innovativen Antikörpertherapie. Sie richtet sich gegen die Neubildungen des Tumors bzw. die Metastasen. Seit dieser Therapie hat sich keine neue Metastase mehr gebildet. Zwei der Metastasen, darunter auch die unbestrahlte, sind nicht mehr nachweisbar.
Wichtig – moralische Unterstützung
Bis jetzt führe ich die biologische Therapie sechswöchentlich weiter und bekomme zwischenzeitlich hochdosierte Vitamin-C-Infusionen, die das Immunsystem im Kampf gegen den Tumor stärken. Leider bezahlt die Krankenkasse diese Behandlung nicht, das Geld wurde knapp. Da haben meine Genossen den Plan entwickelt, mit einem Benefizkonzert zur Bezahlung meiner Gesundungskosten beizutragen. Das war für mich die beste moralische Unterstützung – und es ist einiges an Spenden zusammengekommen. Mit diesem Fest haben wir viele Freunde begeistert und überzeugt von unserer Kultur der Solidarität, wie wir Feste organisieren und welchen Lebenswillen und welche Zukunftsperspektive wir haben – ein Glück, solche Freunde und Genossen zu haben.
Unweigerlich stößt man bei einer schwerwiegenden Erkrankung immer wieder auf Probleme mit dem herrschenden Gesundheitssystem. Im Kapitalismus ist es vollständig den Profitinteressen von Pharma- und Krankenhauskonzernen untergeordnet. Zugleich muss man die hilfreichen und fortschrittlichen Methoden der „Schulmedizin“ unbedingt nutzen. Dazu braucht man auch Unterstützung und Kenntnisse.
In der vorherrschenden Krebsmedizin spielt die Lebensweise fast keine Rolle – wie regelmäßiger Sport, krebsvorbeugende Ernährung mit viel Gemüse, Kurkuma, Zwiebel, Knoblauch, Rote Bete, wenig Fleisch und süßen Speisen. Es ist wichtig, mit alten Gewohnheiten zu brechen und sein Leben auf die Gesundung einzustellen. Das betrifft die gesamte Haltung zum Leben und Kampf: Optimismus, Verbundenheit mit Mensch und Natur, Herzlichkeit und der organisierte Kampf und die Perspektive einer befreiten Gesellschaft. Das hat mir geholfen, diese eigentlich „unheilbare“ Krankheit zu überwinden. Es hat etwas vom revolutionären Klassenkampf: Du musst bereit sein zu sterben und die ganze Kraft auf den Sieg setzen!