Rote Fahne 12/2019
Erwartungen zur Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen
Vom 7. Juni bis 7. Juli findet in Frankreich die Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen mit 24 Teams statt. Zu den Erwartungen und der Diskriminierung des Frauenfußballs äußern sich Aktive und Fans
Jule, ehemalige Spielerin: Ach, ist Frauenfußball-WM? Da fängt es schon an mit der Diskriminierung: Das weiß ja kaum einer.
Anne, Hobbyspielerin: Als Kind hätte ich gerne im Fußballverein mitgespielt. Aber Anfang der 1980er auf dem Dorf, da durfte man maximal mittrainieren. Am Wochenende mitspielen? Niemals. Kein Wunder, dass das Niveau bei ungleicher Förderung auch ungleich ist! Von der Frauen-WM erwarte ich mir: schöne Spiele, Überraschungsmomente. Aber auch Reportagen und Artikel in kritischen und fortschrittlichen Zeitungen wie der Roten Fahne, zum Frauenfußball international.
Denise, Hobbyspielerin: Es muss sich schon generell im Denken in der Gesellschaft etwas verändern, damit auch im Fußball Gleichberechtigung besteht, das fängt ja im Kindergarten schon an und hört im Beruf nicht auf.
Ines, aktive Spielerin: Der aktuelle Auftritt der Frauennationalmannschaft in dem Werbespot der Commerzbank kommt selbstbewusst rüber, macht sich lustig über das Kaffeeservice als Titelgeschenk 1989. Aber gleichzeitig bedient er sich typischer Klischees. Frauen sind nicht da zum Kinderkriegen, klar, aber zum Pferdeschwanz- und Stöckelschuhtragen, wie es in dem Video gesagt wird. Als ob alle Fußballerinnen oder gar alle Frauen gerne Stöckelschuhe tragen und sich schminken!
Nico, Trainer eines Frauenfußballteams: Das Problem findet sich nicht nur im Fußball, sondern auch in anderen Sportarten, Berufen und teilweise in der Politik wieder. Es müssen noch ein, zwei Generationen vergehen, bis diese unfaire und unbegründete Diskriminierung verdrängt wird. Und es muss auch in den Medien mehr Unterstützung aufgebracht werden.
Jörg, Fan des Frauennationalteams: Erstmals zeigen ARD/ZDF alle Spiele – wahrscheinlich sind sie nicht so teuer. Ich freue mich und hoffe, einige sehen zu können. Dem deutschen Team drücke ich die Daumen.
Die Gespräche führte eine Korrespondentin aus Mannheim