Rote Fahne 06/2019

Rote Fahne 06/2019

Greta Thunberg

Greta Thunberg – die 16-jährige Schwedin ist zu einem Gesicht der Fridays for Future Proteste geworden. In einer Umfrage wählten die Menschen in Schweden sie zur Frau des Jahres 2018

Von (ffz / jw)
Greta Thunberg
Greta Thunberg beim Schulboykott am 22. Februar in Paris. Foto: stephane_p_CC BY-NC-ND 2.0

Greta Thunberg stammt aus einer kleinbürgerlichen Familie: Ihre Mutter, Malena Ernman, ist eine bekannte Opernsängerin; ihr Vater Svante Thunberg, Schauspieler und Produzent. Laut Gretas eigener Aussage gründet ihr besonderes Interesse an der Klimafrage aus dem angeborenen Asperger-Syndrom. Dabei handelt es sich um eine besondere Form des Autismus, bei dem sich die Betroffenen häufig auf ein ganz bestimmtes Thema fokussieren.

 

Thunberg selber sieht die Krankheit und ihr unbeirrbares Engagement für den Klimaschutz als Geschenk.1 Trotz des Medienrummels tritt sie bescheiden auf und bleibt auf dem Teppich. Umso hässlicher, wenn reaktionäre Kritiker ihr diese Krankheit vorwerfen.

 

Begründerin der Schülerproteste gegen Klimazerstörung, wie in den bürgerlichen Medien oft behauptet, ist Greta Thunberg nur eingeschränkt. Schon vorher gab es in verschiedenen Ländern wie Australien oder den USA Aktivitäten wie „Strike for Climate Action“ oder „Zero-Hour“.

 

Greta Thunberg trat mutig vor den Mächtigen des „Weltwirtschaftsforum“ in Davos auf. Sie hat sich dabei auch kapitalismuskritisch posi­tioniert: „Die Leute reden nur, und tun nicht, was sie sagen,“ erklärte sie nach Davos. Und: „Wenn es unmöglich ist, Lösungen im bestehenden System zu finden, sollten wir das System an sich ändern“. Dafür hat sie sich auch den Hass der AfD zugezogen. Deren Spitzenpolitiker Jörg Meuthen wirft ihr allen Ernstes „politischen Kindesmissbrauch“ vor.

 

Neben solchen ultrareaktionären Attacken gibt es auch Versuche der „freundlichen“ Vereinnahmung. Der schwedische Unternehmer Ingmar Rentzhog hat sich dabei schon einmal negativ hervorgetan. Er behauptet, Entdecker von Greta zu sein. Rentzhog kommt aus dem Dunstkreis des ehemaligen US-Vize­präsidenten Al Gore. Beide stehen für den imperialistischen Ökologismus*. Entsprechend hat er Gretas wöchentliche Schulboykotts über das Internet in aller Welt erst richtig bekannt gemacht. Aber in den Prospekten seiner Aktiengesellschaft „We Don‘t Have Time‘ hat er sie vermarktet, um Investoren zu finden.2 Greta und und ihre Eltern haben sich dies inzwischen verbeten.

 

Greta zieht daraus den Schluss, nicht in Verbindung mit irgendeiner Organisation gebracht werden zu wollen. „Sie will ganz frei sein“, sagt ihr Vater. Frei von einer Vereinnahmung durch den imperialistischen Ökologismus, ja! Aber für die Rettung der Menschheit  ist eine organisierte Zusammenarbeit nötig: mit der kämpferischen Umweltbewegung und der internationalen Arbeiterbewegung –  gerne auch mit Greta Thunberg.

 

 

1 facebook-Seite von Greta Thunberg

2 www.taz.de, 10.02.2019

 

* Imperialistischer Ökologismus nennt man eine Ideologie und Politik der Herrschenden. Er greift  die Umweltfrage auf, betreibt scheinbare Umweltschutzproduktion und ergreift auf unbedeutende Nebensächlichkeiten zielende Maßnahmen. Damit soll der Kampf gegen die Umweltzerstörung zersetzt, sollen die Kosten der Umweltzerstörung auf die Massen abgewälzt und zusätzliche Profite erzielt werden.