Rote Fahne 04/2019

Rote Fahne 04/2019

8. März: „Wir wollen eine nachhaltige Wirkung erzielen“

Welche Erfahrungen gibt es mit der Vorbereitung des Internationalen Frauentags in einem Metallbetrieb mit vorwiegender Männerbelegschaft. Gewerkschaftlich aktiven Kolleginnen berichten darüber

Von Redaktion
8. März: „Wir wollen eine nachhaltige Wirkung erzielen“
Foto: RF

Rote Fahne: Was habt ihr bislang am 8. März gemacht?

 

Renate, Vertrauensfrau: Wir Frauen sind gerade mal acht Prozent der Belegschaft. Früher haben wir von der IG Metall eine Nelke an alle Frauen verteilt. Sonst spielten spezielle Frauenthemen im Rest des Jahres keine Rolle mehr. Das wollten wir ändern. Als Erstes haben wir den Vorschlag gemacht, ein Frauenfrühstück zu organisieren.

 

Katrin, Angestellte: Diesen Vorschlag durchzusetzen, war nicht einfach. Wir haben uns aber durchgesetzt. Mit dem Frauenfrühstück haben wir erst mal wahrgenommen, wie viele tolle Frauen wir im Betrieb haben, was sie alles leisten, welche Fähigkeiten sie haben, aber auch, mit welchem Aufwand sie ihre Lebensverhältnisse meistern oder welche Probleme sie damit haben. So konnten wir uns gegenseitig stärken, beraten, voneinander lernen.

 

Miriam, Kranfahrerin: Beim zweiten ­Frauenfrühstück waren dann schon doppelt so viele Frauen da, fast jede Zweite aus dem Betrieb. Auf diesem Treffen haben wir ganz konkrete Forderungen für uns Frauen im Betrieb diskutiert und zusammengefasst. Wir waren selbst erstaunt, was da alles zusammenkam und bislang unter den Tisch gefallen war. Das ging von besonderen Arbeitssicherheitsartikeln bis hin zu fiesen, teils unterschwelligen, aber auch offen sexuellen Belästigungen. Das wichtigste bei dem Treffen war die Erkenntnis, dass zwischen der Gleichberechtigung auf dem Papier und der gesellschaftlichen Wirklichkeit eine Riesenlücke klafft. Dagegen wollten wir aktiv was machen. Außerdem haben sich eine ganze Reihe Frauen gemeldet, um gemeinsam den 8. März 2019 vorzubereiten.

 

Was habt ihr konkret geplant?

 

Renate, Vertrauensfrau: Wir wollen diese Themen so aufgreifen, dass sie fester Bestandteil der gewerkschaftlichen und betrieblichen Arbeit werden. Dieses Jahr wollen wir auch eine gemeinsame Aktion mit möglichst vielen Frauen und Männern vor dem Tor machen. Dazu wollen wir einen Flyer erstellen und ein Transparent aufhängen. Was wir draufschreiben, diskutieren wir noch. Einig sind wir uns allerdings, dass es eine Forderung oder Losung sein soll, die für Frauen und Männer gilt.

 

Viele von uns machen sich Sorgen um den Weltfrieden, lehnen die Hetze gegen die Flüchtlinge ab, auch die Zukunft der Kinder und die Umwelt liegen uns sehr am Herzen. In der Vorbereitung der konkreten Themen bringt eine Kollegin immer wieder die Analysen, Einschätzungen und Vorschläge der MLPD ein, wie zum Beispiel den Zusammenhang der besonderen Ausbeutung und Unterdrückung der Frau mit dem Kapitalismus, und dass zur Befreiung der Frau der Kapitalismus beseitigt werden muss. Wir wollen mit unseren Aktivitäten eine nachhaltige Wirkung erzielen. Dass auch unter unseren Kollegen das Bewusstsein wächst, dass der Kampf für die Rechte der Frauen ein gemeinsamer Kampf ist – nicht nur im Betrieb, sondern gegen die bestehenden gesellschaftlichen Verhältnisse.

 

Vielen Dank und viel Erfolg!