Rote Fahne 23/18

Rote Fahne 23/18

Stefan Engel – eine grundsätzlich andere Art „68er“

Glückwunsch an Stefan Engel, den ehemaligen, langjährigen Vorsitzenden der MLPD, zu 50 Jahre revolutionärer Tätigkeit. In den bürgerlichen Magazinen und Zeitschriften ist aktuell oft von den „Alt-68ern“ die Rede, meist aus der damaligen Studentenbewegung. Viele haben Karriere gemacht, bei bürgerlichen Zeitungen, als Historiker des modernen Antikommunismus oder als Parlamentarier bei SPD, Grünen oder Linkspartei. Aber manche gingen auch einen ganz anderen, einen revolutionären Weg. Von ihnen liest man in den bürgerlichen Medien nichts. Einer von ihnen ist Stefan Engel.

Von ar/kf/jw
Stefan Engel – eine grundsätzlich andere Art „68er“
Erziehung und Ausbildung von Kindern und Jugendlichen liegen Stefan besonders am Herzen

Mit 14 Jahren – im Oktober 1968 – wurde er in der spontanen Schüler- und Lehrlingsbewegung in Neustadt bei Coburg aktiv. Die Gruppe war diffus, hatte noch keine klare ideologisch-politische Orientierung. Einem Teil ging es nur um antiautoritären Protest, andere kritisierten die Kirche; ein kleiner Teil suchte nach revolutionären Antworten. Ein Zeitzeuge erinnert sich: „Es waren politisierte Zeiten – der Widerstand des vietnamesischen Volkes gegen den US-Imperialismus genoss weltweite Solidarität. Aber es war auch ein großes Durcheinander damals, weil es keine revolutionäre Partei gab.“

 

1971 organisierte sich Stefan Engel in der Revolutionären Jugend/Marxisten-Leninisten. 1975 wurde er in den KABD (Vorläuferorganisation der MLPD) aufgenommen. 1977 wurde er zum Vorsitzenden des  RJVD (Revolutionärer Jugendverband Deutschlands) gewählt. Zwei Jahre später – Stefan Engel war gerade mal 25 Jahre alt – folgte die Wahl zum Vorsitzenden des KABD. Er stellte sich mutig und ohne Zögern dieser großen Verantwortung. Unter seiner Führung  konnte der Parteiaufbau als Bund erfolgreich abgeschlossen und 1982 die MLPD gegründet werden.

 

Standards geprägt

 

Vieles, was jungen Genossinnen und Genossen heute an der MLPD selbstverständlich ist, hat Stefan Engel persönlich miterlernt, mitentwickelt, durchgekämpft und verallgemeinert. Er hat sich mit seinem unerschütterlichen Willen, seiner eisernen Disziplin, seinem Rückgrat und seiner Geradlinigkeit sowie seiner Bereitschaft und Fähigkeit, aus allem und von jedem zu lernen, zu einem führenden Theoretiker und praktischen Vorkämpfer der internationalen sozialistischen Revolution entwickelt. Im Gegensatz zu vielen gewendeten kleinbürgerlichen Alt-68ern hat er sich zu keinem Zeitpunkt dem Kapitalismus und seinen Institutionen angepasst. Er hat den proletarischen Stil der MLPD geprägt, mit dem sie immer besser in ihre neue gesellschaftliche Rolle hineinwächst. In bedeutenden Kämpfen wie dem Streik in Rheinhausen, dem Bergarbeiterstreik 1997 oder dem Kampf der Opelaner war er ein gefragter Berater.

 

Ende der 1980er-Jahre begann die MLPD auch eine internationalistische Arbeit. Stefan Engel arbeitete sich in neue Felder ein. „Das kann ich nicht“, ist ein Satz, der in seinem Sprachschatz bis heute nicht existiert. Er war Initiator und treibende Kraft zum Zusammenschluss revolutionärer Parteien und Organisationen in der ICOR. Er genießt großes Ansehen bei den revolutionären Parteien und Organisationen auf der ganzen Welt.

 

Nach dem Tod von Willi Dickhut, dem Vordenker und Mitbegründer der MLPD, im Jahr 1992, übernahm Stefan Engel von ihm die Leitung der Redaktion des theoretischen Organs REVOLUTIONÄRER WEG. Er hatte viel von Willi Dickhut gelernt und war maßgeblich an der Ausarbeitung der Lehre von der Denkweise beteiligt. Unter seiner Führung erschienen bedeutende Werke – zuletzt „Katastrophenalarm! Was tun gegen die mutwillige Zerstörung der Einheit von Mensch und Natur?“

 

Generations-wechsel – lange vorbereitet

 

37 Jahre und drei Monate lang übte Stefan Engel ununterbrochen die Funktion des Parteivorsitzenden aus. Am 31. März 2017 übergab er den Vorsitz an Gabi Fechtner, die vom X. Parteitag dafür vorgeschlagen wurde.

 

In seiner Abschiedsrede bei der Übergabefeier am 8. April 2017, mit fast 1000 Besuchern, sagte er: „Es erfüllt mich mit großer Genugtuung, dass mein Lebensweg durch einen lange Zeit vorbereiteten und auf guter Grundlage durchgeführten Generationswechsel nun mit großem Ernst und sogar mit einer gewissen Begeisterung weiterverfolgt und vollendet wird … Gabi Fechtner ist die neue Parteivorsitzende, ohne jede Einschränkung – und mit vollem Recht vom Zentralkomitee einstimmig gewählt. Es ist das erste Mal in Deutschland, dass an der Spitze der revolutionären Arbeiterpartei eine Frau und eine Arbeiterin steht. Darauf sind wir besonders stolz!“

 

Stefan Engel ist weiterhin Mitglied des Zentralkomitees und als Leiter der Redaktion REVOLUTIONÄRER WEG federführend bei der Weiterentwicklung der ideologisch-politischen Linie der MLPD aktiv.

 

Bei einer kleinen Feier bedankte sich Gabi Fechtner im Namen der ganzen Partei bei Stefan Engel. Als besonders vorbildlich hob sie hervor, dass Stefan Engel nie in seinem Leben geschwankt hat. Ohne solche Arbeiterinnen und Arbeiter, die sich an die Spitze stellen, ist der erfolgreiche Aufbau einer revolutionären Arbeiterpartei undenkbar.