Rote Fahne 22/2018
Antikommunistische Allianz gegen die Novemberrevolution
1914 begann der I. Weltkrieg. Er war Ergebnis der Verschärfung der Konkurrenz der damaligen imperialistischen Mächte in ihrem Kampf um die Weltherrschaft
Mit der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution brach 1917 das schwächste Glied der imperialistischen Kette. Die ganze imperialistische Welt wurde von einer revolutionären Krise erfasst:
Anfang 1918 begann die Revolution in Finnland, es entfalteten sich Massenstreiks in Österreich und Deutschland, im Sommer und Herbst kam es zu Unruhen in Japan und in Bulgarien, zu einem Volksaufstand in Korea, zu gewaltigen Massenstreiks und revolutionären Bewegungen in Italien, Frankreich, Rumänien, den USA, China und Indien.
Unter den verheerenden Auswirkungen des Krieges hatte sich der Klassenkampf auch in Deutschland ungeheuer verschärft. Industrie und Landwirtschaft waren völlig zerrüttet, die Lage der Massen wurde unerträglich. Aus der Illegalität rief der Spartakusbund zur Revolution auf, ohne die kein Frieden zu erreichen sei.
Die verfeindeten Mächte suchten den Ausweg in einem imperialistischen Friedensschluss – Deutschland spekulierte zunächst darauf, nach dem Friedensvertrag mit Russland die Oberhand gegenüber den Westmächten erringen zu können.
Doch die Kräfteverhältnisse entwickelten sich anders – Deutschland zählte zu den Verlierern, das verbündete Österreich-Ungarn zerfiel, die USA stiegen zur stärksten imperialistischen Macht auf. Sie richteten ihr Augenmerk auf Deutschland, das nach seiner Niederlage nun zum schwächsten Kettenglied des imperialistischen Weltsystems geworden war.
Im Oktober 1918 erklärte der Generalstabschef der amerikanischen Armee, General Bliss: „Deutschland … muß ein Bollwerk gegen den Bolschewismus sein“1, und die USA unterstützten dazu die deutsche imperialistische Bourgeoisie. Die rechte Führung der SPD, die 1914 dem Krieg zugestimmt hatte, erbot sich nun als Träger und Gestalter des antikommunistischen Bollwerks. Sie übernahm 1918 die Staatsführung, in die sich mit den bürgerlichen Parteien, der alten Bürokratie und dem reorganisierten militärischen Apparat teilte.2 Damit verhinderte sie – als zu diesem Zeitpunkt noch bürgerliche Arbeiterpartei 3 – den Übergang von der bürgerlich-demokratischen Revolution zur sozialistischen und wurde zur Hauptstütze der Macht des Monopolkapitals.
1 A. J. Kunina – „Das Fiasko der amerikanischen Weltherrschaftspläne 1917 bis 1920“, Berlin 1953, S. 117
2 Nach der selbstkritischen Stellungnahme im Prager Manifest des im Exil tagenden Sozialdemokratischen Parteivorstands 1934
3 Der Charakter der SPD änderte sich von einer ursprünglichen revolutionären Arbeiterpartei. Heute ist sie eine bürgerliche Monopolpartei.