Rote Fahne 19/2018

Rote Fahne 19/2018

Viele US-Jugendliche machen sich Gedanken über den Sozialismus

Die Rote Fahne sprach mit Mick Kelly, Mitglied des Ständigen Ausschusses des Zentralkomitees von Freedom Road Socialist Organization (FRSO).

Von Redaktion
Viele US-Jugendliche machen sich Gedanken über den Sozialismus
Die Jugend in den USA ist in Bewegung. Foto: Fibonacci Blue / CC BY 2.0

Rote Fahne: Ihr habt vor kurzem euren 8. Kongress durchgeführt. Wie hat sich eure Organisation in den letzten Jahren entwickelt?

 

Mick Kelly: Wir sind heute die größte marxistisch-leninistische Organisation in den USA. Unser 8. Kongress war begeisternd. Er steht für eine Periode bisher nicht gekannten Mitgliederzuwachses, aus der wir als wirklich landesweite politische Organisation hervorgegangen sind.

 

Bei der Entwicklung des Kampfes gegen Trump haben wir eine wichtige Rolle gespielt. Aus diesem Kampf sind erfreulich viele kämpferische Kräfte hervorgegangen, die in die Zukunft blicken. Es ist unser Ziel, eine neue kommunistische Partei in den USA aufzubauen, und der 8. Kongress war ein Schritt in diese Richtung.

 

Wie hat sich der Widerstand gegen Trump entwickelt?

 

Seit der Amtsübernahme Trumps sind Millionen Menschen gegen ihn und seine Politik auf die Straße gegangen, so viele wie seit vielen Jahrzehnten nicht. Trump hat die Frauen angegriffen und Frauen sind gegen seine Politik auf die Straße gegangen. Seine Angriffe auf Muslime zielen darauf ab, den Nationalchauvinismus aufzupeitschen und die US-Kriegsvorbereitungen zu unterstützen. Sie haben unter den demokratischen Kräften in den USA viel Widerstand hervorgerufen.

 

In meiner Heimatstadt allein sind 14.000 Menschen gegen das Einreiseverbot auf die Straße gegangen. Trump wird angesichts dieses Widerstands eine Niederlage erleben.

 

In den vergangenen paar Jahren haben sich viele junge Leute eurer Organisation angeschlossen …

 

Die Jugend ist die Zukunft und in den USA ist sie in Bewegung. Sie ist zahlenmäßig am stärksten vertreten im Widerstand gegen Trump. Viele machen sich Gedanken über den Sozialismus. Das ist eine wichtige Veränderung.

 

Der Kapitalismus ist ein gescheitertes System. Er kann dem amerikanischen Volk, insbesondere den jungen Menschen, kein anständiges Leben bieten. Junge Menschen kommen von der Hochschule mit riesigen Schulden und gehen in minderwertige Jobs. Deshalb sollte keiner überrascht sein, dass junge Menschen für den Sozialismus sind. Er ist die einzige realistische Alternative, die wir haben zu dem heutigen System. Es ist natürlich die Aufgabe der Kommunisten, die Idee des echten, revolutionären Sozialismus zu verbreiten. Das Ergebnis ist, dass unsere Organisation deutlich gewachsen ist.

 

In Deutschland wird oft behauptet, dass die Arbeiterklasse in den USA Trump unterstützt. Was ist eure Erfahrung?

 

Wenn ich so gefragt werde, sage ich immer, dass ich Arbeiter und gegen Trump bin. Tatsache ist, dass die Mehrheit der Arbeiter in den USA gegen Trump ist. Afro-amerikanische, Chicano- und Latino-Arbeiter, und auch ein großer Anteil der weißen Arbeiter sind gegen ihn. Hat er Unterstützung? Natürlich – auf der Grundlage des Nationalchauvinismus. Wir müssen dies wissenschaftlich betrachten. Die Wirklichkeit ist, dass die amerikanische Arbeiterklasse keine reaktionäre Masse ist, die Trump hinterherläuft. Es gibt wachsenden Widerstand in der Arbeiterbewegung und in der gesamten Arbeiterklasse. Es ist eine bewegte Zeit für die amerikanische Gewerkschaftsbewegung. Die amerikanischen Arbeiter sind Angriffen ausgesetzt, insbesondere auf ihr Recht, sich in Gewerkschaften zu organisieren.

 

Wie siehst du die Bedingungen für die weitere Entwicklung der Kämpfe und für den Aufbau eurer Organisation?

 

In vieler Hinsicht ist Trump unser bester Anwerber. Die grundlegenden Widersprüche in der amerikanischen Gesellschaft verschärfen sich, die Widersprüche zwischen der Arbeiterklasse und der herrschenden Klasse, wie auch die Widersprüche zwischen der herrschenden Klasse und den unterdrückten Völkern.

 

Für die Kommunisten ist es die wichtigste Aufgabe, diese Kämpfe zusammenzuführen und zu helfen, sie aufzubauen. So finden wir auch neue Kräfte und entwickeln eine wirklich revolutionäre Bewegung in den USA. Manche behaupten, der amerikanische Imperialismus wird ewig andauern. Ich glaube das nicht. Ich denke, dass unsere Zukunft glänzend ist.

 

Du warst in Deutschland und hast mit vielen Menschen der MLPD gesprochen. Was waren deine Eindrücke?

 

Es ist für mich eine Ehre, hier als Gast der MLPD zu sein. Es war sehr interessant, von den fortgeschrittenen Erfahrungen der MLPD zu lernen. Ich freue mich darauf, freundschaftliche Beziehungen zu entwickeln. Ich hatte Gelegenheit, mit Monika Gärtner-Engel vom Zentralkomitee der MLPD und einigen Genossen zu sprechen, die in der Gewerkschaftsbewegung und in anderen Bewegungen aktiv sind.

 

Ich war von ihrem praktischen Herangehen an die Entwicklung der Kämpfe, als auch von ihrer perspektivischen Vision für eine gesellschaftliche Veränderung beeindruckt. Natürlich stimmen wir in manchem überein und in anderem nicht. Aber einig sind wir uns, dass die werktätigen Menschen, und vielmehr auch die Kommunisten in der ganzen Welt, sich vereinigen und zusammenarbeiten müssen, um eine gemeinsame Front gegen den Monopolkapitalismus weiter aufzubauen.

 

Vielen Dank für das Interview!