Rote Fahne 16/2018

Rote Fahne 16/2018

Paraguay – Bauern gegen Landvertreibung und Korruption

Ein Vertreter der Partido Comunista Paraguayo (independiente) – PCP(i) anlässlich eines Besuchs in Deutschland über den Parteiaufbau und ein wichtiges Buch

Paraguay – Bauern gegen Landvertreibung und Korruption
Bäuerin aus Lateinamerika (Daniel Zanini H. / CC BY 2.0)

Rote Fahne: Wie ist die Lage der Massen in Paraguay und welche Erfahrungen macht ihr im Parteiaufbau?

 

Vertreter der PCP(i)1: Es gibt große Proteste gegen die Landvertreibung, vor allem durch das sub-imperialistische Brasilien, das Land aufkauft, Wälder abholzt und Flüsse durch Chemikalien vergiftet. An der Grenze zwischen Brasilien und Paraguay liegt das Wasserkraftwerk Itaipu (das größte Kraftwerk der Welt bis 2006 – die Redaktion). Es gehört eigentlich Brasilien und Paraguay – aber Paraguay bekommt nur drei Prozent des Stroms zum eigenen Nutzen und hat eigentlich nichts davon. Wir arbeiten aktiv mit in der „Bewegung 26. April“ (bezogen auf die Vertragsunterschrift von Itaipu 1973), auch, um bestehende antikommunistische Vorbehalte abzubauen. Außerdem sind wir in der Massenbewegung der Bauern aktiv. Ende August 2017 trugen 20 000 Bauern ihren Protest in Asunción vor und forderten vom Staat, dass er ihre Schulden übernimmt. Durch ein System von Korruption des Staates in Zusammenarbeit mit brasilianischen Konzernen wird den Bauern Land versprochen, was sie über zehn Jahre abbezahlen müssen. Doch dann erhalten sie keine Besitzurkunde als rechtmäßige Eigentümer. Es stellt sich „plötzlich“ ein brasilianischer Eigentümer vor, dessen „Privateigentum“ an Grund und Boden von paraguayanischer Polizei und Staat anerkannt und verteidigt wird. Obwohl sie wissen, dass die Urkunden gefälscht sind! Der Staat empfiehlt den Anbau bestimmter Produkte, und die Bauern gehen davon aus, dass dies als Hilfe für sie gedacht ist. Doch dann stellt sich heraus, dass es keinen Markt für die Ernte gibt. Sie verkommt, und die Bauern können ihre Schulden nicht zurückzahlen. Das trifft ganze Dörfer. Mit unserer Zeitung Unidad Paraguaya klären wir über diese Hintergründe auf, welche Rolle die Großgrundbesitzer und die brasilianischen Konzerne spielen.

 

Ihr habt ein Buch herausgegeben anlässlich des 100. Jahrestags der Oktoberrevolution. Was sind Inhalt und Ziele?

 

Das Buch heißt „OKTOBER 7. November 1917–2017“ und enthält verschiedene Schriften zur Oktoberrevolution von unserem damaligen, mittlerweile verstorbenen Generalsekretär Oscar Creydt anlässlich des 55. Jahrestags der Oktoberrevolution, dazu Auszüge von Lenin, z. B. aus „Staat und Revolution“, von Stalin, Marx und Engels. Das dient als Unterstützung der proletarisch-revolutionären Linie unserer Partei und soll sie bekannt machen. Es ist für viele Menschen in Paraguay schwer, an spanischsprachige Schriften der Klassiker des Marxismus-Leninismus zu kommen. Das Buch stößt auf großes Interesse. Bei einer gut besuchten Buchvorstellung nahmen viele Organisationen teil. Viele Teilnehmer waren sehr interessiert, und es wurde vor allem diskutiert, was die Diktatur des Proletariats ist. Viele Menschen stellen sich darunter einen „Diktator“ vor. Bis heute stiften die Revisionisten, die finanziell aus Moskau unterstützt werden, viel Verwirrung unter den Menschen in Paraguay. Unser Buch soll helfen, Klarheit zu bringen, indem es den Unterschied zwischen ihnen und der proletarischen Linie aufzeigt.

 

Herzlichen Dank für das Gespräch und viel Erfolg!