Rote Fahne 13/2018

Rote Fahne 13/2018

Ein Denkmal für Karl Marx auf den Bastionen von Kronstadt

Anlässlich des 200. Jahrestags des Geburtstags von Karl Marx stellte die Marxistisch-Leninistische Plattform Russlands ein Denkmal auf einem der Forts von Kronstadt auf – gelegen in der Bucht vor Sankt Petersburg. Ein Mitglied der ICOR-Organisation berichtet

Ein Denkmal für Karl Marx auf den Bastionen von Kronstadt
Denkmal von Karl Marx in Kronstadt (Foto: Privat)

Rote Fahne: Was bewog euch, ein Denkmal für Karl Marx aufzustellen?

 

MLP-Vertreter: Wir messen dem Erhalt revolutionärer Traditionen, als Impuls für die Organisierung der revolutionären Massen, große Bedeutung bei. Das war unsere Erfahrung von der Feier des 100. Jahrestags der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution. So berieten wir schon im Jahr 2017, wie wir die 200-Jahr-Feier von Karl Marx, dieses großen Philosophen und Ökonomen, dieses bedeutendsten Kritikers des Kapitalismus, begehen könnten. Die Werke von Karl Marx sind in einer überzeugenden literarischen Sprache geschrieben. Es ist interessant, ihn zu lesen, seine Aussagen über das Wesen der Ausbeutung, über die grenzenlose Gier der Eigentümer sind sehr aktuell in der heutigen Welt.

 

Warum gerade in Kronstadt?

 

Zuerst planten wir die Aufstellung einer Büste in der Stadt Marx, an der Wolga gelegen, im Bezirk Saratow. Wir stellten entsprechende Anfragen an die Stadtverwaltung, aber sie blieben leider unbeantwortet. Dann wählten wir Kronstadt als Stadt revolutionärer Traditionen: Von 1905 bis 1907 gab es dort erste Matrosenaufstände; die Kronstädter Matrosen spielten auch eine Schlüsselrolle in der erfolgreichen Revolution von 1917, bei der Abwehr der Intervention der Entente (der imperialistischen Allianz) und beim Sieg über die weißgardistischen Armeen. Sie waren Wegbereiter für den Triumph der sowjetischen Macht in den Jahren 1917 bis 1918. In der ersten kritischen Periode standen sie auch vorne dran bei der Niederschlagung antisowjetischer Aufstände. Der Film „Wir aus Kronstadt“ über den heroischen Kampf Kronstädter Matrosen war in der Sowjetunion sehr beliebt.

 

Man muss zugleich sagen, dass in derselben Zeit, als die besten der Kronstädter Matrosen, die „Garde der Revolution“, an den Fronten des Bürgerkriegs kämpften, in der Garnison Kronstadt selbst kleinbürgerliche Elemente ihr Haupt erhoben. Anarchisten und Sozialrevolutionäre entfesselten im Februar 1921 einen Aufstand gegen die Diktatur des Proletariats, unter der Losung: „Räte ohne Kommunisten“. Die Niederschlagung dieses Aufstands am 18. März 1921, dem Jahrestag der Ausrufung der Pariser Kommune, war der Schlusspunkt des Bürgerkriegs.

 

Kronstadt spielte eine Schlüsselrolle bei der Verteidigung Leningrads während des antifaschistischen Krieges 1941 bis 1945. Gerade durch den Mut seiner Verteidiger und das Feuer seiner Artillerie erhielt Kronstadt die Verteidigung der Süd- und Westfront und teilweise der Nordfront aufrecht. Umwoben vom revolutionären und antifaschistischen Ruhm, sind die unüberwindbaren Bastionen Kronstadts der beste Ort für die Feier des 200. Geburtstags von Karl Marx. Das war die kollektive Entscheidung der Mitglieder der MLP.

 

Ihr habt zur Einweihung auch ein Straßentheater aufgeführt. Was war der Inhalt?

 

Die Szene fand im Stil der proletarischen Straßentheater der ersten Jahre der Sowjetmacht statt, von Truppen von Blaublusen gespielt. Übliche Figuren der amerikanischen Massenkultur versuchen in der Szene, das Karl-Marx-Denkmal zu zerstören, aber die Proletarier, Frauen und die Jugend verteidigen die Büste, zitieren dabei wichtige Passagen aus den Werken von Karl Marx und tragen Antworten zur Verteidigung der Ideen des Marxismus vor. An der Vorstellung beteiligten sich in Sankt Petersburg bekannte Künstler sowie Mitarbeiter des Russischen Museums.

 

Wie hat die Bevölkerung auf die Aufstellung des Denkmals reagiert?

 

Während wir das Denkmal aufstellten, blieben vorbeigehende Kronstädter stehen, fotografierten sich mit dem Denkmal. Die Mehrheit von ihnen sagte, dass sie uns unterstützt. Die Ideen von Karl Marx sind lebendig, trotz Informationsblockade, und obwohl seine Bücher vollständig aus dem Buchhandel verschwunden sind. Im Ergebnis wuchs die kleine Gruppe der MLP durch die Teilnahme aus dem Volk an. Wir sangen zusammen die Internationale. Die Ordnungshüter zeigten sich neutral, aber man sah die zurückgehaltene Feindseligkeit.

 

Vielen Dank für das Interview!