Rote Fahne 03/2018
Reinigung des Grubenwassers auf Kosten der RAG – ab sofort!
Ende 2018 will die Ruhrkohle AG (RAG) die beiden letzten deutschen Steinkohlezechen in Bottrop und Ibbenbüren schließen
Frank Sundermann, Vorsitzender des Unterausschusses Bergbausicherheit und SPD-Abgeordneter im Landtag von Nordrhein-Westfalen, lobt die RAG dafür in den höchsten Tönen: „Schließlich geht es darum, das Ende des Bergbaus so verträglich und sicher für die Umwelt wie möglich zu gestalten und jeglichem Risiko vorzubeugen“.1 In einer Pressemitteilung erklärt er aber auch, dass die RAG in Ibbenbüren eine Pilotanlage zur Reinigung des Grubenwassers von PCB errichten will.
Das ist zweifach bemerkenswert: Erstens gibt die RAG hier indirekt zu, dass ein Bedarf an der Reinigung des Grubenwassers vorliegt. Zweitens, dass ein solcher auch technisch möglich ist! Das haben Vertreter der kämpferischen Bergarbeiterbewegung Kumpel für AUF, der MLPD und der Umweltgewerkschaft ebenso wie Experten des BUND2 schon seit vielen Monaten aufgedeckt und gefordert.
Es ist überhaupt nicht einzusehen, dass mit dieser Maßnahme bis Ende 2018 gewartet wird. Die Grubenwasser-Reinigung muss auf Kosten der RAG umgehend begonnen werden, und zwar an allen Stellen, an denen Grubenwasser in Bäche und Flüsse eingeleitet wird. Weiterhin muss die Reinigung nicht nur bezogen auf PCB (polychlorierte Biphenyle) erfolgen. Von diesem Ultragift hatte die RAG über 10.000 Tonnen aus Transformatoren und Hydraulikanlagen illegal über Jahre hinweg unter Tage „entsorgt“.3 Vielmehr geht es auch um 1,5 Millionen Tonnen Giftmüll, welche die RAG profitabel aus Industrie- und Müllverbrennungsanlagen sowie Chemieabfällen bei der Verfüllung alter Schächte eingelagert hat. Darunter finden sich hochgiftige Schwermetalle und Dioxine, die ebenfalls mit dem Ansteigen des Grubenwassers ins Grundwasser und Oberflächengewässer eindringen.4
Die RAG hat bereits gegen staatliche Auflagen verstoßen und das Abpumpen des Grubenwassers zurückgefahren. Sie will mit der Schließung der beiden letzten Zechen den Grubenwasserspiegel noch weiter ansteigen lassen, um an den „Ewigkeitskosten“ des Bergbaus zu sparen. Weiterhin ist das Gasfracking aus verbliebenen Kohleflözen geplant – eine weitere fatale Maßnahme der Umweltzerstörung. Auch aus diesem Grund hat es die RAG mit der Schließung der beiden letzten Zechen so eilig.
Die Bergarbeiter haben der Zechenstilllegung nie zugestimmt. Sie werden teilweise verunsichert durch undifferenzierte „Anti-Kohle-Positionen“ von Teilen der Umweltbewegung. Richtig ist, dass zukünftig Kohle und andere fossile Energieträger nicht mehr verbrannt werden dürfen, um die globale Klimakatastrophe zu verhindern. Aber genau für Aktiv-Kohlefilter zur Reinigung vergifteter Abwässer wird die Kohle dringend gebraucht, ebenso für andere Umwelttechnologien wie Kohlefasern. Ein gemeinsamer Kampf für Arbeitsplätze und Umweltschutz sowie gegen die Zechenstilllegungen ist eine dringliche Aufgabe für die gesamte Arbeiter- und Umweltbewegung!
1 https://www.franksundermann.de/2017/12/20/vorreiter-pilotanlage-zur-reinigung-von-grubenwasser-in-ibbenbueren/
2 Bund für Umwelt und Naturschutz e.V.
3 WDR: „Könnes kämpft“ https://www.youtube.com/watch?v=ORnunAICUfE
4 Stefan Engel, „Katastrophenalarm! Was tun gegen die mutwillige Zerstörung der Einheit von Mensch und Natur?“, S. 168 ff.