Rote Fahne 01/2018
Indiens Dämme verstärken Flutkatastrophen in Nepal
Anfang September hat eine zweite Welle von starken Monsunregen Bangladesch, Nepal und Indien heimgesucht
Von den verheerenden Folgen des Monsuns waren mehr als 40 Millionen Menschen betroffen, es ist von über 2100 Toten die Rede. Allein in Nepal wurden 43.000 Häuser zerstört und 192.000 beschädigt.
Monsunregen aus dem Gleichgewicht
Seit Jahren wird diskutiert, dass der Monsunregen aus dem Gleichgewicht gekommen ist. Die damit verbundenen regionalen Klimakatastrophen sind eine Erscheinung des beschleunigten Übergangs in eine globale Umweltkatastrophe.
Dämmebau
Aber damit nicht genug. Nepals Bevölkerung im Flachland (Terai) ist durch Indiens Damm-, Deich- und Kanalbau an den Flüssen entlang der Grenze zwischen Indien und Nepal zusätzlich massiv betroffen. So führt zum Beispiel der bereits 1985 begonnene Bau des Laxmanpur-Damms und des Kalkalwa-Damms seit Jahren zu einer enormen Verstärkung der Überschwemmungen. Beide Dämme verändern den natürlichen Verlauf des Rapti-Flusses und seiner zwei Nebenflüsse.
Auf nepalesischer Seite gibt es kaum eine Befestigung des Flusses durch Dämme oder Ähnliches. So werden aufgrund der einseitigen Befestigung des Flusses während der Regenzeit immer wieder in großem Ausmaß Ackerland und Dörfer in Nepal überflutet. Wertvolles Ackerland wird weggespült, was die Existenz der Bauern auf Dauer bedroht. Entlang der Grenze hat Indien bereits 18 Dämme und weitere Kanäle gebaut, die das Wasser umleiten oder die Ufer einseitig befestigen.
Das örtliche „Laxmanpur-Damm-Opfer-Kampfkomitee“ berichtet in My Republica vom 16. August, dass allein von den Folgen des Laxampur-Damms über 60.000 Nepalesen betroffen und große Flächen Land zerstört sind oder ihre Fruchtbarkeit verloren haben. Dabei ist Indien völkerrechtlich verpflichtet, sicherzustellen, dass eigene Bauprojekte nicht das Recht auf Nahrung in Nepal verletzen. So ist es in den Maastrichter Prinzipien festgelegt.
Imperialistische Bewässerungs- und Umweltpolitik
Das macht einmal mehr deutlich, dass eine imperialistische Politik, die die Bewässerungs- und Umweltpolitik an nationalen Profitinteressen orientiert, für die Bevölkerung diesseits und jenseits der Grenze keine Lösung bietet. Aber auch die nepalesische Regierung ist wenig an der Lage der Bauern interessiert. Bisher wurden kaum Maßnahmen zu einem langfristigen und umfassenden Hochwasserschutz getroffen.
Neun-Parteien-Bündnis ruft zum Protest auf
Ein Bündnis von neun linken und revolutionären Organisationen hat dem jetzigen Ministerpräsidenten Sher Bahadur Deuba (Nepali Kongress) für seinen im August 2017 stattgefundenen Besuch beim indischen Ministerpräsidenten Narendra Modi unter anderem dazu klare Aufträge mit auf den Weg gegeben. Dass nämlich diese einseitigen Dammkonstruktionen einzureißen und Kompensationen für den großen Verlust der Bauern zu bezahlen sind. Doch Deuba hat nichts von ihren Forderungen umgesetzt. Stattdessen lud er Modi zu einem Gegenbesuch ein, um weitere Großprojekte an Nepals Flüssen zu beschließen. Deshalb hat das Neun-Parteien-Bündnis die Bevölkerung zu weiteren Protestaktionen aufgerufen.