Rote Fahne 26/2017
Stahlarbeiter vor wichtigen Entscheidungen
Seitdem der Vorstand von thyssenkrupp am 22. September die geplante Fusion mit dem europäischen Stahlbereich des indischen Tata-Konzerns ankündigte, reißen Proteste und hektisches Krisenmanagement nicht ab
Dem Vorstand ist es nicht gelungen, die Stahlarbeiter für die Fusionspläne bzw. ihre Akzeptanz als vermeintlich kleineres Übel zu gewinnen. Das imperialistische Krisenmanagement mit dem Welt-Stahlgipfel der G20-Staaten in Berlin ist offen gescheitert. Den geplanten Stahlgipfel für Nordrhein-Westfalen sagte die Landesregierung gleich ganz ab, nachdem die IG-Metall-Spitze nicht mehr daran teilnehmen wollte.
Der für Anfang des Jahres anvisierte Termin der Vertragsunterzeichnung zwischen thyssenkrupp und Tata ist laut Handelsblatt1 nun für Ostern vorgesehen. Rechte Gewerkschafts- und Betriebsratsführung hatten die Fusion bisher wortradikal abgelehnt, einen konsequenten Kampf aber desorganisiert und unterdrückt. Daran wächst die Kritik in den Belegschaften.
Als neue Spielart des Co-Managements wurde jetzt eine gemeinsame Arbeitsgruppe mit dem Vorstand in eine Verhandlungsrunde über einen Tarifvertrag umgewandelt. Bis 22. Dezember soll ein „annehmbarer“ Tarifvertrag vorgelegt werden. Im Zentrum der Forderungen der IG-Metall-Führung steht dabei die reformistische Illusion von „zehn Jahren Sicherheit für Beschäftigte, Standorte, Anlagen und Investitionen“. Im Kern bedeutet das die Kapitulation vor den Vorstandsplänen, denn eine solche nebulöse Losung ist ohne Weiteres kompatibel mit der geplanten Fusion und massenhafter Arbeitsplatzvernichtung.
Im Januar sollen dann die IG-Metall-Mitglieder darüber abstimmen. Damit sollen auch die Arbeiter dieser Kapitulation folgen und auf den individuellen Ausweg der dann folgenden Sozialpläne orientiert werden. Ein solcher Tarifvertrag muss abgelehnt werden! Stattdessen müssen die Stahlarbeiter in die Offensive gehen und ihre volle Kampfkraft zum Zuge bringen.
Die Stahlarbeiter diskutieren intensiv darüber, mit wem, wofür und wie man kämpfen soll. Sie haben derzeit viele Trümpfe in der Hand. Auch die Stahlarbeiter von Tata in Ijmuiden kämpfen gegen die geplante Fusion, die internationale Arbeitereinheit wächst. Die Siemens-Beschäftigten stehen ebenso im Kampf um ihre Arbeitsplätze. Metaller und ver.di-Kollegen verschiedener Branchen führen kämpferische Tarifauseinandersetzungen für höhere Löhne und kürzere Arbeitszeit. Die Forderung nach der 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich ist geeignet, alle Arbeiter zusammenzuschließen und in die Offensive zu bringen. Die Probleme der Herrschenden, eine stabile Regierung in Berlin hinzubekommen, gilt es dafür zu nützen.
Die MLPD hat Betriebsgruppen in den verschiedenen Werken aufgebaut und ist elementarer Bestandteil der Kämpfe der Stahlarbeiter. Die Entscheidung, sich besser zu organisieren und dazu die kämpferische Richtung in der IG Metall wie vor allem auch die Betriebsgruppen der MLPD zu stärken – das ist mit die wichtigste Entscheidung, vor der die Stahlarbeiter jetzt stehen.
1 Ausgabe vom 10.12.17