Buchbesprechung

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Marc Chesney: "STOPP – gegen Kasino-Finanzwirtschaft und die Vermarktung der Natur"

Der Autor dieses lesenswerten Buchs war Finanzprofessor der Universität Zürich. Wie nicht selten, wagt er sich mit seiner radikalen Kritik an dem herrschenden Finanzkapitalismus erst nach seiner Universitätslaufbahn an die Öffentlichkeit.

Von Dr. Willi Mast

Er zeigt auf, wie die kapitalistische Welt von einer kleinen Schicht von „Global Playern“ beherrscht wird: Tech-Milliardären, Hedgefonds, Schattenbanken, Eliten der Finanzwirtschaft und Rüstungskonzernen etc. Im Zentrum der Finanzgeschäfte stehen gigantische unproduktive Wettgeschäfte – und ein riesiger Berg von Schulden. Die öffentlichen und privaten Schulden haben rund 400 Prozent des weltweiten Bruttoinlandprodukts erreicht – Schulden, die niemals zurückbezahlt werden.


Alle wichtigen Warnlampen blinken rot: die begonnene globale Klimakatastrophe, wachsende Massenarmut, die Zerstörung ganzer Volkswirtschaften, immer neue Kriegsherde und die akute Gefahr eines atomaren Weltkriegs …


Die herrschende Politik will die Fahrt in die Katastrophe noch beschleunigen: grenzenlose Ausbeutung von Mensch und Natur, noch mehr Wachstum, Kriege um die letzten Ressourcen. Maximale Rendite – und nach uns die Sintflut. Kein Zufall, dass führende Politiker wie Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron aus führenden Finanzkonzernen in die Politik gewechselt sind.


Gegenwärtig erreichen alle öffentlichen und privaten Schulden zusammen das Vierfache des Bruttoinlandprodukts aller Länder. Die Käufer der staatlichen Anleihen sind insbesondere Großbanken oder namhafte Investoren. Leute wie Jeff Bezos oder Elon Musk, die Hunderte Milliarden besitzen. Sie spekulieren mit Staatsanleihen, Krypto-Währungen, Aktien, strukturierten Produkten, Optionen…


Zu dem Krebsgeschwür gehören Schattenbanken, die etwa die Hälfte des weltweiten Finanzsektors beherrschen. Das sind Finanzinstitutionen ohne Banklizenz, die praktisch nicht reguliert sind und machen, was sie wollen – Hedgefonds wie Blackrock, Vanguard u. a.

 

Chesney ist wütend, auch über die Unterwürfigkeit von „Wirtschaftswissenschaftlern“. Mit ihrer Ideologie von „freien Märkten“ etc. rechtfertigen sie diesen „Casino-Kapitalismus“ als alternativloses Wirtschaftssystem.

 

Seine Konsequenzen – Empörung und einige Finanzreformen – bleiben allerdings nebulös und halbherzig. Angesichts des rasanten Niedergangs des kapitalistischen Weltsystems und der kapitalistischen Barbarei gibt es nur eine revolutionäre Antwort – die man von dem lesenswerten Buch allerdings nicht erwarten kann.

 

Das Buch ist in diesem Jahr im Westend-Verlag erschienen und kostet 20 Euro.