Polarstern-Expedition
Weitreichende Veränderungen in der Antarktis
Am 15. Dezember startete das Forschungsschiff „Polarstern“ seine Fahrt in das Weddellmeer an der Nordküste der Antarktis. 45 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wollen bis Februar 2026 erforschen, wie die Erderwärmung und die Abnahme des Meereises die gesamte Nahrungskette bis in die Tiefe von 5 000 Metern beeinflusst.
Die einzigartigen Lebensgemeinschaften und deren Fähigkeit, Kohlenstoff aufzunehmen, sind bedroht, was wiederum die begonnene Umweltkatastrophe befeuert.
Was nicht wahr sein soll ...
Dreist behauptet das der AfD nahestehende „Europäische Institut für Klima und Energie e.V. (EIKE), dass die Antarktis seit 1988 kälter wird. Zwar gibt es auf der Westantarktis einen schwachen statistisch nicht gesicherten Trend zur Temperaturabnahme seit 2000, doch hatte diese sich bis dahin dreimal so schnell erwärmt, wie der globale Durchschnitt. (1) Von kälter werden der gesamten Arktis schon gar keine Spur. West- und Ostantarktis zeigen eine deutliche Gesamterwärmung. Da können die reaktionären bis faschistischen Leugner der Umweltkrise Vereine mit hochtrabenden Namen gründen, es erhöht keinesfalls deren Wahrheitsgehalt. Noch gefährlicher aber als das Leugnen der begonnenen globalen Klimakatastrophe sind die Methoden von EIKE, es wird zersetzende Skepsis verbreitet.
Ostantarktis erwärmt sich alarmierend
Im kältesten, trockensten und windigsten Kontinent der Erde schlummern 70 Prozent des weltweiten Süßwassers – ein Reservoir, das für das globale Klima und den Meeresspiegel entscheidend ist. 99 Prozent sind mit Eis bedeckt, stellenweise bis 5 000 Meter. Lange galt das schwer zugängliche Innere der riesigen Ostantarktis als kaum fassbar. Drei unbemannte Wetterstationen der Nagoya-Universität (Japan) lieferten Daten, dass zwischen 1993 und 2022 die jährlichen Durchschnittstemperaturen dort um 0,45 bis 0,72 Grad pro Dekade stiegen, deutlich schneller als der globale Durchschnitt. Verantwortlich sind Veränderungen der atmosphärischen Zirkulation durch Temperaturunterschiede im Südlichen Ozean, die im Übergangsbereich zwischen warmem und kaltem Wasser intensiver werden. Wer die Entwicklung wie EIKE leugnet, der soll mal erklären, warum die Larsemann-Berge in der Ostantarktis und Green Island im Nordwesten immer schneller ergrünen (Moose und Gräser).
Schnelle und abrupte Veränderungen des Meereises
Eine aktuelle Studie in der Fachzeitschrift „Nature“ bewertet neue Erkenntnisse: Antarktis und südlicher Ozean zeigen zunehmende, sich selbst verstärkende und potenziell unumkehrbare Veränderungen. Im Winter wächst das Meereis auf 19 Millionen Quadratkilometer – das doppelte der Fläche der USA und fast ein Zehntel der weltweiten Meeresfläche. Seit Beginn der Satellitenbeobachtung in 1979 zeigte die Meereseisausdehnung lange keine Änderungen. Doch zwischen 2015 und 2017 verlor die Antarktis rund vier Millionen Quadratkilometer ihrer winterlichen Meereisbedeckung. 2022 und 2023 folgten neue historische Tiefstände und 2024 das zweitniedrigste Minimum. Nach einem starken Abwärtstrend gab es 2025 eine gewisse Erholung. Die Ausdehnung zeigte eine große regionale Variabilität, lag aber trotzdem unter dem langjährigen Durchschnitt. Wenn EIKE daraus eine Trendumkehr konstruiert, ist das Rosstäuscherei. Durch den Rückgang verliert das Meereis seine Barrierefunktion, die das Schelfeis an der Küste vor Wellenschlag und Wärme schützt. Das Schelfeis wird unterspült und taut von unten auf. Es kann schneller brechen, das Festlandeis beginnt rascher ins Meer zu fließen und verliert an Stabilität. Weniger Eis reduziert die Albedo (Rückstrahlung Wärme), was die Erwärmung verstärkt. Laut der Arbeitsgruppe Eisdynamik am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung ist es unwahrscheinlich, dass das Abschmelzen der Westantarktis noch zu verhindern sei.
Raubbau durch Fischerei gefährdet das Nahrungsnetz
Seit Jahren sperren sich Russland, China, Norwegen und Südkorea gegen die Ausweisung des Weddellmeeres als Schutzgebiet. Jährlich fischen sie im ganzen Südlichen Meer 200 000 Tonnen Krill (kleine Krebstiere) für Aquakulturen, Fischöl und als Tierfutter. Krill ist die Hauptnahrung von Walen, Robben, Pinguinen und Fischen. Mit Langleinen fangen sie Seehecht und dezimieren viele Fischarten als Beifang. Für ihre Profite zerstören sie die ganze Nahrungskette. Russland und die USA vermuten riesige Öl-Vorkommen unter dem Weddellmeer. Andernorts liegen Eisenerz, Kohle, Kupfer und Molybdän. Noch ist Bergbau dort verboten.
Dringender Schutz erforderlich!
Das Buch „Die globale Umweltkatastrophe hat begonnen!“ hat die Destabilisierung des Systems der Meeresströmungen und der Jetwinde als direkte Folge der Klimakatastrophe als einen neuen Hauptfaktor der globalen Umweltkatastrophe mit existenziellen Folgen für das Überleben der Menschheit analysiert. Die Umweltbewegung muss der Forderung nach beschleunigter Erforschung der Weltmeere und der Einrichtung internationaler Schutzzonen, wie in der Arktis und Antarktis größere Aufmerksamkeit schenken.