Weihnachtsansprache des Bundespräsidenten
Mut und Zuversicht ...
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ruft dazu in seiner Weihnachtsansprache auf. Damit hat er Recht, die braucht man.
Bloß wofür, da gehen die Meinungen auseinander. Steinmeier meint, "um immer wieder neu anzufangen“. Wenn er damit alltägliche Abläufe meint, ok. Aber sonst will man eigentlich nicht nur "immer wieder neu anfangen", sondern auch vorwärtskommen, voranschreiten, Fortschritte und Ziele erreichen. Mutig sein "für die großen Dinge, die wir uns als Gesellschaft vornehmen". Eines dieser "großen Dinge" ist Frieden. Bisher sind wir mit Trump und Selenskyj noch nicht einmal einer Waffenruhe näher gekommen.
Mit Steinmeiers Predigt auch nicht. Zumal er mitten in seiner Ansprache, mitten in "Freiheit und Menschenwürde, gerechtem Frieden und demokratischer Selbstbestimmung" die "Stärke", sprich: die imperialistische Führungsrolle Europas bemüht. Nein, da rufen wir lieber zum Mut auf, die Probleme der Menschheit an der Wurzel zu packen. Zum Mut, sich für die Vorbereitung der internationalen sozialistischen Revolution einzusetzen.
In den Kommentarsspalten neben der abgedruckten Rede von Steinmeier ist von großer Zustimmung zu seinen salbungsvollen Worten wenig zu spüren. Das System der kleinbürgerlichen Denkweise als Rezept für bundespräsidiale Weihnachtsansprachen verliert an Wirkung. Ein FAZ-Leser kommentiert in der gestrigen Ausgabe: "Die Ansprache kann er sich sparen. Diese ständigen Ermahnungen, wozu die Bürger 'bereit sein müssten' nerven nur noch. ... Wir sollen doch alle den Gürtel enger schnallen, schlanker Staat und Bürokratieabbau sind das ständig wiederholte Mantra."
Mal sehen, was sich der Kanzler für seine Neujahrsansprache einfallen lässt.